download
download
download
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Rechtspopulismen und Rechtsextremismen, weil der Begriff Faschismus natürlich<br />
historisch zu handhaben ist. Antifaschismus könnte eventuell ein passender<br />
Begriff sein, aber ich glaube, er war nicht der effiziente Begriff für die französischen<br />
Auseinandersetzungen. Ich glaube, diese neuen Erscheinungen hängen<br />
klar mit der aktuellen Phase des Kapitalismus zusammen, wobei ja auch zu<br />
streiten ist, wie diese zu charakterisieren ist. Ich sage nur ganz kurz als Schlagwörter:<br />
Globalisierung und Atomisierung neuer Formen von Herrschaft, Destabilisierung<br />
von ganzen Bevölkerungsgruppen, die eben neue Rechtspopulismen<br />
produzieren, die in ihrer Dynamik auch rechtsextremistische, faschistische, nationalistische<br />
Potentiale revitalisieren. Ich glaube, dass man zwei Funktionen<br />
dieser Bewegungen herausfiltern kann, die direkt mit der Entwicklung des Kapitalismus<br />
im Zusammenhang stehen. Einerseits braucht der Kapitalismus selbst<br />
neue Motoren im Sinne des gesellschaftlichen Umbruchs – Neoliberalismus als<br />
Stichwort. Ich würde zugleich hinweisen wollen auf die politischen Funktionen<br />
dieser Bewegungen, die politischen Reaktionen, die notwendig sind und die<br />
Widerstände und Alternativen. Sie sind zugleich politische Auffangkraft für diejenigen,<br />
die aus diesen Gesellschaftszerrüttungen gestört, zerstört und angeschlagen<br />
herausgehen. Ich würde sagen, Haider ist zum Beispiel einerseits ein<br />
Ultraliberaler, ein Motor des Neoliberalismus und zugleich ein Auffangbecken für<br />
die davon Beschädigten.<br />
In den 80er Jahren haben sich in Europa viele dieser Rechtspopulismen<br />
entwickelt, strukturiert durch rechtspopulistische, sehr neoliberal angehauchte<br />
Thesen: Wir zahlen zu viele Steuern ... zu viel Staat ... usw. Es gibt Ausnahmen<br />
wie MSI in Italien oder Flamsblock, die haben anders funktioniert. In den<br />
90er Jahren hat sich eher eine andere Entwicklung durchgesetzt. Wahlerfolge<br />
der Rechtsextremen wurden damals eher auf einer Basis des opportunistischen<br />
Sozialdiskurses eingeholt. Das war die Zeit, wo zum Beispiel Maigret in Frankreich<br />
– das ist die Abspaltung von Le Pen – zu Moulinex-Betrieben ging und dort<br />
Flugblätter gegen Mondialismus und Delokalisierung verteilt hat, wo die Front<br />
National in Frankreich gegen GATT aufgetreten ist und dann später gegen die<br />
WTO und gegen Maastricht gestimmt hat, Kampagnen für Renten und soziale Sicherheit<br />
für die Nationalen geführt hat. Es ist also eine Art variabler Geometrie,<br />
die nach den historischen Momenten und politischen Konstellationen und auch<br />
dem Grad der sozialen Angst nicht immer die gleichen Ausformungen hat.<br />
Eine gewisse Kapitalismuskritik gibt es auch von rechts in Umbruchsphasen.<br />
Es ist klar, dass jede diesbezügliche linke Schwäche an der Kapitalismuskritik<br />
äußerst folgenreich ist. Ich glaube, dass eine Verringerung des Gegensatzes von<br />
95