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uft ihre Mitglieder auf, extremen Parteien von rassistischem oder xenophobem<br />
Charakter jegliche Unterstützung zu verweigern, darunter auch jegliche Zusammenarbeit<br />
mit deren gewählten Vertretern zur Bildung von Mehrheiten zur<br />
Machtausübung.“ Die FPÖ wird neben dem Flamsblock und der Schweizer Volkspartei<br />
namentlich genannt. Aber die Überraschung der österreichischen Konservativen<br />
über das entschiedene Vorgehen der übrigen EU-Länder war vermutlich<br />
tatsächlich echt. In Österreich ist man es nicht gewohnt, dass politischen Absichtserklärungen<br />
Taten folgen. Darum konnte Haider auch die wohltönende Präambel<br />
zur Regierungserklärung unterschreiben.<br />
Erwartungsgemäß fallen die Reaktionen von Rechtsextremisten auf die Auslandskritik<br />
an der FPÖ-Regierungsbeteiligung aus. Haider selbst entlarvte gegenüber<br />
dem „Spiegel“ „hohe Funktionäre der jüdischen Gemeinde in Wien,<br />
welche versucht hätten, beim State Departement in Washington gegen uns<br />
Stimmung zu machen, als Drahtzieher“. Das FPÖ-Zentralorgan sieht die Hauptverantwortung<br />
bei „einer internationalen Allianz, die sich unter dem politisch<br />
korrekten Diktum des Antifaschismus freundlich für die Gelegenheit bedankte,<br />
die unbedarfte kleine Republik auf der großen Bühne der Weltpolitik zum jeweils<br />
eigenen Vorteil zu instrumentalisieren“. Die regierungsnahe Wochenzeitung „Zur<br />
Zeit“ widmete der ausländischen Kritik an der FPÖ-ÖVP-Koalition gar eine Sondernummer.<br />
Schon in der Einleitung werden die Hintergründe der gegenwärtigen<br />
Kampagne aufgedeckt, nämlich „der alte Deutschenhass, der auf dem kleinen<br />
Österreich abgeladen werden kann und jüdisch-israelische Ambitionen, einen<br />
Buhmann zu haben, um weitere finanzielle Forderungen zu legitimieren“. Haider-Berater<br />
und „Zur Zeit“-Chefredakteur und Mitherausgeber Andreas Mölzer<br />
sieht Österreich als Opfer der altbekannten antideutschen, was so viel heißt<br />
wie jüdischen, Verschwörung. So hält er es für bequem, „dass kleine Land zu<br />
prügeln, wenn es darum geht die Deutschen insgesamt bußfertig und zahlungsbereit<br />
zu halten“.<br />
Während das Ressentiment hier noch mühsam kaschiert wird, tritt der Antisemitismus<br />
in den Reaktionen von Neonazis offen zutage. Ein Reichsführer SS<br />
schrieb bereits am 26. Januar im Gästebuch der Homepage der „Neuen Deutschen<br />
Jugend“: „Heil Kameraden! Die weltweite Juderei hat Angst, dass im Gau<br />
Österreich unser Kamerad Haider an die Macht kommt. Gut so! Heute hört uns<br />
Österreich, morgen Deutschland und übermorgen die ganze Welt. Und Juden den<br />
Tod!“<br />
Aus ganz Europa gingen Solidaritätsbekundungen für die FPÖ und die neue<br />
Regierung ein. Die Deutschlandbewegung von Alfred Mechtersheimer, die sich<br />
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