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gewartet haben, tritt bei Lindgren klar hervor. Die Verbindungslinie zu Gemütlichkeit<br />
und Lokalem in Langstrumpfs kleiner Stadt ist dabei nicht so lang.<br />
Lokale Beschränktheit, Weltfremdheit und typisierte Fremdenbilder (und deren<br />
Verteidigung gegenüber der hereinbrechenden Welt in Form von Informationen)<br />
sind zwei Seiten einer Medaille.<br />
Untersuchungen zufolge werden Vorurteile bei Kindern schon ab dem vierten<br />
Lebensjahr gebildet. So hat auch Rassismus im Bereich des Kinderfilms eine besondere<br />
Bedeutung. Die Verfilmung von „Pippi Langstrumpf im Taka Tuka-Land“<br />
aus den 50er Jahren wird bis heute vorgeführt. In einer Szene erklingen vermeintlich<br />
asiatische Harfenklänge und Pippi Langstrumpf verzerrt ihre Augen zu<br />
Schlitzaugen. Für immer ist der Kleinstadt-Charme der Pippi Langstrumpf mit<br />
der verhöhnenden Abbildung des Fremden („Neger“, Chinesen) verbunden.<br />
Andere Beispiele finden sich in Reisekatalogen: Katalogtext vom „Paradies“:<br />
„Wünsche und Träume westlicher Südseetouristen ...“ Was soll das „Paradies“<br />
für den westlichen Zivilisierten leisten? Das Klischee des unberührten, heiteren,<br />
ungebrochen Lebensfrohen soll dem sich selbst als degeneriert und unnatürlich<br />
empfindenden Industriemenschen seine Unschuld wiedergeben. Diese Träume<br />
klammern nicht nur die alltägliche Wirklichkeit aus, sondern auch die der vermeintlich<br />
irdischen Paradiese. Die Erkundung von Land und Leuten, die Erfahrung<br />
anderer sozialer, geschichtlicher Realitäten wird nicht angestrebt. Selbst<br />
Tatsachen wie die negativen Folgen von Missionierung, Kolonialisierung, die<br />
Ausbeutung von Mensch und Natur – oder wie das Beispiel Südsee zeigt –, die<br />
Realität der dortigen Atomwaffentests und ihre Opfer haben den Mythos von<br />
paradiesischen Inseln nie entkräften oder zerstören können. Das Klischee soll<br />
erhalten bleiben. Der Sex-Aspekt von Thailand-, Kuba-, Südseereisen wird in<br />
vielen Reiseprospekten sogar berücksichtigt und mehr oder weniger subtil in<br />
Szene gesetzt.<br />
Aber auch Negerküsse, Mohrenköpfe und Kameruner beim Bäcker, die Indianer<br />
und Chinesen bei der Bebilderung des ABC, die Verkleidung als Indianer und<br />
Chinese beim Fasching, die Schimpfwörter „Pappchinese“, „Pickelschwarzer“ auf<br />
Schulhof und Spielplatz sind Ausdruck von alltäglichem Rassismus.<br />
Die Tücke liegt manchmal schon im Sprachgebrauch, in der Verwendung bestimmter<br />
Wörter, wie z.B. „Neger“ mit dem Hinweis, es sei nicht so gemeint.<br />
Oder bei Ausdrücken wie „Buschfunk“ oder „Ich sprech doch kein Chinesisch“. Alle<br />
diese Sprachhülsen transportieren Klischees, stereotype Vorstellungen vom Fremden<br />
und leisten dabei eines: Das Fremde bleibt fremd. Wir alle sind Opfer einer<br />
gewissen Gehirnwäsche und nur einige Menschen sind aufgrund ihrer Herkunft<br />
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