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stückelung Jugoslawiens und die terroristische Germanisierungspolitik in allen<br />
mit SlowenInnen besiedelten Regionen wurde zu einem großen Teil mit Kärntner<br />
Kadern realisiert. Diese Tätergeschichte ist noch nicht geschrieben, das steht<br />
noch aus. Die Brutalität, mit der die slowenischen Gebiete geplündert und die<br />
dort lebenden Menschen enteignet, gedemütigt und zu Zehntausenden massakriert<br />
wurden, der materielle Gewinn der aus Raub von Vermögen und Zwangsarbeit<br />
gezogen wurde, begründete jenes schlechte Gewissen, aus dem sich heute<br />
ein großer Teil der so genannten Kärntner Urangst – das ist eine Parole, mit der<br />
bei uns gearbeitet wird – speist. Das ist eine der Parolen, die Haider benutzt,<br />
wenn er Nationalismus schürt.<br />
Die Machtübergabe der Nazis an Vertreter der Kärntner Vorkriegsparteien Anfang<br />
Mai 1945 war ein politisch einmaliger Akt. Man muss sich vorstellen, die<br />
Nazis haben die Macht an die Nachkriegsgeneration direkt übergeben. Das ging<br />
ebenso geschmiert vor sich, wie die Übernahme des bürgerlichen Vorkriegsverwaltungsapparates<br />
durch die Nazis. Vorrangiger Zweck der Aktion war die<br />
Kontinuität des Verwaltungsapparates zu sichern und slowenischen politischen<br />
Ansprüchen zuvor zu kommen. Ein Elitenwechsel fand nicht statt. SPÖ und ÖVP<br />
– die zwei Hauptparteien – buhlten auch in Kärnten so wie auch im übrigen<br />
Österreich um die Stimmen der Nazis und integrierten sie in so hoher Zahl, dass<br />
die Kontinuität der alten Deutsch-Nationalen und der slowenischen Politik in<br />
Kärnten auch personell ungebrochen war.<br />
Der hegemoniale Raum des Deutsch-Nationalismus wurde, wenn überhaupt,<br />
durch die militärische Niederlage des Nationalsozialismus nur kurzzeitig erschüttert<br />
und in keiner Weise in seiner Kontinuität beschädigt. Im Gegenteil!<br />
Durch die Eingliederung in die antikommunistische Strategie des Kalten Krieges<br />
wurde der deutsch-nationalistische Konsens in Kärnten in bisher nicht da<br />
gewesenem Maße „zivilisiert“, stabilisiert und ausgebaut. Abgereicherte nationalsozialistische<br />
Ideologie verband sich sowohl mit uralten deutsch-nationalen<br />
bzw. antislawischen Politikmustern als auch mit neueren korporatistischen bzw.<br />
sozialpartnerschaftlich umgeformten Volksgemeinschaftsillusionen.<br />
Innerhalb des sich so herausgebildeten deutsch-nationalen hegemonialen<br />
Raumes hat sich ein Aktionsmuster herausgebildet, das bis auf den heutigen<br />
Tag Gültigkeit hat. Deutsch-nationale, antislawische Verbände unter den Namen<br />
„Kärntner Heimatdienst“ preschen vor. Die Landtagsparteien ziehen nach, legitimieren<br />
und legalisieren. Nur kurz, damit nicht der Eindruck entsteht, ich rede<br />
da über Abstraktes: Es ging um die Abschaffung des allgemeinen zweisprachigen<br />
Unterrichts an den Pflichtschulen in Südkärnten im Jahr 1958. Es ging dann um<br />
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