download
download
download
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
den alten und neuen Bundesländern. Das führt dazu, dass nicht wenige eine<br />
klammheimliche Freude an der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit in der BRD<br />
empfi nden.<br />
Die Zeit erlaubt es nicht, ausführlich auf alle Seiten des Phänomens Rechtsextremismus<br />
in und aus der Mitte der Gesellschaft einzugehen. Dennoch möchte<br />
ich hier auf zwei wichtige Bereiche aufmerksam machen.<br />
Äußerst deutlich fallen solche Tendenzen und Erscheinungen eines individuellen<br />
und strukturellen Rassismus und somit einer Begünstigung des Rechtsextremismus<br />
immer wieder in staatlichen Verwaltungen von der Bundesebene bis<br />
zu den Gemeinden, in Teilen der Justiz sowie bei der Polizei und Bundeswehr<br />
auf. Über seine Erfahrungen um Empfindungen in dieser Hinsicht schreibt der<br />
in Berlin-Lichtenberg wohnende 37-jährige Pakistani Mazhar: „Angst vor Rassismus<br />
und den Rechten, die auf der Straße gehen und Bomberjacken tragen, habe<br />
ich am allerwenigsten. Das sind Holzköpfe. Wenn ich sie sehe, kann ich auf die<br />
andere Straßenseite wechseln. Aber vor den Leuten, die hinter Schreibtischen<br />
sitzen, die ganz normal aussehen, die man nicht in irgendwelche Schubladen<br />
schieben kann, vor denen habe ich viel mehr Angst. Manchmal sind die Handlungsweisen<br />
genauso verletzend wie rechte körperliche Gewalt. Nur: Seelische<br />
Verletzungen heilen schwerer.“ Manche Kommunalpolitiker gehen sogar so weit,<br />
eine antifaschistische Betätigung ihrer Angestellten als eine Verletzung der<br />
staatlichen Neutralität zu verbieten. Dass sie dabei alle Verfassungsverpflichtungen<br />
zur Verteidigung der Demokratie verletzen, kommt ihnen dabei nicht in<br />
den Sinn.<br />
Zunehmende Befürchtungen hinsichtlich einer Begünstigung des Rechtsextremismus<br />
gibt es auch gegenüber Teilen der Justiz. Hier hat sich in den letzten<br />
Jahren ein deutlicher Rechtsruck vollzogen. Mehr und mehr bekommen offen<br />
bekennende Neonazis richterlichen Schutz für ihre martialischen Aufmärsche;<br />
durch höchst richterliche Entscheidung des BGH darf in der BRD die Abtreibung<br />
menschlicher Föten mit dem furchtbaren Verbrechen des Holocaust der Nazis<br />
am jüdischen Volk gleichgesetzt werden. Der Einfallsreichtum mancher Richter,<br />
Staatsanwälte und Strafverteidiger zur Bagatellisierung ist beinahe grenzenlos.<br />
Ohne Ausschöpfung der gesetzlichen Möglichkeiten werden neonazistische Gewalttäter<br />
zu Minimalstrafen und das oftmals auf Bewährung verurteilt. Bei einem<br />
Berliner Oberstaatsanwalt sind offensichtliche Mordtaten von Neonazis<br />
einfach nur auf eine „Lust an Gewalt“ zurückzuführen. Nicht umsonst sprach<br />
deshalb der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel,<br />
die Mahnung aus, dass er angesichts der vielen Urteile von Gerichten der BRD<br />
82