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GAP-JOURNAL 2012/13 - AFA

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101<br />

Der eroberten Bevölkerung standen also nicht dieselben Rechte zu wie den Angehörigen<br />

des Kolonialstaates. Sie erfuhr nicht nur politische und wirtschaftliche, sondern<br />

auch kulturelle und soziale Ungerechtigkeiten und Diskriminierung, deren schwerwiegende<br />

Folgen sich noch heute in vielen Bereichen spürbar sind. Das Ende des Kolonialismus<br />

–die Entkolonialisation –begann im19. Jahrhundert mit der Unabhängigkeit<br />

einiger Staaten in Lateinamerika (vgl. ibid.). Ein großer Meilenstein imEntkolonialisationsprozess<br />

war das Selbstbestimmungsrecht der Völker, das inder Charta der Vereinten<br />

Nationen von 1946 festgehalten wurde und den Kolonien die Unabhängigkeit durch<br />

Dekolonisation ermöglichen sollte. Dieser Charta fügten die Mitgliedsstaaten der Vereinten<br />

Nationen auch eine Liste bei, die von anderen Staaten abhängige Gebiete auflistete,<br />

diese Auflistung blieb aber den damaligen Kolonialmächten selbst überlassen.<br />

Erst im Jahre 1960 wurden von der UNO als Gebiete, die für die Dekolonisation in<br />

Frage kommen, all diejenigen definiert, die vom Mutterland geographisch getrennt<br />

lagen sowie ethnische und/oder kulturelle Unterschiede aufwiesen (vgl. www.un.org<br />

20<strong>13</strong>). Trotz dieser Hindernisse erlangten bis Mitte der 1970er Jahre mit dem Zusammenbruch<br />

der portugiesischen Kolonialherrschaft in Afrika alle Kolonien ihre Unabhängigkeit<br />

(vgl. Der Brockhaus Geschichte 2003:460). Ineinigen Fällen musste diese in<br />

militärischen Auseinandersetzungen hart erkämpft werden, z.B. inIndochina oder Algerien.<br />

Inanderen Fällen kam die Kolonialmacht selbst zu dem Schluss, dass der Erhalt<br />

ihrer Kolonien unter wirtschaftlichen und politischen Gesichtspunkten nicht zurechtfertigen<br />

ist und entließen, mehr oder weniger widerwillig, die ihre Kolonien in die<br />

Unabhängigkeit.<br />

Postkolonialismus<br />

Historiker*innen und Politikwissenschaftler*innen verwenden den Begriff Postkolonialismus<br />

inhistorischem Kontext, um die Epoche der europäischen Kolonialmächte von<br />

der Zeit der neuen, von Europa unabhängigen Staaten zu unterscheiden (vgl. Sametz-<br />

Art 2002:7). Ashcroft, Griffiths und Tiffin definieren Postkolonialismus inihrem Band<br />

TheEmpire Writes Back. Theory and PracticeinPost-colonial Literatures wiefolgt:<br />

“We use the term post-colonial […] tocover all the culture affected by the imperial process<br />

fromthe moment of colonizationtothe present day.” (Ashcroft/Griffiths/Tiffin 2002²:2)<br />

All jene Länder, die ehemals unter europäischer Kolonialmacht standen, werden also als<br />

„postkoloniale“ Länder bezeichnet. Hierbei handelt essich vor allem umLänder in<br />

Afrika, sowie Indien, die westindischen Inseln, Australien, Neuseeland, Kanada u.a. Die<br />

Bezeichnung Postkolonialismus ist nicht unumstritten, denn sie kann die Leser*innen

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