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Die Firmen konnten zu den Kommunalsteuern herangezogen werden und brachten damit<br />

zusätzliche Einnahmen für den Haushalt der Stadt, der bei dem geringen Steueraufkommen<br />

von der Arbeiterbevölkerung immer knapp bemessen war. So standen Magistrat und<br />

Stadtverordnetenversammlung der Industrieansiedlung positiv gegenüber. In den Jahren<br />

um und nach der Jahrhundertwende diskutierte man umfangreiche Verkehrsplanungen. Ein<br />

Netz von Güteranschlußbahnen sollte die seinerzeit oft noch landwirtschaftlich genutzten<br />

Außenzonen der Stadt durchziehen, um künftige Industriegelände verkehrlich zu erschließen.<br />

In jenen noch autolosen Zeiten spielte bei der Wahl eines neuen Standortes die Frage,<br />

ob Güteran- bzw. -abtransport auf der Schiene möglich war, oft eine ausschlaggebende<br />

Rolle. Tatsächlich wurde ein Teil jener in allen Himmelsrichtungen projektierten Güterbahnen<br />

auch ausgeführt.<br />

In zunehmendem Maße wurde den Spandauer Kommunalpolitikern die Niederlassung der<br />

Firma Siemens & Halske im äußersten Osten der Stadt wichtig. Das 1899 dem Betrieb übergebene<br />

Kabelwerk „Westend" war auf Spandauer Gemeindegebiet entstanden, und zwar<br />

auf einer Exklave, einem zum Stadtkreis gehörigen, ringsum von Gebieten anderer<br />

Gemeindezugehörigkeit umgebenen Gelände in den Spreewiesen. Das Spandauer Wiesenland,<br />

weitab vom geschlossenen Weichbild, lag gänzlich abgeschieden, war unbewohnt und<br />

unerschlossen und den wenigsten bekannt. Die Exklave grenzte im Osten zwar an Charlottenburg,<br />

aber die stille Grenze am Nonnendamm und Nonnengraben in den Nonnenwiesen<br />

hatte in den knapp zwei Jahrhunderten ihres Bestehens kaum jemals die geringste Auseinandersetzung<br />

zwischen beiden Nachbarstädten ausgelöst.<br />

Da Siemens bald erkennen ließ, daß noch weitere Werkbauten in der Nachbarschaft seines<br />

neuen Kabelwerks entstehen sollten, wurde das bisher unbeachtete Wiesengelände für<br />

Spandau mehr und mehr zu einem wertvollen Besitz. Der finanzkräftige Investor Siemens,<br />

der seit 1904 Fabrikbau auf Fabrikbau in der Enklave und bald auch in den westlich<br />

angrenzenden Gutsbezirken Tegel-Forst und Sternfeld zu errichten begann, wurde der<br />

größte und wichtigste Steuerzahler Spandaus. Die Stadt überließ es der Firma Siemens, die<br />

städtebaulichen und verkehrlichen Planungen in dem ganz unerschlossenen Gebiet selbst<br />

aufzustellen und die für den jungen Industriestandort sowie für die von Anfang an vorgesehene<br />

Wohnsiedlung neben den Fabriken notwendigen Verkehrs- und Straßenanlagen<br />

selbst zu schaffen. Mit diesem Laissez-faire geriet die Havelstadt aber bald in Gegensatz zu<br />

Charlottenburg. Der Nachbarstadt war der entstehende Industrieort vor seiner Westgrenze<br />

unerfreulich, und sie versuchte nun, die ihr mißliebige Ansiedlung der Siemenswerke, wenn<br />

sie auch nicht mehr ganz zu verhindern war, mindestens unter ihren Einfluß zu bringen<br />

und ihre weitere Ausdehnung zu beeinflussen. Das beste Mittel, eine Entwicklung in diesem<br />

Sinne herbeizuführen, war, die Spandauer Exklave mitsamt den Siemenswerken sowie<br />

angrenzende Gebietsteile der Kreise Osthavelland und Niederbarnim zur Abrundung des<br />

Charlottenburger Gemeindegebietes im Westen einzugemeinden.<br />

Dieses Vorhaben war gar nicht so abwegig, denn während südlich der Spree die Stadt<br />

Charlottenburg sich bis an den Spandauer Bock heranschob, sprang die Weichbildgrenze<br />

nördlich des Flusses weit nach Osten, bis in die Nonnenwiesen hinein, zurück. Mit einer<br />

derartigen Eingemeindung hätte Charlottenburg nicht nur sein Weichbild für eine künftige<br />

Ausdehnung der Stadt erweitert, sondern auch die von ihm für erforderlich gehaltenen<br />

Straßen-, Verkehrs- und Grünplanungen durchsetzen können. Die Projekte der Firma<br />

Siemens konnten dann im Falle einer Eingemeindung durch Feststellung von Fluchtlinienplänen<br />

oder baurechtlichen Vorschriften über die Nutzung des Geländes eingeschränkt<br />

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