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GAP-JOURNAL 2012/13 - AFA

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europäischer Regierungen unterscheidet, könnte die dezidierte Aufforderung zur<br />

Teilnahme an Vereinen in Form von ehrenamtlicher Tätigkeit genannt werden (vgl.<br />

Integrationsfonds 20<strong>13</strong>: 1-3/39). Das deutsche Pendant dazu stellt die drei Bereiche<br />

Sprache, Bildungund Arbeitsmarkt als zentrale Politikfelderfür die Integration dar (vgl.<br />

Deutschlandstiftung Integration <strong>2012</strong>). Integration wird imWesentlichen als derProzess<br />

der Eingliederung in die aufnehmende Gesellschaft gesehen. Als Hauptkriterium eines<br />

erfolgreichen bzw. abgeschlossenen Integrationsprozesses wird die Einbürgerung, also<br />

der Erhalt bzw. die Verleihung der Staatsbürgerschaft, herangezogen (vgl.<br />

Joppke/Morawska 2003: 1).<br />

Dass die Weichen für den ersten Nationalen Aktionsplan für Integration inÖsterreich<br />

erst 2008 gestellt wurden, mehrere Jahrzehnte nachdem durch die Rekrutierung von<br />

Gastarbeitskräften aus dem Ausland Grundstein zum Übergang zur Einwanderungsgesellschaft<br />

in Westeuropa gelegt wurde, ist beinahe symbolhaft für die Untätigkeit der<br />

Politik vieler dieser Aufnahmestaaten in Bezug auf den Bedarf ansozialer Integration,<br />

der durch diese Migrationswelle damals ausgelöst wurde und bis heute besteht. Klaus<br />

Bade spricht daher in diesem Zusammenhang berechtigterweise von nachholender<br />

Integrationspolitik. Versäumnisse sieht erdabei in der Aufnahmegesellschaft vor allem<br />

im Festhalten amKonzept der Gastarbeiterschaft, die dazu führte, dass sie selbst und<br />

ihre Familien bzw. Nachkommen häufig immer noch als Gäste und nicht als Teil der<br />

Gesellschaft wahrgenommen wurden und die staatlichen Strukturen und Strukturen<br />

dadurch auch lange Zeit nicht auf deren Bedürfnisse eingestellt waren. Für Bade funktioniert<br />

Integrationspolitik heute auf drei Arten, nämlich präventiv, begleitend und nachholend.<br />

In den ersten Bereich fällt vor allem die Sicherstellung eines Zuganges zum<br />

Arbeitsmarkt und in die zweite Säule wird durch Bildungs- und Ausbildungsmaßnahmen<br />

bedient. Nachholende Integrationsmaßnahmen betreffen bereits seit längerem migrierte<br />

Personen und müssen ebenso begleitend erfolgen und hat zum Ziel gleichberechtigten<br />

Zugang zugesellschaftlichen Institutionen für Personen mit Migrationshintergrund<br />

herzustellen (vgl. Bade 2007: 32f/37f).<br />

Integration, als Systemstabilität in die soziologische Theorie übersetzt, sieht Mark<br />

Terkessidis als Wiederherstellung einer vorher verloren gegangenen Einheit. Er kritisiert<br />

an dieser Darstellung, dass Eingewanderte auf diese Weise als „Störung im<br />

Normalablauf der Gesellschaft“ und dem „Funktionieren der ‚bestehenden Sozialstrukturen‘“<br />

(Terkessidis 2010: 43) wahrgenommen würden. Zudem kritisiert er, dass<br />

Integrationspolitik meist nicht im Normalbetrieb, sondern durch zusätzliche Fördermaßnahmen<br />

nur für Personen mit Migrationshintergrund erfolgt, und (kulturelle) Unter-

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