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ternationaler Organisationen, wenn man über die baltische Situation spricht.<br />

Die theoretische Substanz für einen Anstieg des Nationalismus, der in der Gesellschaft<br />

vorherrscht, wurde in der Doktrin der Restaurierung des Vorkriegszustandes<br />

– in Lettland, Estland und ebenso in Litauen – gefunden. Gemäß dieser<br />

Doktrin ging es nach dem Ende der 50-jährigen Besatzung vor allem um die Wiederherstellung<br />

des Staates in den Grenzen von 1920, die Gesamtheit der Bürger<br />

(die vor 1940 ein Recht auf die Staatsbürgerschaft hatten) und um Privateigentum<br />

(Häuser und Ländereien wurden an die ehemaligen Eigentümer übergeben).<br />

Diese Doktrin besagt auch, dass der Vorkriegsstaat wieder „de jure“ hergestellt<br />

werden sollte – obwohl er eigentlich nicht existent war. Das heißt, alle, die<br />

in den letzten 50 Jahren neu hinzugekommen waren, waren also Illegale und<br />

müssten daher abgeschoben werden. Die ethnische Gruppe der Letten wird als<br />

die vorherrschende Gruppe dargestellt und alle anderen werden als Gäste betrachtet.<br />

Es ist sehr einfach, die so genannten Herrscher auszumachen, da die<br />

sowjetische Anordnung der obligatorischen Aufzeichnung des ethnischen Ursprungs<br />

im Pass immer noch Pflicht ist. Per Gesetz gibt es die Möglichkeit, die<br />

Angabe des ethnischen Ursprungs zu ändern, wenn man nur bis auf zwei Generationen<br />

begrenzt seine Nationalität angeben möchte. Aber wenn die gewünschte<br />

Nationalität lettisch sein soll, dann muss man sehr gute lettische Sprachkenntnisse<br />

vorweisen und ein Zertifikat vorlegen. Man verhält sich hier entgegen der<br />

Empfehlung der OSZE. Aber die Art, wie die OSZE und andere internationale Organisationen<br />

mit den lettischen Behörden sprechen, obgleich man solche Empfehlungen<br />

gegeben hat, ist wie mit einem störrischen Kind. Es ist leicht zu<br />

erkennen, welche Unterschiede in der Behandlung zwischen Lettland und Russland<br />

existieren, wenn wir uns um ein schlechtes Erbe oder eine Unsitte aus<br />

dem sowjetischen System kümmern. Es ist die „Propiska“, die Registrierung des<br />

Wohnsitzes. Es gibt hier sehr viel Kritik gegenüber Russland, aber in Lettland<br />

wird diese weiterhin vorherrschende Praktik nicht kritisiert. Das Nichtvorhandensein<br />

einer solchen „Propiska“ bedeutet, dass die jeweilige Person illegal in<br />

Lettland ist. Die meisten dieser Illegalen sind hausgemacht, wurden zwangsweise<br />

geschaffen. Viele wurden in Lettland geboren, andere lebten dort für viele<br />

Jahre und ihre Angehörigen sind immer noch in Lettland. Ihre einzige Schuld<br />

ist, dass sie vorübergehend Lettland verlassen haben. Einige wurden zu Illegalen,<br />

weil sie ihre „Propiska“ verloren haben und diese nicht wieder neu erstellt<br />

wurde. Nach Angaben des zuständigen behördlichen Instituts gibt es ungefähr<br />

6 000 Menschen die in Lettland Illegale sind. Unsere Schätzungen gehen eher<br />

von 20 000 bis 30 000 Personen aus. Und diese sind von Abschiebung bedroht.<br />

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