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und Suhl. In Sachsen-Anhalt ist es die Nordharzregion, aber auch die Landeshauptstadt<br />

Magdeburg. In Brandenburg ist besonders der Südosten und der<br />

Norden betroffen, in Mecklenburg-Vorpommern die Gegend um Rostock und<br />

Greifswald. Jugendgruppengewalt war in der DDR kein Phänomen der 80er Jahre,<br />

sondern schon vorher vorhanden, aber mit dem Unterschied, dass es keine<br />

konstruierten Feindbilder gab, keine fixierten Opfergruppen, so dass sich die<br />

Auseinandersetzungen untereinander abspielten, hauptsächlich im Zusammenhang<br />

mit Fußball und unter Alkoholeinfluss. Das blieb auch in einer ersten<br />

Phase 1980/81 so. Da waren unterschiedliche Richtungen in der Jugendkultur<br />

– zumindest in Richtung auf zentrierte Gewalt – noch nicht festzustellen. Als<br />

nichtangepasste, auffällige Gruppe überwogen in diesem Zeitraum die Punks. In<br />

der zweiten Phase 1982/83 gab es bereits Unterschiede zwischen Gewalt ausübenden<br />

und Opfern. Skinhead-Gruppen hatten sich äußerlich und bekennend<br />

von den Punks abgesetzt. Das Gewaltmonopol war schon zu dieser Zeit eindeutig<br />

auf Seiten der Skins. Körperliche Gewalt wurde gezielter als Disziplinierungselement<br />

und zur Eroberung von Räumen eingesetzt. Punks, die nicht zu den Skinheads<br />

überliefen, wurden zu potentiellen Opfern. In der dritten Phase 1985/86<br />

wurde in Skinhead-Gruppen Gewalt ritualisiert und zum Moment des Zusammenhalts<br />

sich formierender Gruppen. Es tauchten neue Opferstrukturen auf, denen<br />

ein zunehmend ideologisiertes Feindbild zugrunde lag: Ausländer – bevorzugt<br />

mit dunkler Hautfarbe, homosexuelle Männer, Grufties, Punks, Polizisten, Bereitschaftspolizei<br />

und NVA-Soldaten, aber auch normale Jugendliche. Die Gewalt<br />

war von da an ein Instrument der Machtausweitung. Es gab bis 1989 nach Angaben<br />

des Ministeriums für Staatssicherheit ca. 1 000 organisierte gewaltbereite<br />

Neonazis in der DDR. In der Phase 1987 bis 1989 hatte sich die gewalttätige<br />

Szene in etwa verfünffacht. Die Opfergruppen blieben dieselben. Fast systematisch<br />

– und da wird der Bezug zu heute sehr deutlich – wurden Jugendclubs<br />

besetzt. Die Türsteher waren aus der Skinhead-Szene, sie bestimmten den Musikgeschmack<br />

in den Discotheken. Es sind also alles keine neuen Entwicklungen.<br />

Differenzierungen setzen dann allerdings auch in der Skinhead-Szene ein,<br />

zwischen den so genannten Oi-Skins – zumindest in Deutschland mit einem nationalen<br />

Weltbild, aber eher auf Randale nach dem Motto „Just for fun“ aus,<br />

also weniger organisierte und ideologisierte Weltbilder – und den Faschos, die<br />

sich interessanterweise nachweislich seit 1986 in der damaligen DDR selber so<br />

bezeichneten – im Gegensatz zu der Westszene, wo „Fascho“ ein abwertender<br />

Ausdruck, sozusagen aus der Antifa-Bewegung war. Sie haben sich in der DDR als<br />

Elite in diesen Jugendszenen bewegt und gefühlt. Interessant ist, dass selbst<br />

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