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ich, dass wir es vor allem mit einem tief sitzenden Rassismus in Staat und Gesellschaft<br />
zu tun haben.<br />
Dass der Faschismus in seiner Funktion ein Mittel der kapitalistischen Krisengesellschaft<br />
ist, will ich nicht leugnen. Daher teile ich auch die Aussage von<br />
Max Horkheimer, dass man nicht vom Faschismus reden sollte, ohne auch vom<br />
Kapitalismus zu reden. Aber dem Phänomen des heutigen Rechtsextremismus,<br />
der ganz zentral auf Rassismus aufbaut, wird diese Analyse nicht gerecht und<br />
kann auch nicht ausreichen, dieses Phänomen zu erklären.<br />
Widmen wir uns also diesem Phänomen: Rechtsextremisten heute haben meines<br />
Erachtens ein ganz bestimmtes Weltbild. Das ist vor allem durch und durch<br />
rassistisch. Aber sie sind auch nationalistisch, patriotisch, überhöhen Deutschland.<br />
Sie finden Militär gut, halten nichts von Emanzipation, schon gar nichts<br />
von Frauenemanzipation. Sie befürworten autoritär strukturierte Gesellschaften,<br />
lehnen Demokratie ab, hassen Nicht-Arier, Schwule, Penner. Sie lieben Uniformen,<br />
viel Starres und beziehen sich zum Teil auf die heute existierende Skinheadkultur.<br />
Würde man sie zum Thema Kapitalismus befragen, würden sie sagen, dass<br />
sie ihn Scheiße finden und ihn abschaffen wollen. Sie knüpfen ganz bewusst an<br />
die soziale Frage, an „Oben und Unten“ an und gebärden sich antikapitalistisch.<br />
Dass der Kapitalismus in bestimmten Situationen auf den Faschismus zur Krisenbewältigung<br />
zurückgreift, hat meines Erachtens mit diesem Phänomen wenig<br />
zu tun. Die eben genannten Werte und die politischen Vorstellungen, auf die<br />
sich der aktuelle Rechtsextremismus der Neonazis begründet, haben keinesfalls<br />
allein ihre Ursache in der Wettbewerbsgesellschaft oder in der sozialen Situation<br />
von Ausgebeuteten. Ich denke, dass Rassismus und dieses Gedankengut nicht nur<br />
darauf begründet sind, dass wir in einer Wettbewerbsgesellschaft leben.<br />
Damit möchte ich an die Diskussion anknüpfen, die es über die DDR gab.<br />
Ich möchte die DDR ganz gewiss nicht gleichsetzen mit dem, was heute an<br />
rechtsradikalem Gedankengut existiert, aber auch in der DDR wurden derartige<br />
Werte gepflegt und an die nächsten Generationen weitergegeben. Das hat wenig<br />
mit dem vorherrschenden Totalitarismusdiskurs zu tun. Dieser Diskurs bekommt<br />
nicht dadurch Nahrung, dass man die DDR als autoritär kritisiert, sondern dadurch,<br />
dass man sie mit all ihren autoritären Ausprägungen verklärt. Das arbeitet<br />
den heutigen rechtsextremistischen Strukturen in die Hände. Sie beziehen<br />
sich nicht umsonst teilweise positiv auf die DDR, gerade in den neuen Bundesländern.<br />
Deswegen glaube ich, dass der Hinweis, dass es beim Antifaschismus grundsätzlich<br />
um die Abschaffung des Kapitalismus geht, nicht ausreicht, auch wenn<br />
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