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In den alten Bundesländern ist eine viel stärkere Verankerung im Parteienund<br />

Vereinsspektrum, ja auch ein Übergewicht politischer Aktivität bezüglich<br />

des Wahlvolkes, der Teilnahme an Wahlen vorhanden, während in den neuen<br />

Bundesländern eine starke Gewalt- und Militanzorientierung, kulturelles und<br />

ideologisches Dominanzstreben vorherrscht. Ein zweites Beispiel: In den neuen<br />

Bundesländern finden wir eine deutliche Bindung an Szenen und kulturelle Milieus,<br />

wie auch kleine, sozial effiziente Gruppen. Während es in den alten Bundesländern<br />

eher künstliche Formen von Gruppen gibt, die also relativ einseitig<br />

politisch und ideologisch zentriert sind. Der Rechtsextremismus in den neuen<br />

Bundesländern hat eine deutlich ausgeprägte antikapitalistische und antiwestliche,<br />

kollektivistische Komponente, während er in den alten Ländern eher von<br />

rückwärtigem Geschichtsbezug und Revisionismus geprägt ist. Das alles gibt es<br />

natürlich in gewisser Weise auch übergreifend, aber ich denke an diesen Beispielen<br />

kann man relativ deutlich Unterschiede klarmachen.<br />

Wenn wir zu den Gründen für diese Unterschiede vorstoßen wollen, kommen<br />

wir nicht umhin, die Entwicklung des Rechtsextremismus in der DDR zu behandeln.<br />

Ich möchte eigentlich den Schwerpunkt nicht auf den Beginn der DDR und<br />

das Selbstverständnis der DDR legen, dass bestimmte Dinge tabuisiert waren,<br />

dass Fragen der Mittäterschaft in der Bevölkerung nicht aufgearbeitet wurden,<br />

weil durch den Übergang zur antinationalsozialistischen Staatsform sozusagen<br />

kollektiv entschuldet wurde. Ich denke aber, dass das nicht das Wesen des<br />

Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern ausmacht, sondern es hat eigentlich<br />

nur das Erschrecken ausgemacht, als wir feststellten, dass eine Erziehung<br />

im Sinne von Antifaschismus, dass die Schulbücher nicht ausgereicht<br />

haben, um den latent vorhandenen Rechtsextremismus in der Bevölkerung zu<br />

unterbinden. Als es dann sein durfte, war alles wieder da. Ich möchte den<br />

Schwerpunkt eher auf zwei andere Punkte legen. Das ist einmal die Wertekontinuität<br />

und die Kontinuität von Ausländerfeindlichkeit. Ich denke, das sind die<br />

übergreifenden Schlagworte, die die besondere Situation in den neuen Bundesländern<br />

kennzeichnet. Das Festhalten an traditionellen Werten, die auch in der<br />

DDR eine entscheidende Rolle gespielt haben, begünstigt natürlich im Großen<br />

und Ganzen ein Klima, in dem sich rechtsextreme Jugendliche als Vollstrecker<br />

einer überwiegenden Meinung verstehen können. Ich möchte nur daran erinnern,<br />

dass es überall in der Bundesrepublik schwere Angriffe auf Asylbewerberheime<br />

gegeben hat. Der Unterschied aber zwischen den Übergriffen in den alten<br />

Bundesländern und denen in den neuen ist, dass Übergriffe in den alten Ländern<br />

im Wesentlichen bei Nacht stattfanden, also vermeintlich nicht von einer<br />

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