RS1_Machbarkeitsstudie_web
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Nutzen-Kosten-Analyse 08<br />
03<br />
Bestimmung der Verlagerungen durch den <strong>RS1</strong><br />
Ein nächster Schritt ist die Bestimmung der Verlagerungspotenziale zum<br />
Radverkehr, die sich durch den Bau des Radschnellwegs Ruhr mobilisieren<br />
lassen. Hier muss eine besondere Methodik genutzt werden, die sich von der<br />
gängigen Methode in der Verkehrsplanung unterscheidet.<br />
Die „etablierte Methode“ zur Modellierung und Schätzung von Modal Split<br />
und Verlagerungen im Personenverkehr, bewirkt durch Maßnahmen der<br />
Verkehrsinfrastruktur, lässt sich wie folgt skizzieren:<br />
• Ausgangspunkt ist eine Nullfallmatrix, die alle relevanten Verkehrsströme<br />
und in einem Untersuchungsraum alle konkurrierenden Verkehrsträger<br />
berücksichtigt.<br />
• In ein Netzmodell wird eine neue Infrastruktur eingepflegt.<br />
• Mit Hilfe von Umlegungsrechnungen der Nullfallströme im Netz, jeweils<br />
mit und ohne Maßnahme, werden die Angebotseigenschaften und deren<br />
maßnahmenbedingte Änderungen bestimmt. In der Regel ändern sich<br />
Fahrzeiten und Kosten oder Kapazitäten, die Auswirkungen auf den<br />
Verkehrsfluss haben.<br />
• Werden Verkehre zwischen konkurrierenden Verkehrsmitteln verlagert,<br />
können sich die Angebotseigenschaften des abgebenden Verkehrsmittels<br />
verbessern – z.B. Entlastung der Straßen bei Einrichtung einer<br />
leistungsfähigen ÖV-Verbindung.<br />
• Auch Routenwahlverlagerungen können zu Verbesserungen auf den entlasteten<br />
Strecken führen, sodass insgesamt ein positiver Nutzen im Einzugsbereich<br />
der Maßnahme entsteht und nicht nur auf der Maßnahme selbst.<br />
• Die Verlagerungen selbst werden durch Modal-Wahl-Modelle geschätzt.<br />
Diese bauen auf beobachteten Wahlentscheidungen auf und simulieren<br />
diese Entscheidungen bei der Einführung von Infrastrukturmaßnahmen<br />
und damit einhergehenden Angebotsänderungen. Dabei werden in der<br />
Regel die Einflussgrößen betrachtet, die sich aus den Umlegungsmodellen<br />
ableiten lassen. Weitere individuelle Entscheidungsparameter wie „Ich<br />
fahre gerne Auto“, „Aus Umweltgründen nehme ich immer die Bahn“, „Ich<br />
fahre den Umweg, weil ich die Landschaft genieße“ usw. werden in de r<br />
Regel nur pauschal berücksichtigt – z.B. im Niveauparameter oder Fehlerterm<br />
einer analytischen Nutzenfunktion.<br />
Somit wird bei der Verkehrsmittelwahl ein rationales Entscheidungsmodell<br />
zugrunde gelegt und die Entscheidung von messbaren Angebotsparametern<br />
abhängig gemacht. 20 Diese Vorgehensweise kann bei der Betrachtung der<br />
Radverkehrsnachfrage so nicht übernommen werden. Die Angebotseigenschaften<br />
des Radschnellweges spielen zunächst ebenfalls eine wichtige Rolle: gute<br />
Fahrbahn, direkte Linienführung, wenige Konflikte mit dem Straßenverkehr,<br />
sichere Nutzung usw. Das sind notwendige Voraussetzungen für die Nutzung<br />
von Radwegen. Entscheidend für die Radverkehrsnachfrage ist aber die in di vidu<br />
elle Motivation, die Einstellung zum Radfahren, die Wahrnehmung der An-<br />
20<br />
Es wird allerdings zunehmend diskutiert – z.B.<br />
in den Forschungsprojekten zur aktuellen<br />
Bundesverkehrswegeplanung –, wie neben<br />
den quantitativen auch die qualitativen<br />
Entscheidungseinflüsse integriert werden können.<br />
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>RS1</strong> - Radschnellweg Ruhr<br />
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