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GAP-JOURNAL 2012/13 - AFA

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238<br />

Besonders für nationalistische und rechtsextreme Kreise gilt Multikulturalismus als<br />

Schreckensszenario. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass die Bevölkerung bzw. das<br />

Volk durch eine gemeinsame Kultur und Identität ein homogenes Gebilde darstellt und<br />

Unterschieden durch Ausgrenzung des Fremden begegnet werden muss, um die soziale<br />

Stabilität zusichern (vgl. Schulte 1990). Aber auch gemäßigte konservative Kreise<br />

scheinen sich mit dem Konzept des Multikulturalismus nie wirklich angefreundet zu<br />

haben, wie die Erklärung der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel aus dem Jahre<br />

2010, wonach der Multikulturalismus in Deutschland absolut gescheitert sei, zeigt.<br />

Neben dem Angebot von Fördermaßnahmen müssten auch Integrationsleistungen von<br />

Menschen mit Migrationshintergrund eingefordert werden (vgl. Der Spiegel Online<br />

2010)<br />

Interkultur<br />

„Die Idee von Interkultur (...) sagt: (...) ich verleugne nicht, dass jeder bestimmte Ideen<br />

von seiner Herkunft hat, einen Referenzrahmen, indem Ethnizität auch eineRolle spielt.<br />

Aber ich möchte das gerne dynamisieren (...). In erster Linie müssen sich die Institutionen<br />

der Gesellschaft darauf einstellen, dass sie mit Vielfalt konfrontiert sind. (...) Interkultur<br />

heißt Perspektivenwechsel.“ (Mark Terkessidis, In:Nimmervoll <strong>2012</strong>)<br />

Für Terkessidis ist Kultur vielmehr ein organisationstheoretischer als ein ethnisch-identitärer<br />

Begriff. Daher befasst er sich auch in erster Linie mit institutionellen und strukturellen<br />

Problemen des Zugangs und fordert, dass sich die Institutionen andie Vielfalt<br />

anpassen –und strukturelle Barrierefreiheit für Menschen unabhängig ihrer Herkunft<br />

und ihrer Schichtzugehörigkeit als Zielvorgabe verstehen. Vom dynamischen Charakter<br />

der Kultur ausgehend, sieht erInterkultur als Konzept, dass auf den Wandel der Bevölkerungsstuktur<br />

reagiert. Für ihn basieren kulturelle Unterschiede sehr oft auf Annahmen<br />

und bestimmten Wahrnehmungen, die Herkunft und das Fremdsein zu stark betonen.<br />

Den Kindern von Eingewanderten wird beispielsweise mit ständigem Fragen nach der<br />

Herkunft ihre scheinbare Fremdheit überhaupt erst klar gemacht (vgl. Terkessidis 2010:<br />

78-80/<strong>13</strong>0-<strong>13</strong>5).<br />

Verwirklicht sieht erinterkulturelle Politik in einer Abkehr von Normanpassung hin zu<br />

„prinzipiellen Wertschätzung von Unterschiedlichkeit“ (Terkessidis 2010: <strong>13</strong>9) der<br />

Institutionen. Dazu gehört für ihn auch eine offene Direktive für migration mainstreaming<br />

und affirmative action mithilfe von klar vorgegebener Kriterien, überprüfbarer<br />

Standards und Zielvorgaben, also etwa Quoten, sowie einer entsprechenden Flexibilität<br />

um auf Veränderungen gegebenenfalls auch reagieren zu können. Mit dieser

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