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nen. Wir wissen, dass der Nationalismus und der Rassismus zwei Seiten derselben<br />
Medaille sind. Wir erlebten ein Aufblühen des nationalistischen Gedankengutes<br />
in vielen Regionen, vor allem im ehemaligen Jugoslawien. Gleichzeitig gab es<br />
natürlich auf dem Balkan zwischen den großen westlichen Mächten so etwas wie<br />
eine Teile-und-Herrsche-Strategie. Das trug zu Spannungen und Feindseligkeit<br />
bei. Es gab aber auch tradierte Vorurteile, wovon Gabi Zimmer schon gesprochen<br />
hat. Zum Beispiel hat die Feindseligkeit zwischen Serben und Albanern eine lange<br />
Geschichte. Sie ist nicht einfach ein Gegenwartsproblem, sie hat tiefe Wurzeln.<br />
Deswegen gibt es viele Ursachen, viele Faktoren, die die Situation auf dem<br />
Balkan anheizen. Natürlich gibt es große soziale Probleme, die sich nach dem<br />
Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus verschärft haben. Es gab dort<br />
große wirtschaftliche, finanzielle Probleme. Wir wissen, dass sich Nationalismus<br />
und Rassismus ausbreiten, wenn solche Probleme entstehen. Daher können wir<br />
behaupten, dass die Frage des Friedens auf dem Balkan einen Ansatz verlangt,<br />
der eine gleichberechtigte Entwicklung auf dem Balkan fördert, ohne eine Einmischung<br />
ausländischer Militärkräfte. Grundlage muss die Unantastbarkeit der<br />
Staatsgrenzen und die Anerkennung der Minderheitenrechte sein. Es wäre wahnsinnig,<br />
wenn man ethnisch gesäuberte Staaten auf dem Balkan herstellen würde,<br />
denn es gibt in jedem Land Minderheiten. Der Konflikt würde immer weitergehen.<br />
Das ist die eine Seite. Gleichzeitig muss man in den Balkanstaaten die<br />
Demokratie entwickeln und die Rechte der Minderheiten voll anerkennen.<br />
Wir haben eine gefährliche Situation in Mazedonien. Es gibt Angriffe durch<br />
Extremisten gegen diesen Staat, die es zu verurteilen gilt, auch wenn dieser<br />
Staat in seiner Demokratie noch auszubauen ist. Wir wissen, dass es nur so<br />
möglich ist, die Balkanfrage zu lösen.<br />
Sylvia-Yvonne Kaufmann<br />
Prof. Jäger, sind Sie der Meinung, dass wir mit der Sprache Alltagsrassismus<br />
befördern? Sie haben das Buch „Rechtsdruck – die Presse der neuen Rechten“<br />
herausgegeben. Hat Rechtsextremismus in der BRD wieder eine Chance?<br />
Prof. Siegfried Jäger, Duisburger Institut für Sprachund<br />
Sozialforschung, DISS<br />
Es ist für mich eine große Freude, dass sie mir diese Fragen stellen, denn dieses<br />
Buch ist bereits 1988 erschienen. Die Sache war damals schon ziemlich<br />
klar, wenn man sich die rechtsextreme Presse- und Organisationslandschaft an-<br />
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