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in Österreich von der, die in Deutschland geführt wird. Während hier doch die<br />
Tendenz herrscht, den Rechtsextremismus zuerst einmal als Randphänomen zu<br />
behandeln, ist es bei uns quasi der Regierungsalltag, mit dem wir es zu tun<br />
haben, und der politische Alltag, und der ist keineswegs ein Randphänomen.<br />
Ich stamme aus Kärnten, dem österreichischen Bundesland, in dem die FPÖ von<br />
Haider prozentual ungefähr doppelt so stark ist wie im österreichischen Durchschnitt,<br />
in dem der real existierende Parteichef Landeshauptmann ist, und zwar<br />
schon in der zweiten Periode. Das Bundesland, in dem seine Partei die stärkste<br />
aller Parteien ist, in dem seine Partei über 16 von 36 Landtagsmandaten verfügt<br />
und in dem die FPÖ die mit Abstand stärkste Organisationsstruktur von allen<br />
Parteien besitzt.<br />
Ich will mit meinem Beitrag zur Antwort beitragen, wie denn das politische<br />
und kulturelle Klima aussieht, das die FPÖ des Jörg Haider zur Regierungspartei<br />
gemacht hat. Haiders Erfolg in Kärnten war die Basis für seine zunächst parteiinternen<br />
und danach österreichweiten Wahlsiege. Der Kärntner Erfolg wäre<br />
undenkbar gewesen ohne den speziell in diesem Bundesland wirksamen breiten<br />
deutsch-nationalen Konsens. Der deutsch-nationale Konsens in Kärnten ist älter<br />
als der Nationalsozialismus. Die antislowenischen bzw. antislawischen Politikmuster<br />
wurden bereits vor den imperialistischen Aggressionen des deutschen<br />
Nationalismus geprägt. Ihr ursprünglicher Kern war die Bekämpfung jeglicher<br />
slowenischer Emanzipationsbestrebungen in diesem Land. Kärnten ist ein Bundesland,<br />
in dem es eine starke slowenische Minorität gibt. Soziale und klassenmäßige<br />
Trennlinien fielen dort in hohem Maße mit sprachlichen zusammen. Ich<br />
vereinfache jetzt: deutsch – die „Herrschaft“, slowenisch – das „Gesinde“. Das<br />
slowenische Bürgertum orientierte sich früh deutsch-national und die slowenische<br />
Arbeiterschaft wurde durch die deutsch-national orientierte österreichische<br />
bzw. Kärntner Sozialdemokratie politisch sozialisiert. Beides trug dazu bei, dass<br />
für große Teile der slowenischsprachigen Kärntner Bevölkerung sozialer Aufstieg<br />
und politische Trennung vom konservativen, kleinbürgerlich-klerikal geprägten<br />
Ambiente der traditionellen slowenischen Politik nur möglich war, wenn sie<br />
bereit waren, sich zu germanisieren, an den Deutsch-Nationalismus zu assimilieren.<br />
Der Schlüssel für das Verständnis der Kärntner Situation aber liegt im<br />
Wissen um die deutsch-nationale Orientierung der österreichischen und im speziellen<br />
der Kärntner Sozialdemokratie, in ihrer historisch und programmatisch<br />
bedingten Wehrlosigkeit dem deutschen Nationalismus gegenüber und in ihrer<br />
taktischen und strategischen Kooperationsbereitschaft sowie Verflochtenheit<br />
mit demselben sowie in der daraus resultierenden Unfähigkeit, emanzipatori-<br />
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