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GAP-JOURNAL 2012/13 - AFA

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206<br />

Generation als entschuldigend erläuternder Begriff.<br />

Einer der Bereiche, woinnerhalb der letzten Monate der Begriff der Generation immer<br />

wieder zum Vorschein kam, waren die Diskussionen über Diskriminierung, Feminismus<br />

und heteronormative Gesellschaftsstrukturen. Der Aufschrei, der von Deutschland aus<br />

sich ausbreitete, ausgelöst durch die sexistischen Bemerkungen Rainer Brüderles gegenüber<br />

Laura Himmelreich schlug Wellen inden unterschiedlichsten Bereichen und<br />

doch ist es fatal, wie all jene Vorgänge inein Muster des Aufeinanderprallens verschiedener<br />

Generationen eingebettet werden. Ausgehend von der Annahme, die Jungen<br />

wären anders und Brüderle wäre doch ein Überbleibsel längst vergangener Zeiten, lässt<br />

sich auf einfachste Weise das Bild einer jungen Generation von Journalist_innen konstruieren,<br />

die ein altes System nicht verstehen und nicht akzeptieren wollen und übersehen<br />

bleibt so, dass die Gräben und Verwerfungen doch viel tiefer reichen. Denn hier<br />

geht es primär umein strukturelles Machtgefälle, indem vorhandene Strukturen zum<br />

Vorschein kommen und das sich eben stark durch jene alten, weißen Männer artikuliert,<br />

diebeispielsweisedie Politik immernoch größtenteils bestimmen.<br />

Brüderles Herrenwitz ist damit eingebunden in ein vergehendes System und er wird<br />

vom sexistischen Übergriff zum Ausdruck seiner Teilhabe aneiner vergangenen Generation.<br />

Im schlimmsten Fall kann ernichts für seine Sozialisation und im besten Fall<br />

erinnert er uns an die guten, alten Zeiten. Vom Genussmenschen ist dann die Rede, der<br />

dem Wein nicht abgeneigt ist und der dann schon mal direkter wird. Die Diskrepanz<br />

dieser Zuschreibung zeigt sich jedoch darin, dass sie für Mitglieder der Piratenpartei<br />

nicht zugelten scheint. Jene können keinen Anspruch erheben Teil dieser alten Generation<br />

zusein und ihren Sexismus damit entschuldigen beziehungsweise umdefinieren. So<br />

jedoch spricht man einem Teil der Citoyens jegliche Verantwortung, aber auch Selbstbestimmtheit<br />

inihren Handlungen ab. Es ist deshalb ganz klar zu sagen, wer Herrenwitze<br />

beziehungsweise sexistische oder diskriminierende Äußerungen macht, entblößt<br />

sich damit als diskriminierend und sexistisch und nicht als Teil einer Generation, egal<br />

welches Alter sie oder erhat. Wer aber Brüderle nur als Spiegelbild seiner Generation<br />

sieht, die nun eben mal sosei, der erkennt nicht, dass diskriminierende Strukturen weit<br />

über einzelne Personen hinausreichen, inunseren Diskursen und Normen verhaftet sind<br />

und nur in einigen Fällen eben von alten, weißen Männern vorgeführt werden.<br />

Ähnliches gilt auch für den Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit<br />

Österreichs. Die Debatte, die zwischen verschiedenen Historiker_innen im Standard<br />

Mitte März entbrannt ist, wirft jedoch –man könnte sagen: wieder einmal –ein mehr<br />

als seltsames Bild auf die Aufarbeitungsbemühungen österreichischer Großparteien. So

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