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GAP-JOURNAL 2012/13 - AFA

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stituieren und verändern diese auch unaufhörlich. Wenn Judith Butler von der „Macht<br />

des Diskurses, das hervorzubringen, was erbenennt“, spricht, dann sagt sie auch, dass<br />

„keine Macht daran beteiligt ist, die als ein Subjekt konstruiert ist, das handelt, sondern<br />

[…] bloß ein ständig wiederholtes Handeln, das Macht in ihrer Beharrung und ihrer Instabilität<br />

ist.“ (Butler1997: 309)<br />

Für eine demokratische Praxis ist esalso von großer Bedeutung welcher Begriffe wir<br />

uns in unseren Argumentationen bedienen und wie wir sie einsetzen. Daher auch die<br />

Frage: Ist nicht gerade der Begriff der Generation ein vollkommen ungeeigneter um<br />

politische Handlungsmaxime entwickeln zu können, zumindest in der Form inwelcher<br />

er sich derzeit präsentiert –als ein technokratisches, meinungsbildendes Konstrukt?<br />

Natürlich ist jede sinnvolle Kategorisierung immer eine Vereinfachung –der Aspekt,<br />

den diese Analyse behandelt, soll aber keine rein begriffliche oder linguistische Zerlegung<br />

sein –sondern es geht um den Einsatz des Begriffes, vor allem imHinblick auf<br />

politische Prozesse. Der Begriff der Generation, der inseiner Funktion die Zugehörigkeit<br />

zu einer bestimmten Alterskohorte auszudrücken durchaus seine Berechtigung hat,<br />

ist jedoch vielschichtig und mit den unterschiedlichsten Bedeutungen aufgeladen. So<br />

verschieden wie seine Deutungen, Umdeutungen, Wandlungen sind, soverschieden ist<br />

auch sein Einsatz. Was nötig ist, ist eine Analyse dieses Begriffs im Kontext heutiger<br />

politischer Forderungen und seine diskursive Neubesetzung, die Art und Weise wie er<br />

innerhalb einer demokratischen Praxis interpretiert wird –nichts weniger als eine Ermächtigungzur<br />

Demokratie anhand dieses Begriffes also.<br />

Konstruktion der Generation<br />

Der Aufbau der Definition und die Verortung des Begriffs der Generation geschehen in<br />

zwei Schritten. Erstens erfolgt die Konstruktion anhand eines Kriteriums, das imDiskurs<br />

besonders bedeutsam erscheint. Das Konzept gleicht damit Ähnlichem, das esin<br />

der politischen Theorie gibt, wie beispielsweise Samuel Huntingtons Kampf der Kulturen<br />

–der um seine Theorie überhaupt entwickeln zu können, grobe Vereinfachungen in<br />

seiner Definition kultureller Gruppen vornehmen muss. Das ist deshalb interessant im<br />

Auge zu behalten, weil Huntingtons Konzept dort Homogenität annimmt 1 ,woeskeine<br />

1 Die Konstruktion des Islam imGegensatz zum Westen erscheint hier mehr als nur problematisch<br />

und im Lichte zahlreicher Unterschiede und Konflikte im arabischen Raum auch besonders<br />

realitätsfern. Edward Said bietet in The Clash of Ignorance eine ausführliche Kritik dieser<br />

Annahmen und deren Wirkungen.

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