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onsparteien, neben seiner eigenen Forza Italia, sind die zuvor bereits erwähnte<br />

Lega Nord mit dem Vorsitzenden Umberto Bossi und die neofaschistische Alleanza<br />

Nazionale um Gianfranco Fini. Morgen stellen sich eine fast unübersichtliche<br />

Anzahl von Parteien und Listenverbindungen zur Wahl für das römische Abgeordnetenhaus<br />

und den Senat. Hinzu kommt die Mischung aus Verhältnis- und<br />

Mehrheitswahlrecht, so dass das endgültige Ergebnis erst am Montagabend klar<br />

sein dürfte.<br />

Europa wird damit vor einem Problem wie bereits 1994 stehen. Bereits damals<br />

gab es in Italien die erste siegreiche Verbindung zwischen der konservativen<br />

Rechten und rechtsextremen Parteien. Damals wurde nicht auf Sanktionen gesetzt<br />

wie später bei der FPÖ-ÖVP-Regierung in Österreich. Es war auch unklar,<br />

was die drei Parteien eigentlich genau wollten, woher sie kamen und wie sie einzuschätzen<br />

seien. Vor allem im deutschsprachigen Raum ist die Analyse der Lega<br />

Nord und noch mehr der Alleanza Nazionale sehr rückschrittlich. Aber auch die<br />

Forza Italia, die erst vier Monate vor dem damaligen ersten Wahlsieg gegründet<br />

und 1994 zur größten Partei wurde, blieb für viele ein Mysterium. Sieben<br />

Monate später stürzte damals die Regierung durch den Koalitionsaustritt der<br />

Lega Nord. Dieser Bruch im rechten politischen Lager von 1994 wurde erst vor<br />

anderthalb Jahren behoben und Berlusconi holte die Lega Nord wieder zurück in<br />

das Bündnis. Ein zentrales Element des zu erwartenden neuerlichen Sieges des<br />

Rechtsblocks am morgigen Tag.<br />

In den letzten Wochen greift die europäische Debatte über das Mitte-Rechts-<br />

Bündnis zwar einige kritikwürdige Aspekte heraus. Meiner Ansicht nach greifen<br />

diese aber in vielerlei Hinsicht zu kurz. Zum einen wird auf die ökonomischen<br />

Interessen Berlusconis abgehoben und der Interessenkonflikt zwischen dem<br />

politischen Amt des Ministerpräsidenten und seiner Rolle als Unternehmer problematisiert.<br />

Zu ihm nur soviel: Er ist der reichste Mann Italiens. Ihm gehören<br />

die größten privaten Fernsehsender in Italien und er kontrolliert über 95 Prozent<br />

des Privatfernsehens. Gleichzeitig kann er den öffentlichen Rundfunk bei<br />

einem Wahlsieg nach seinem Gusto umbauen, da die Regierung die Aufsichtsräte<br />

einsetzt. Das war auch schon 1994 der Fall. Die Aufsichtsräte der RAI-TV<br />

(Radio-Televisone Italiana) wurden mit Personen aus seinem engsten politischen<br />

Umfeld besetzt. Diese Erfahrungen und die zu erwartende Wiederholung<br />

veranlasst heute die europäische und internationale Presse zu dem Vergleich,<br />

es könne nicht sein, dass in Italien nunmehr eine Situation entsteht, die der<br />

Russlands vergleichbar sei. Es geht hierbei um den Konflikt über die Gewährung<br />

der Medien- und Pressefreiheit und ihre „politische“ Unabhängigkeit. Vollends<br />

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