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GAP-JOURNAL 2012/13 - AFA

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nitions- und Klassifikationsmerkmal, dessen Definitionsmacht jedoch keine universelle<br />

Gültigkeit besitzt; bei gleichzeitiger Annahme von Homogenität, wo keine Homogenität<br />

herrscht.<br />

Den zweiten Faktor beschreibt Kristin Ross in einem Essay über die Reaktionen auf das<br />

negative Votum Irlands zur Europäischen Verfassung: Dass nämlich „den Iren, wie der<br />

Dritten Welt, die politische Reife fehlte, umdie richtige Entscheidung zutreffen“, sie<br />

also vielleicht „noch nicht bereit für die Demokratie“ waren und so 500 Millionen<br />

Europäer_innen quasi von „irischen Banditen als Geiseln [genommen] wurden“ –und<br />

Ross konstatiert hier die Beschwörung des Bildes von einer schweigenden Mehrheit, die<br />

von einerlautstarken Minderheit inGeiselhaft genommen wird.<br />

„Wenn die ‚schweigende Mehrheit‘ auftaucht, ist die gemäß einer quantitativen Logik, bei<br />

der die Kräfte sowohl in numerischer als auch moralischer Hinsicht präsentiert werden,<br />

zweigeteilt: Eine schweigende, vorwurfsvolle und angeblich auch ‚unterdrückte‘ Mehrheit<br />

muß gegen eine stigmatisierte und lautstarke Minderheit das ‚Recht‘ verteidigen; […] das<br />

stark aufgewertete Schweigen der Mehrheit konnteals riesige Reservearmee dienen“.<br />

Im Falle des irischen Referendums 2008 schließlich<br />

„wird das Schweigen der Mehrheit, der ‚überwiegenden Mehrzahl‘ der Europäer, von der<br />

herrschenden Elite ebenso dreist interpretiert, nur daß esjetzt für immer gelten soll –<br />

Demokratie als stumme Zustimmung.“ (Ross <strong>2012</strong>: 100 ff.)<br />

Zugegeben, genau umgedreht sind die Verhältnisse bei der Konstruktion einer Generation<br />

und trotzdem wird dieselbe Diskursfigur bedient: Anstatt mit einer lautstarken<br />

Minderheit, die eine schweigende Mehrheit übertönt, ist hier die schweigende Mehrheit<br />

nicht der Antagonist einer lautstarken Minderheit, sondern vielmehr die angenommene<br />

Legitimation der lautstarken Minderheit beziehungsweise des gesamten Konstrukts.<br />

Was aber, wenn esnun gar keine schweigende Mehrheit hinter diesem Bild gibt? Hier<br />

schließlich ist der Begriff nicht mehr nur eine Klassifikation einer kulturell vermeintlich<br />

homogenen Gruppe, ein Konzept um die kollektive Sozialisation einer ganzen Alterskohorte<br />

zu beschreiben, sondern die Annahme, dass diese Gruppe auch eine Agenda<br />

hat –eine Agenda, die sie nicht postulieren oder ausarbeiten muss, denn sie lässt sich<br />

rein von den Faktoren ableiten, diejaeineGeneration erst zueiner Generation machen.<br />

DieVerwendung des Begriffes<br />

Die Frage, die nun zu stellen bleibt: Welche Bedeutung hat eine diskursive Verortung<br />

des Generationsbegriffes in dieser Gestalt? Wie und wo kommt der Begriff der Generation<br />

zum Einsatz und welche Auswirkungen hat seineBenutzung?

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