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GAP-JOURNAL 2012/13 - AFA

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hungspunkt für Touristen. Dies änderte sich durch die Errichtung des architektonisch<br />

innovativen Guggenheim-Museums des amerikanischen Architekten Frank O.Gehry.<br />

Die Eröffnung 1997 leitete den heute bekannten Begriff des „Bilbao-Effekts“ oder<br />

„Guggenheim-Effekts“ ein. Damit wird die zielgerichtete Aufwertung von Orten durch<br />

kulturelle Bauprojekte bezeichnet. Die Stadt erfuhr einen ungemeinen wirtschaftlichen<br />

Aufschwung und verlor das sogar nicht ansprechende Image einer Industriestadt. Das<br />

Problem war jedoch, dass durch den Tourismus ein Preisanstieg der Lebenshaltungskosten<br />

stattgefunden hat und gleichzeitig aber das Lohnniveau nicht angepasst wurde.<br />

ImmermehrEinheimischegerieten dadurch in prekäre Lebenssituationen.<br />

Ebenso hat die erhoffte Förderung der Kunst- und Kulturschaffenden nicht wirklich<br />

stattgefunden, sodass neben dem populistischen Mainstream kein großer Entfaltungsspielraum<br />

entstehen konnte. Das Fazit ist: gut gemeint ist nicht unbedingt auch gut<br />

gemacht. Die Umsetzungsstrategien innerhalb des Kulturbetriebs sollten sich mehr an<br />

der Leitidee der Nachhaltigkeit orientieren, nämlich das Zusammenspiel und die Wechselwirkungen<br />

auf mehreren Ebenen zubeachten. Die gezielte kulturelle Aufwertung<br />

eines Ortes ist keine rein kulturpolitische Angelegenheit –ebenso wenig wie eine ausschließlich<br />

wirtschaftliche. Durch die Vernachlässigung der Dimensionen außerhalb des<br />

Kulturbetriebs kann eszuungewollten „Nebenwirkungen“ kommen (Pröbstle 2011: 69<br />

f.).<br />

Gerade imBereich des Kulturtourismus sind die Pros und Contras klar zu erkennen. Die<br />

Ausweitung des kulturellen Angebots aneinem Ort kann eine großartige Möglichkeit<br />

sein, den Tourismus anzukurbeln und damit den Wirtschaftssektor im Allgemeinen zu<br />

stärken. Esprofitieren schließlich nicht nur die kulturellen Institutionen von einem<br />

erhöhten Besucheransturm. Gastronomie, Hotellerie etc. können ebenso höhere Einnahmen<br />

durch den Kulturtourismus verzeichnen.<br />

Schwierigkeiten treten auf unterschiedlichen Ebenen auf, deren Bewältigung –wenn<br />

überhaupt –meist getrennt voneinander inAngriff genommen wird. Zum einen sei hier<br />

das Thema der Denkmalpflege angeschnitten. Das Kulturerbe muss als primäres Interesse<br />

zunächst geschützt werden. Das bedeutet, dass Maßnahmen ergriffen werden, um<br />

die Er- und Unterhaltung der Denkmäler zu sichern. Esliegt auf der Hand, dass dieses<br />

Ziel nicht immer mit dem wirtschaftlichen Interesse in Einklang zu bringen ist. Mehr<br />

Besucher bedeutet auch mehr Geld, doch welchen Schaden dabei die Kulturgüter nehmen,<br />

wird allzu oft vernachlässigt. Eine zuhohe Konzentration anBesuchern kann eine<br />

erhebliche Zerstörung der Denkmäler bedeuten, wie etwa in Höhlen, Gräbern, Tempeln<br />

etc. Die Bemalung wird durch den Kohledioxidausstoß stark beschädigt, was mitunter

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