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zeln liegen im Jahre 1946. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Vorläufer der Alleanza<br />

Nazionale, der MSI (Movimento Sociale Italiana) gegründet. Der MSI war damit<br />

die älteste europäische neofaschistische Partei nach dem Zweiten Weltkrieg. Im<br />

Zuge der politischen Krise in Italien in den 90er Jahren, als das Parteispektrum<br />

sich radikal wandelte, war die klare Losung der Führung der Alleanza Nazionale,<br />

von dieser Situation zu profitieren. Zu diesem Zweck musste der Name geändert<br />

und eine politische Neuausrichtung angestrebt werden. Nur so würde es möglich<br />

werden, was dem MSI nach 1946 bis in die 90er Jahre verwehrt wurde:<br />

anerkannter Partner in der italienischen Politik zu werden und an der Regierung<br />

beteiligt zu werden. In den letzten zehn Jahren hat es Fini und der Führungskader<br />

durch die Öffnung der Partei ins konservative Lager und die Bindung<br />

von Rechtsintellektuellen geschafft, eine moderne, aber nach wie vor neofaschistische<br />

Partei zu präsentieren. Die Partei agiert sehr geschickt und ist von<br />

faschistischen bzw. neofaschistischen Parteien in Deutschland oder anderen europäischen<br />

Ländern zu unterscheiden. Denn selbst der damalige MSI trat nie<br />

explizit mit Blut-und-Boden-Ideologien oder antisemitischen Ausfällen im politischen<br />

Alltag in Erscheinung, sondern orientierte sich deutlicher an einer<br />

klerikalen, konservativen und damit moderaten Variante. Dieser Weg wurde in<br />

den letzten Jahren prononciert. Dementsprechend lässt sich auch schwerlich der<br />

neofaschistische Charakter der Partei anhand von antisemitischen, nationalistischen<br />

oder rassistischen Positionen ableiten. Anhand der Parteidokumente seit<br />

1995 kann die intellektuelle und kulturelle Kontinuität mit den historischen<br />

Wurzeln des europäischen Faschismus nachgezeichnet werden, wobei sich natürlich<br />

die Sprache gewandelt und angepasst hat.<br />

Was hat Europa für einen Stellenwert für diese drei Parteien, welche direkten<br />

und indirekten Wirkungen gibt es? Warum können diese drei Parteien überhaupt<br />

zusammenarbeiten, obwohl es eigentlich nicht möglich ist? Nach wie vor vertritt<br />

die Lega Nord in Norditalien den Ansatz eines radikalen „Föderalismus“.<br />

Der „verhasste“ Zentralstaat solle endlich dezentralisiert oder zugespitzt ausgedrückt,<br />

möglichst zerschlagen werden. Die Verteilungsfrage der ökonomischen<br />

Ressourcen steht dabei ganz oben auf der Liste ihrer politischen Agenda. So<br />

sollen die Steuergelder nicht mehr nach Rom überwiesen werden und dort ineffizient<br />

nach Süditalien umgeleitet werden. Vielmehr brauche der reiche Norden<br />

das Geld selber, habe selber genug soziale und ökonomische Probleme und solle<br />

autonom entscheiden, wie mit den Steuergeldern zu verfahren sei. Bereits 1994<br />

führte dies logischerweise dazu, dass sich die Lega Nord hinsichtlich der favorisierten<br />

ökonomischen Konzeptionen positiv auf die Maastricht-Kriterien bezog.<br />

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