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au von Bedrohungsszenarien wie „Das Boot ist voll“ zu Unmutsreaktionen in<br />

der Bevölkerung, zu Gewalthandlungen gegen Ausländer, zu Forderungen nach<br />

tiefgreifenden Grundgesetzänderungen bis zu Rufen „Verrat an Deutschland“<br />

führen. Der Rechtsextremismus in und aus der Mitte der Gesellschaft reicht aber<br />

weit über CDU/CSU hinaus und geht von militaristischen Kreisen, Teilen der<br />

Vertriebenenfunktionäre, über Studenten und Professoren an den Universitäten<br />

und deutschtümelnden Vereinen bis hin zu Kräften der Kirchen, zu Denk- und<br />

Verhaltensweisen von staatlich Bedienstesten. Überall finden wir hier in unterschiedlicher<br />

Ausprägung im Alltagsbewusstsein Rassismus, Antisemitismus,<br />

Nationalismus, völkisches und militaristisches Denken sowie Geschichtsrevisionismus,<br />

besonders hinsichtlich einer Gleichsetzung von Tätern und Opfern sowie<br />

im Sinne der Totalitarismus-Doktrin, der Gleichsetzung von Linken und Rechtsextremisten.<br />

Erst kürzlich konstatierte Professor Peter Steinbach, Leiter der<br />

„Gedenkstätte Deutscher Widerstand“ in Berlin: „Bis heute werden in Kameradenkreisen<br />

Deserteure diffamiert, kritisiert man den militärischen Widerstand<br />

als Landesverrat...“<br />

Insgesamt ist in den letzten Jahren in der gesamten deutschen Gesellschaft<br />

die Hemmschwelle gegenüber dem Rechtsextremismus gesunken. Um besser dagegen<br />

angehen zu können, brauchen wir bald neben vielem anderen auch eine<br />

genauere Begriffsbestimmung, was unter Rechtsextremismus aus und in der<br />

Mitte der Gesellschaft zu verstehen ist. Klar ist, dass wir es nicht mit festumrissenen<br />

Strukturen zu tun haben und dorthin gehende politische, geistige<br />

und mentale Tendenzen und Elemente in allen Schichten der bundesrepublikanischen<br />

Gesellschaft anzutreffen sind, ohne damit zu sagen, dass die gesamte<br />

Mitte rechtsextrem infiziert ist. Personell handelt es sich dabei nicht um so<br />

genannte Stiefelfaschisten, sondern um Biedermänner (und –frauen) im Nadelstreifenanzug,<br />

die verbal Munition für die offen bekennenden extremen Rechten<br />

am Rand der Gesellschaft liefern und diesen das Gefühl vermitteln, mit ihren<br />

Gewalttaten im Sinne der schweigenden Mehrheit der Bevölkerung zu handeln.<br />

Im Kern handelt es sich hierbei nach den Worten des Cottbusser evangelischen<br />

Superintendenten Rolf Wischnath um eine „bürgerlich verbrämte Menschenverachtung“.<br />

Eine solche Wertung wird vor allem dadurch bestätigt, dass sich der Rechtsextremismus<br />

aus und in der Mitte der Gesellschaft vorrangig gegen Ausländer,<br />

insbesondere gegen Asylbewerber richtet; in der Selektion von Ausländern<br />

nach ihrer ökonomischen Nützlichkeit für die deutsche Wirtschaft. Ein weiterer<br />

Ausdruck ist gleichfalls der anwachsende Wohlstandschauvinismus in<br />

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