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Erkenntnissen schmerzen würde. Wir müssen akzeptieren, dass die autoritäre<br />
Erziehung, die zum Teil sinnlos normative Ordnung des öffentlichen Lebens in<br />
der DDR, die durchaus vorhandenen spießigen, zu politischer Intoleranz erhobenen<br />
Einstellungen gegen Andersdenkende und Anderslebende gesellschaftlich<br />
anerkannt waren. Das hat Einfluss auf die Sozialisation des Nachwuchses. Der<br />
Zweifel am Sinn der Eingrenzung war ausgesperrt. So erstarrte der konstruktive<br />
Widerspruch in der Phrase. Und diese eingeübten Erfahrungen engen bis heute<br />
lebensstrategisch ein. In den Familien werden unreflektiert verhärtete Weltsichten<br />
weitergegeben, auch bei denen, die sich für progressiv halten. Das betrifft<br />
offenbar alle Wählerschichten gleichermaßen. Vor der Änderung steht die Analyse.<br />
Wir müssen offenbar zur Kenntnis nehmen, dass entgegen dem gesunden<br />
Menschenverstand ein extrem irrationaler Hass auf Neues und Fremdes nicht wie<br />
zu erwarten mit den positiven Grundwerten kollidiert. Irritation und Unsicherheit<br />
über Gegenwart und Zukunft machen dafür aufnahmebereit. Es war lange<br />
Jahre sehr bequem für das wachsende rechtsextreme Gewalt- und Gesinnungspotential<br />
im Osten sattsame Argumente gegen die DDR-Geschichte ins Feld zu<br />
führen, so als wäre die DDR voraussetzungslos Ursache und Auslöser gewesen. In<br />
der Begeisterung über solche Erkenntnisse waren Ereignisse wie in Solingen und<br />
Lübeck plötzlich nicht mehr denkbar. Doch sie fanden brutal statt. Inzwischen<br />
wird etwas vorsichtiger geschlussfolgert. Doch wie immer wir es auch drehen,<br />
die Anzahl der Übergriffe im östlichen Territorium ist prozentual auf die Bevölkerung<br />
umgerechnet erheblich höher als im westlichen. Dafür gibt es viele<br />
Ursachen. Vergessen wir dabei auch nicht, dass die heute 15-jährigen damals<br />
Kindergartenkinder waren und in zehn Jahren durch die neue Ordnung gegenüber<br />
rechtsextremer Ideologie nicht immun geworden sind. Was ich über die<br />
Ursachen lese, erscheint mir nicht selten eine eher hilflose Aufzählung von alltagskulturellen<br />
Mängeln zu sein. Wieso wird beschwichtigend mit persönlicher<br />
Unzufriedenheit, Ödnis in der Landschaft, Langeweile, Lehrermangel und Spannungen<br />
im Elternhaus argumentiert? Das rechtfertigt doch keinen derartigen<br />
Verfall aller menschlichen Werte. Was also verbindet jugendliche rechtsextreme<br />
Gewalttäter miteinander und mit ihrer menschenverachtenden Gesinnung? Was<br />
ist daran gesellschaftlich, was familiär, was durch die Persönlichkeit im Lebensentwurf<br />
induziert? Und wann entstehen bei gleichen Bedingungen ganz andere<br />
Lebensentwürfe? Kurzum, warum werden manche rechtsextrem und viele andere<br />
nicht?<br />
Ich möchte noch eine Erfahrung mit Ihnen teilen. Ich hatte mich in letzter<br />
Zeit oft mit Lehrenden unterhalten, die im aktiven Schuldienst und PDS-nah<br />
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