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ganz ungewöhnlichen Einrichtung von einen gelehrten und scharfsinnigen Verfasser mit<br />

Fleiß verfertiget worden. Es soll, wie man sagt, nach Schakespearschen Geschmack abgefaßt<br />

sein. Man hätte vielleicht Bedenken getragen, solches auf die Schaubühne zu bringen,<br />

aber man hat dem Verlangen vieler Freunde nachgegeben, und so viel, als Zeit und Platz<br />

erlauben wollen, Anstalt gemacht, es aufzuführen. Auch hat man, sich dem geehrtesten<br />

Publico gefällig zu machen, alle erforderliche Kosten auf die nöthigen Decorationen und<br />

neuen Kleider gewand, die in damaligen Zeiten üblich waren." 52 Der Autor wurde erst<br />

auf dem Zettel vom 28. April genannt: „. .. vom Herrn D.[oktor] Göde in Franckfurth<br />

am Mayn."<br />

Die Aufführung war ein glänzender Erfolg; das Stück wurde sechs Tage en suite gespielt<br />

und erlebte 18 Wiederholungen durch die Kochsdie Truppe. Die Vossische Zeitung, die<br />

zum ersten Mal einen ausführlichen Theaterbericht brachte, vertrat die Ansicht, „daß<br />

ein solches Stück, dessen Aufführung vielen Schwierigkeiten unterworfen, im Ganzen<br />

genommen, nach der Beschaffenheit des deutschen Theaters wohl von keiner Gesellschaft<br />

besser vorgestellt werden kann". Ein anderer Kritiker 53 ärgerte sich zunächst „von<br />

ganzem Herzen darüber, daß man auf solch einem Theater, das nur für Nachspiele<br />

scheint gebaut zu seyn, einen Goez spielen wollte". Dann wurde er günstiger gestimmt:<br />

„Brückner riß mich bisweilen ganz mit sich fort, aber er hatte seine Rolle nicht ganz<br />

studirt. Den guten ehrlichen Goez machte er sehr mittelmäßig. . . . Aber wo er<br />

den ungestümen, hartnäckigen Goez machte, da war er Meister. Ihn vor<br />

dem Gerichte der kaiserlichen Räthe zu sehn, hätt einen allein schon mit der ganzen<br />

Vorstellung wieder aussöhnen können." Er gelangt jedoch zu dem Schluß: „Überhaupt<br />

aber muß ich Ihnen gestehen, daß die kochische Gesellschaft im Ganzen nicht so gut<br />

mehr zu Berlin ist, als ich sie zu Leipzig gesehen habe."<br />

Das Rollenbild Brückners aus dem Jahre 1779 zeigt ihn als einen recht jung wirkenden<br />

Götz, einen schneidigen Edelmann mit Lippenbärtchen, mit geschlitztem Wams, Halskrause<br />

und Federbarett. Ob hier noch Meils Kostüm dargestellt ist, wissen wir nicht 54 .<br />

Trotz dramaturgischer Striche hatte Kochs Personal übrigens nicht ausgereicht, so daß<br />

von den 21 auf dem Zettel genannten Darstellern 6 eine Doppelrolle übernehmen<br />

mußten. Insgesamt war jedoch die Wirkung sehr positiv; die Aufführbarkeit des Werkes<br />

war erwiesen, und bald folgten andere Bühnen.<br />

Noch einmal sorgte Koch in diesem letzten Jahr seines Lebens für ein literarisches<br />

Ereignis: Am 3. November wurde Goethes „Clavigo" aufgeführt. Zwei Monate später,<br />

am 3. Januar 1775 starb mit Heinrich Gottfried Koch der letzte aktive Prinzipal aus<br />

der Kampfzeit der Gottsched-'Ara. Bis zum 15. April führte seine Frau noch die<br />

Geschäfte seiner Bühne, dann nahm Carl Theophil Döbbelin den langersehnten Direktionsplatz<br />

ein.<br />

Plümicke schildert die Tränen des Publikums, als Madame Koch sich in tiefer Trauer<br />

mit einem Epilog Ramlers verabschiedete, in dem es hieß:<br />

52 Der oft ungenau zitierte Zettel ist originalgetreu wiedergegeben bei C. L. Barth: Zur hundertjährigen<br />

Jubel-Feier des Schauspiels Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand von<br />

J. W. von Goethe. Berlin 1874.<br />

53 In der „Gelehrten Zeitung für das Frauenzimmer". Vgl. R.M.Werner: Die erste Aufführung<br />

des Götz von Berlichingen, in: Goethe-Jahrbuch, Bd. 2, S. 87-100.<br />

54 Vgl. Klara (s. Anm. 51), S. 43.<br />

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