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GAP-JOURNAL 2012/13 - AFA

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Historikern Glauben, war Maria Theresia keine große Freundin der Philosophie. Als<br />

Frau der Tat war ihr praxisfernes Denken zuwider und auch dies bemängelte sie an<br />

ihrem Sohn Joseph. Sie warf ihm vor, eine„Kokette des Geistes“ 4 zu sein.<br />

Joseph II<br />

<strong>13</strong>.März1741–20. Februar1790<br />

Umstände seiner Herrschaft<br />

MariaTheresia schrieb dem Mitregenten Joseph einmal:<br />

Ihr habt imallgemeinen keine gute Meinung von der Welt. Ich fürchte daß Ihr niemals<br />

Freunde finden werdet, worauf ihr doch soviel Wert legt, und wer soll Joseph zugetan<br />

sein? Denn weder vom Kaiser, noch vom Mitregenten kommen diese bissigen, spöttischen,<br />

boshaften Züge, sondern vom Herzen Josephs –das ist es, was mir Kummer bereitet, was<br />

zum Verhängnis Eures Lebens, unser aller und des Reiches Unglück werden könnte. Ihr<br />

seid eine Kokette des Geistes, Ihr jaget ihm urteilslos nach, woimmer Ihr ihn zu finden<br />

glaubet. Ein gescheites Wort, eine glänzende Phrase, die Ihr in einem Buch oder sonstwo<br />

findet, fesselt Euch, Ihr gebraucht sie bei der ersten Gelegenheit, ohne zu überlegen, obsie<br />

auch dahinpassen. 5<br />

Derjunge Joseph warvorerst neben seiner Mutter nur Mitregent und musstesich bezüglich<br />

aller seiner Ideen ihre Zustimmung einholen. Mutter und Sohn trennten Welten. Sie<br />

standen sich oftmals verständnislos gegenüber. Wie aus obigem Zitat ersichtlich wird,<br />

bewegten Maria Theresias Herz tiefe Zweifel, sowohl über den Charakter ihres Sohnes,<br />

als auch überdessen intellektuelle Gesinnung.<br />

Anders als sie wurde eraber von Kinderbeinen anauf die spätere Führungsrolle vorbereitet.<br />

Während Maria Theresia, der Rolleder Frau in dieser Zeit entsprechend, zurherrschaftlichen<br />

Gattin herangezogen wurde, erfuhr Joseph schon infrühsten Kinderjahren<br />

linguistische Bildung in Latein, Französisch und Italienisch. Er nahm Unterricht imReiten,<br />

Fechten und Tanzen, wurde diplomatisch, historisch und strategisch gebildet und<br />

genoss, was für seine Zeit durchaus eine Neuerscheinung war, ebenso Unterricht in<br />

naturwissenschaftlichen Fächern wie Mathematik und Physik. Josephs Erziehung lag<br />

der Kaiserin besonders am Herzen, dasie wusste ,dass hier ein späterer König und<br />

Kaiser heranwuchs. Ihre höchsten pädagogischen Maximen waren Gehorsamkeit, Frömmigkeit<br />

und Disziplin. Inspäterer Zeit sollte sich allerdings herausstellen, dass eben<br />

4 Vgl. Berglar Peter: Maria Theresia inSelbstzeugnissen und Bilddokumenten, 6.Auflage, Reinbek<br />

2004.<br />

5 Vgl. Berglar Peter: Maria Theresia inSelbstzeugnissen und Bilddokumenten, 6.Auflage, Reinbek<br />

2004.

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