GAP-JOURNAL 2012/13 - AFA
GAP-JOURNAL 2012/13 - AFA
GAP-JOURNAL 2012/13 - AFA
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
236<br />
europäischer Regierungen unterscheidet, könnte die dezidierte Aufforderung zur<br />
Teilnahme an Vereinen in Form von ehrenamtlicher Tätigkeit genannt werden (vgl.<br />
Integrationsfonds 20<strong>13</strong>: 1-3/39). Das deutsche Pendant dazu stellt die drei Bereiche<br />
Sprache, Bildungund Arbeitsmarkt als zentrale Politikfelderfür die Integration dar (vgl.<br />
Deutschlandstiftung Integration <strong>2012</strong>). Integration wird imWesentlichen als derProzess<br />
der Eingliederung in die aufnehmende Gesellschaft gesehen. Als Hauptkriterium eines<br />
erfolgreichen bzw. abgeschlossenen Integrationsprozesses wird die Einbürgerung, also<br />
der Erhalt bzw. die Verleihung der Staatsbürgerschaft, herangezogen (vgl.<br />
Joppke/Morawska 2003: 1).<br />
Dass die Weichen für den ersten Nationalen Aktionsplan für Integration inÖsterreich<br />
erst 2008 gestellt wurden, mehrere Jahrzehnte nachdem durch die Rekrutierung von<br />
Gastarbeitskräften aus dem Ausland Grundstein zum Übergang zur Einwanderungsgesellschaft<br />
in Westeuropa gelegt wurde, ist beinahe symbolhaft für die Untätigkeit der<br />
Politik vieler dieser Aufnahmestaaten in Bezug auf den Bedarf ansozialer Integration,<br />
der durch diese Migrationswelle damals ausgelöst wurde und bis heute besteht. Klaus<br />
Bade spricht daher in diesem Zusammenhang berechtigterweise von nachholender<br />
Integrationspolitik. Versäumnisse sieht erdabei in der Aufnahmegesellschaft vor allem<br />
im Festhalten amKonzept der Gastarbeiterschaft, die dazu führte, dass sie selbst und<br />
ihre Familien bzw. Nachkommen häufig immer noch als Gäste und nicht als Teil der<br />
Gesellschaft wahrgenommen wurden und die staatlichen Strukturen und Strukturen<br />
dadurch auch lange Zeit nicht auf deren Bedürfnisse eingestellt waren. Für Bade funktioniert<br />
Integrationspolitik heute auf drei Arten, nämlich präventiv, begleitend und nachholend.<br />
In den ersten Bereich fällt vor allem die Sicherstellung eines Zuganges zum<br />
Arbeitsmarkt und in die zweite Säule wird durch Bildungs- und Ausbildungsmaßnahmen<br />
bedient. Nachholende Integrationsmaßnahmen betreffen bereits seit längerem migrierte<br />
Personen und müssen ebenso begleitend erfolgen und hat zum Ziel gleichberechtigten<br />
Zugang zugesellschaftlichen Institutionen für Personen mit Migrationshintergrund<br />
herzustellen (vgl. Bade 2007: 32f/37f).<br />
Integration, als Systemstabilität in die soziologische Theorie übersetzt, sieht Mark<br />
Terkessidis als Wiederherstellung einer vorher verloren gegangenen Einheit. Er kritisiert<br />
an dieser Darstellung, dass Eingewanderte auf diese Weise als „Störung im<br />
Normalablauf der Gesellschaft“ und dem „Funktionieren der ‚bestehenden Sozialstrukturen‘“<br />
(Terkessidis 2010: 43) wahrgenommen würden. Zudem kritisiert er, dass<br />
Integrationspolitik meist nicht im Normalbetrieb, sondern durch zusätzliche Fördermaßnahmen<br />
nur für Personen mit Migrationshintergrund erfolgt, und (kulturelle) Unter-