GAP-JOURNAL 2012/13 - AFA
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So verwundert es wenig, dass Kinderarbeit auf der Tagesordnung stand und Eltern ihre<br />
Sprösslinge schon imzarten Alter von fünf Jahren in englischen Fabriken arbeiten ließen,<br />
anstatt ihnen eine Schulbildung zuteilwerden zu lassen (The Guardian 2007, S. 9).<br />
Es scheint somit kein Zufall zusein, dass wir auch heute immer noch Kinderarbeit<br />
antreffen (siehe hierzu etwa Observer 2007, S. 36), und dies vor allem inLändern, in<br />
denen wirtschaftlich prekäre Verhältnisse zu einer wahren Bevölkerungsexplosion<br />
geführt haben. Sogeht UNICEF davon aus, dass 12% der Kinder zwischen fünf und<br />
vierzehn Jahren im Beobachtungszeitraum inKinderarbeit involviert waren (UNICEF<br />
20<strong>13</strong>). Ein Bericht des Internationalen Arbeitsamts geht sogar davon aus, dass 2004<br />
126,3 Millionen Kinder für besonders gefährliche Arbeiten eingesetzt wurden (Internationales<br />
Arbeitsamt 2006, S. 6).<br />
Zudem war es ein Ding der Selbstverständlichkeit für Eltern, ihre Kinder als Vorsorge<br />
für das höhere Alter anzusehen –ein Anspruch, dem die meisten Kinder auch nachkamen.<br />
Diese wirtschaftliche Notwenigkeit, kombiniert mit fehlenden Verhütungsmethoden,<br />
führte zu Geburtenraten, die unsere heutigen Quoten um bis zu400% übersteigen<br />
(vgl. Maddison 2006, S. 32) und resultierte letzten Endes in der Bevölkerungsexplosion<br />
des 19. Jahrhunderts inwestlichen Industrieländern.<br />
Dieser Trend konntenatürlich nicht ewig wehren. Mit derflächendeckenden Einführung<br />
von Schulpflicht, modernen Verhütungsmitteln und generell besseren sozialen Lebensbedingungen<br />
kam es zu einem drastischen Rückgang der Anzahl anneugeborenen Kindern<br />
(vgl. The Economist 2009). Innovationen imGesundheitswesen führten zu einem<br />
drastischen Anstieg inder Lebenserwartung. Verzeichnete Deutschland 1820 noch eine<br />
durchschnittliche Lebenserwartung von 41 Jahren, sostieg dieser Wert auf 77Jahre in<br />
1999 (vgl. Maddison 2006, S. 32). Alles inallem verstand sich Generationenverantwortung<br />
vorallem imSinne einerVerantwortung den Eltern gegenüber.<br />
Eine veränderte Auffassung derGenerationenverantwortung<br />
In seinem vielbeachteten Werk „The Next 100 Years“ liefert George Friedman einen<br />
wichtigen Befund. Der Leiter von STRATFOR, einem amerikanischen Beratungsunternehmen<br />
mit Fokus auf geostrategischen Fragestellungen, attestiert, dass sich die Rolle<br />
von Kindern im späten 19. Jahrhundert massiv änderte. War eine große Anzahl an Kindern<br />
zuvor für viele der Weg zu relativem Wohlstand und einer gesicherten Zukunft, so<br />
stellten sie nun eine große wirtschaftliche Belastung dar (Friedman 2010, S.55). Wie<br />
zuvor gezeigt wurde stellten Kinder früher eine wirtschaftliche Notwendigkeit dar. Um<br />
das Familienauskommen zusichern konnten Kinder bereits im frühen Alter gewinn-