GAP-JOURNAL 2012/13 - AFA
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Afrika, Asien oder anderen Erdteilen, werden die Konsequenzen des eigenen Handelns<br />
schwerer einschätzbar. Und abermals stellt sich die Frage, welche Bereiche in die<br />
Überlegungen einbezogen werden: Geht esumKonsequenzen den Menschen, dieNatur,<br />
dieKultur, dieWelt, dieErde, die Finanzwelt, etc. betreffend?<br />
Was hier vorgeschlagen wird, ist also, dass es „früher“ nicht leichter war, eine „gute“<br />
Entscheidung zu treffen, sondern dass es aufgrund unterschiedlicher Veränderungen (zu<br />
denen u.a. die veränderte Lebenswelt als Folge der Globalisierung zählen dürfte) zu<br />
einer Verschiebung der Grenzen –jasogar zu einer Entgrenzung –inBezug auf den<br />
Maßstab unseres Handelns gekommen ist. InFolge versuchen wir im Alltag unsere Entscheidungen<br />
sozutreffen, dass wir sie auch in ferner Zukunft noch verantworten könnten.<br />
Neben dieser räumlichen und zeitlichen Entgrenzung besteht ein weiteres Faktum<br />
darin, dass wir inunseren Vorstellungen des jetzigen Gesollten gefangen sind. Wie<br />
Liessmann richtig feststellt, „wissen wir über die Interessen und Wünsche der nachfolgenden<br />
Generationen wenig bis nichts“ (Liessmann <strong>2012</strong>: 123). Freilich ist es für uns<br />
heute absolut unvorstellbar und unverantwortbar, dass die zukünftigen Generationen auf<br />
einem ausgebeuteten Planeten leben wollen –sämtlicher natürlicher Ressourcen beraubt.<br />
Dennoch wissen wir nahezu nichts darüber, wie sich künftige Generationen ihr<br />
Leben auf dieser Erde wünschen und unsere heutigen Handlungen beurteilen werden.<br />
Liessmann nennt hier als Beispiel u.a. die heute von vielen als schön empfundene<br />
Karstlandschaft Istriens und Dalmatiens, welche eine Folge der Abholzung der Wälder<br />
durch die Römer –man könnte heute sagen durch ihr mangelndes Bewusstsein von<br />
Nachhaltigkeit –ist. (Vgl. ebd.: 126) Der Eindruck, dass „gutes“ Handeln zunehmend<br />
schwieriger wird, basiert also möglicherweise auf einer räumlichen und zeitlichen Maßstabs-Entgrenzung.<br />
Spricht man von einer Grenze, sosind immer bereits zwei Seiten<br />
mitgedacht. Wir würden etwas nicht als Begrenzung wahrnehmen, wüssten wir nicht,<br />
was auf der anderen Seite ist. (Vgl. ebd.: 33) Wenn nun eine Grenze den Blick auf zwei<br />
Seiten öffnet und wir „gutes Handeln“ als schwierig empfinden, so müssen wir eine<br />
Ahnung davon haben, was „nicht gutes“, daher „schlechtes“ Handeln ausmacht. Nachfolgend<br />
soll einerseits aus Perspektive des Alltags, andererseits aus Perspektive des wissenschaftlichen<br />
Diskurses der Frage nachgegangen werden, was unter „gutem Handeln“<br />
verstanden werden kann.<br />
Im Alltag verwenden wir „gut“ als Prädikat sowohl wertend, als auch beschreibend. Wir<br />
sprechen dem Subjekt eines Satzes entweder Gütestandards zu, oder qualifizieren das<br />
Subjekt selbst als gut –messen ihm also Wert bei. Der Unterschied wird anhand eines<br />
einfachen Beispiels deutlich: Einem guten Dieb spricht man zwar nicht ab, dass er