GAP-JOURNAL 2012/13 - AFA
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gerechte Weltordnung realisiert werden kann? Und selbst wenn man dies wüsste –kann<br />
man dies soinWorte fassen, dass sich der/die Einzelne daran ausrichten kann? Wie soll<br />
garantiert werden, dass die Einzelhandlungen wirklich ein Beitrag zum „guten Zustand<br />
des Ganzen“ (Forschner 2008: 40) sind und dies nicht nur aus heutiger Perspektive,<br />
sondern auch aus zukünftiger? Zwar gibt esimBereich der Ethik Vorstellungen über<br />
das Gute, wie eben dargestellt, diese sind jedoch problematisch und ein konkreter<br />
Handlungsmaßstab, andem sich derEinzelneimAlltagorientieren kann, fehlt.<br />
Das „Gute“ als Maßstab<br />
Die Suche nach „dem Guten“, welches zusätzlich den Anspruch der Realisierbarkeit<br />
erfüllen sollte, ist bisher erfolglos verlaufen und es muss einer weiteren Überlegung<br />
nachgegangen werden, welche zuBeginn angekündigt wurde: Soll „das Gute“, und<br />
damit ist das absolut Gute gemeint, nach welchem wir unsere Handlungen beurteilen<br />
können, überhaupt als Maßstab unseres alltäglichen Handelns dienen? Ist esgerechtfertigt,<br />
dass man ineiner pluralen Gesellschaft nur einem einzigen Ideal folgt? Um diese<br />
Fragen beantworten zukönnen, ist esnotwendig, zuerst zuerörtern, warum das Gute<br />
nicht der Maßstab sein sollte. Richard Kraut stellt die Frage, ob es Dinge gibt, welche<br />
wir wertschätzen sollen, weil sie ganz einfach gut sind (Vgl. Kraut <strong>2012</strong>: 3). Intuitiv<br />
würden viele diese Frage bejahen und Beispiele wie Freundschaft, nährendes Essen,<br />
gutes Theater, und viele weitere anführen, welche wir schätzen sollen, weil sie gute<br />
Dinge sind. Sind diese Dinge aber gut für jemanden oder ansich gut? Wir würden eher<br />
sagen, dass Freundschaft gut für diejenigen ist, die Freunde sind. Doch hat Freundschaft<br />
an sich einen Wert? Natürlich sind gute Bücher, nährendes Essen, gutes Theater, usw.<br />
gut und deshalb sollen wir ihnen Wert beimessen, doch sind sie für jemanden, also relativ<br />
gut oderansich? Ist Freundschaft unpersönlich, absolut gut, oder relativ? (Vgl. ebd.:<br />
3ff) G.E. Moore vertritt die Überzeugung, dass der einzige Grund, der jegliche Handlungen<br />
rechtfertigen kann, die Tatsache ist, dass durch diese Handlung das größte Maß<br />
des absolut Guten realisiert werden kann. (Vgl. Moore 1948: 25)<br />
Wenn es Dinge gibt, welche wir wertschätzen sollen, weil sie ganz einfach gut (also<br />
absolut gut) sind, sollte es uns auch möglich sein, Beispiele dafür anzugeben. Eslassen<br />
sich jedoch keine finden. (Vgl. Kraut <strong>2012</strong>: 50) Zwar finden wir zahlreiche Beispiele<br />
für Dinge die gut sind und auch für uns gut, aber Kraut zeigt auf, dass wir Gutes und<br />
Böses nicht doppelt werten. Wir fragen uns beispielsweise oft, ob eine Aufgabe den<br />
möglichen Schmerz wert ist. Sollen wir Bergklettern, wenn wir dabei riskieren, uns ein<br />
Bein zu brechen oder gar Schlimmeres? Soll eine Nation ihre gesamten finanziellen