20.05.2014 Aufrufe

download

download

download

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kurz zuvor war die italienische Lira aus dem europäischen Währungsverbund<br />

ausgeschieden. Der Wahlkampf war dadurch geprägt, dass die Lega Nord eine Position<br />

vertrat, die wie folgt skizziert werden konnte: „Entweder schafft es Italien<br />

wieder zurück in den europäischen Währungsverbund, in die ökonomische Integration<br />

Europas oder der Norden spaltet sich ab. Wir schaffen es alleine, sämtliche<br />

Kriterien zu erfüllen. Wir im Norden sind aufgrund unserer Produktionsund<br />

Handelsstruktur mit Europa verflochten. Wir fühlen uns den europäischen<br />

Werten verbunden.“ Das war der Höhepunkt der separatistischen Tendenzen der<br />

Lega Nord, die sich später abschwächten. Mit ihrem immer auch parallel vertretenen<br />

und dann zunehmend verfolgten spezifischen Ethno-Föderalismus integriert<br />

sie sich wiederum in die europäische Diskussion um die Positionen des<br />

Wettbewerbsföderalismus oder vom „Europa der Regionen“.<br />

Die Forza Italia ist eine moderne konservative Partei, die in reinster Form ein<br />

neoliberales Wirtschafts- und Sozialkonzept vertritt, das sich ebenfalls relativ<br />

problemlos in den Prozess der europäische Integration einfügt. Staatshaushalte<br />

reduzieren, Sozialsysteme abbauen, wettbewerbsfähig werden, Steuern für<br />

Unternehmer senken. Alle diese Instrumente machen den politischen Kern der<br />

Forza Italia aus. Und hier zeigt sich ein zentrales Problem der Europäischen Gemeinschaft<br />

und der EU-Kommission, sich von der Politik der zukünftigen Mitte-<br />

Rechts–Regierung in Italien abzugrenzen. Die eher substanzlose Kritik macht<br />

sich lediglich an dem Umstand fest, dass bei der Umsetzung der Versprechen<br />

Berlusconis die Stabilität des Euros gefährdet wäre und die Maastricht-Kriterien<br />

übertreten würden. Ansonsten hätte man jedoch keine „politischen“ Probleme<br />

mit Berlusconi. Die Alleanza Nazionale versteht die Globalisierung und die europäische<br />

Integration als politischen Prozess und weniger als Sachzwang. Für<br />

sie ist das ein ganz klarer ökonomischer Prozess, der zu gestalten sei und den<br />

sie gestalten will. Wie sie ihn gestalten wollen, ist eine gänzlich andere Frage.<br />

Betrachtet man die Diskussion über Globalisierung, EU-Integration und Wirtschaftspolitik,<br />

wird man bei der Alleanza Nazionale relativ große Übereinstimmung<br />

finden mit der Analyse der modernen sozialdemokratischen/sozialistischen<br />

Parteien. Die politischen Rezepte orientieren sich jedoch deutlicher an den Begriffen<br />

starker und autoritärer Staat, Volksdemokratie, Plebiszite und eine Diskussion<br />

um italienische respektive nationale Werte und Traditionen.<br />

Je stärker die Empörung der europäischen Presse und der modernen „Linksparteien“,<br />

desto offensichtlicher zeigt sich die Sprachlosigkeit angesichts des<br />

zukünftigen italienische Regierungsbündnisses, das ein Konglomerat aus alten<br />

reaktionären Aspekten in neuer Verpackung und modernen Themen im Rahmen<br />

49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!