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Matthias Gärtner, Stellvertretender PDS-Fraktionsvorsitzender im Landtag von<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Die Fragestellung ist: Wie breit sollen, dürfen, können Bündnisse sein, in die wir<br />

uns auch einbringen? Das war der Ausgangspunkt. Ich glaube, dass wir das nicht<br />

schematisch sehen können. Es ist von regionalen und politischen Situationen in<br />

den unterschiedlichen Ländern abhängig, natürlich auch in der Bundesrepublik.<br />

Allgemein haben wir ein Riesenproblem und dieses Problem heißt Rechtsextremismus,<br />

rechtsextremistische Gewalt, Rassismus. Da haben wir Konsens in der<br />

Diskussion. Die Hälfte der fremdenfeindlichen Gewaltdelikte wurden in den letzten<br />

Jahren in den neuen Bundesländern verübt. Ich komme aus Sachsen-Anhalt.<br />

Wenn wir in bestimmten Gebieten Ansätze für eine nationalsozialistische Jugendbewegung<br />

haben, heißt das für uns ganz konkret nachzudenken, wie und<br />

mit welchen Leuten wir agieren, um das zu verändern.<br />

Ich war letzte Woche in einer Schule in Magdeburg. Es war Projekttag. Gemeinsam<br />

mit dem Verein „Menschenskinder“ sollten wir den Projekttag „Rassismus“<br />

gestalten. Ich war in einer Schulklasse mit 20 Leuten. Eine junge Frau<br />

schilderte ihre Erfahrungen aus ihrem Umfeld im Neubaugebiet Neu-Olvenstedt<br />

in Magdeburg. Sie und ganz viele Jugendliche haben Angst, sich dort zu bewegen,<br />

weil es eine Gruppe gibt, die auf der Straße mit Gewalt Dominanz ausübt.<br />

Es war eine gewisse Resignation zu spüren, als ich deutlich machte, dass man<br />

was tun muss. Aber sie sagten, dass sie nichts machen werden, um diesen Leuten<br />

nicht direkt ausgesetzt zu sein. Sie verbringen ihre Freizeit in einem anderen<br />

Stadtteil und ziehen weg.<br />

Ein weiteres Beispiel: Ich bekomme eine E-mail von einem Kollegen aus Westdeutschland,<br />

der ganz erschrocken über einen Bericht war, der die Situation<br />

in Wurzen im Zusammenhang mit einer Hip-Hop-Tour schilderte. Die Tour war<br />

Repressionen durch Polizei und Nazis gleichermaßen ausgesetzt. Er fragte, ob es<br />

wirklich so schlimm sei. Ich musste ihm mit ja antworten. Das Schlimmste daran<br />

ist, dass es einen parteipolitischen Konsens in diesem Ort gibt, der besagt, dass<br />

es verschwiegen und abgestritten werden soll. Dieser Konsens reicht von CDU<br />

bis PDS. Diese beiden Erlebnisse sind symptomatisch.<br />

Meines Erachtens muss die Mitte der Gesellschaft unser Ansatzpunkt sein,<br />

wenn wir über Gegenstrategien nachdenken. Ich meine, dass die Situation in<br />

bestimmten Regionen so ist, dass wir keine Zeit für große elitäre Debatten haben,<br />

sondern gezwungen sind, zusammenzuarbeiten, um die Zivilgesellschaft zu<br />

verteidigen. Es gibt in dieser Gesellschaft Elemente von Zivilgesellschaft, die<br />

es zu verteidigen gilt. Wir müssen alle Keime und Kräfte der Zivilgesellschaft zu-<br />

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