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Den Bedarf an Kameras, der dadurch zwangsläufig entstand, deckten in erster Linie<br />

Berliner Möbeltischler, die sich davon eine lukrative, zusätzliche Einnahmequelle versprachen.<br />

Diese Vermutung bestätigte sich dann auch, denn viele Möbeltischler fertigten<br />

nach ein paar Jahren nur noch Holzkameras. Kameratischler siedelten sich in der Reichenberger-,<br />

Prinzen- und Oranienstraße an und waren bald danach auch über Berlins Grenzen<br />

hinaus für ihre präzise und solide Arbeit bekannt. Namen wie Stegemann, Heßler<br />

und Gareis waren auch nach der Jahrhundertwende dominierend auf dem Gebiet des<br />

Kamerabaus in Berlin.<br />

Als 1854 das „Visitbild" erschien (siehe Abb. 1 a-c) und die Preise für das kleine Format<br />

erheblich sanken, hatten die Photographen einen solchen Zustrom, daß man nur nach<br />

Anmeldung und wochenlanger Wartezeit photographiert werden konnte. Wenn auch<br />

gerade damals die Einführung der „Visitbilder", die im Dutzend gekauft werden mußten,<br />

neues Leben ins Geschäft gebracht hatte, so zeigten sich auch schon die Verfallserscheinungen<br />

der Portrait-Photographie in Form von Preisdrückereien. Diejenigen unter den<br />

Photographen, die sich Gedanken um die Zukunft machten, sahen allmählich ein, daß<br />

der drohenden Übersättigung des Publikums nur eine Hebung der Qualität helfen<br />

konnte. Dies diskutierten sie auch in Gemeinschaft Gleichgesinnter und es kristallisierte<br />

sich der Wunsch heraus, eine fachliche Interessengemeinschaft zu gründen. Am 20. November<br />

1863 wurde der „Photographische Verein zu Berlin" von seinem Gründer Dr. Hermann<br />

Wilhelm Vogel (26. 3. 1834-17. 12.1898) aus der Taufe gehoben.<br />

In der Gründungssitzung des Vereins hatte Dr. Vogel unter den künftigen Aufgaben des<br />

Vereins auch die Veranstaltung photographischer Ausstellungen genannt. Dieser Punkt<br />

lag Vogel besonders am Herzen. Er erstrebte eine Ausstellung aus mehreren Gründen.<br />

Unter anderem sollte dem Publikum, das unter Photographie zumeist nur eine billige<br />

Portraitierkunst verstand, die vielseitige Leistungsfähigkeit der Photographie in Wissenschaft,<br />

Kunst und Technik gezeigt werden.<br />

Zwei Jahre später war es dann soweit. Man kündigte Medaillen für die besten Aussteller<br />

an. Und das wirkte Wunder. Vier Wochen nach Bekanntgabe des Beschlusses war die<br />

Zahl der Aussteller schon auf fast 300 angewachsen. In der Ausstellerliste fand man alle<br />

photographischen Größen jener Zeit vertreten. Die Aussteller und die Mitglieder des<br />

Vereins hatten freien Eintritt. Um die beliebte Weitergabe der für diese Personen<br />

bestimmten Ausweise zu unterbinden, führte Vogel eine Neuheit ein: Als Ausweis diente<br />

das mit dem Ausstellungsstempel versehene Visit-Portrait des Betreffenden. Mit dieser<br />

Maßnahme hatte Vogel das photographische Bildnis als Grundlage eines Personalausweises<br />

zwar nicht erfunden, aber wohl als erster in die Praxis eingeführt.<br />

Hermann Wilhelm Vogel, bekannt geworden durch seine zahlreichen Veröffentlichungen<br />

auf dem Gebiet der Photochemie, wurde später zum Leiter der Abteilung für Chemie<br />

an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg ernannt.<br />

Doch wenden wir uns einmal der Berliner Wirtschaft in dieser Zeit zu.<br />

Noch heute bestehen Firmen auf optischem und photographischem Sektor in Berlin, die<br />

im vorigen Jahrhundert gegründet wurden. Hierzu zählen u. a. Firma Kindermann &<br />

Co. (gegr. 1861) und Firma Schmidt & Haensch (gegr. 1864). Auch die Firma Agfa<br />

hatte ihren Beginn 1867 in Berlin.<br />

In der Zimmerstraße 23 gründete im Jahr 1886 der damals noch unbekannte Carl Paul<br />

Goerz (21. 7. 1854-14. 1. 1923, Abb. 2) ein Versandhaus für mathematische Instrumente.<br />

Zwei Jahre später erwarb er eine mechanische Werkstatt, um selbst photographische<br />

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