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Etwa um 1830 trat überall in Europa die Historienmalerei hervor, die den Vorrang<br />

Frankreichs in diesem Genre ablöste. Die Mehrzahl der Künstler verfolgte den einfachen<br />

Weg, realistisch darzustellen; die überwiegende Mehrheit der Maler ging darauf aus, dem<br />

Publikum zu gefallen. Reportagen sind das Ergebnis dieser Produktion. So konnte es<br />

schließlich zur Existenz zweier Funktionen der Malerei kommen, einmal der realistischen<br />

Berichterstattung für die Menge, zum anderen der Malerei für den Geistig-Anspruchsvollen,<br />

der Kunst des Individuums für das Individuum.<br />

In dieser Gesamtsituation bildete auch Berlin keine Ausnahme. Als Sitz des Hofes und<br />

der Staatsbehörden, als Universitätsstadt, als eine Stadt von über 200 000 Einwohnern,<br />

voller Regsamkeit und künstlerischer Initiative, die bereits Persönlichkeiten von europäischem<br />

Rang auf allen Geistesgebieten zu ihren Bürgern zählte, boten sich künstlerischen<br />

Naturen, auch wenn sie zunächst nur handwerklich vorgebildet waren, hinreichende<br />

Entfaltungsmöglichkeiten.<br />

Zu ihnen gehörte auch der junge Theodor Hosemann.<br />

Die Art der Tätigkeit des Neuberliners Hosemann unterschied sich zunächst kaum von<br />

derjenigen seiner Düsseldorfer Zeit: lithografische Arbeiten und das Kolorieren von<br />

Druckbogen. Doch noch - oder schon - im Jahre 1828 erschien bei Winckelmann & Söhne<br />

„Das allergrößte Bilder-ABC", ein Werk von 22 Druckbogen mit je 3 bis 6 Abbildungen,<br />

die uns zum ersten Mal selbständige Illustrationen Hosemanns zeigen. Mit dieser Arbeit<br />

gelang ihm sofort der Beweis, nicht nur ein guter „Handwerker", sondern ein ebenso<br />

guter Künstler zu sein. Schon im folgenden Jahr (1829) wurde er als Lithograf für das<br />

„Fest der weißen Rose", eine Beschreibung des Festes in Potsdam am 13. Juli zum Geburtstag<br />

der Kaiserin von Rußland, genannt. Diese Schrift erschien bei Gropius in Berlin.<br />

Seine sehr guten Aquarellierungen führten zur Bekanntschaft mit dem Intendanten der<br />

Kgl. Schauspiele, dem Grafen Brühl. Hieraus entwickelte sich eine Reihe wichtiger Verbindungen,<br />

so daß er schon bald zum beliebtesten Mal- und Zeichenlehrer der Berliner<br />

Adelskreise wurde, die später zu den besten Käufern seiner Bilder gehörten. Sein Fleiß<br />

brachte ihm zwar schon bald die finanzielle Unabhängigkeit, erwies sich jedoch leider<br />

auch als Hemmschuh für seine weitere künstlerische Entfaltung. Er, der aus einfachen<br />

und bescheidenen Verhältnissen stammte, mußte sich in den gehobenen Kreisen in gewissem<br />

Sinne deplaciert vorkommen. So führte er auch die ihm hier aufgetragenen Arbeiten<br />

in dem offensichtlichen Bemühen aus, ohne innere Anteilnahme das Beste zu schaffen.<br />

Gerade jene lassen seine ausgereifte Technik erkennen, wirken jedoch meist steif und<br />

manieriert. Hosemann war mit dem Gefühl für das Bürgerliche ein Schilderer der täglichen<br />

Situationen. Und aus eben jenem Gefühl heraus schuf er seine eindrucksvollen<br />

Arbeiten, mit denen er sich bis in unsere Zeit ein Denkmal als Volkskünstler des Berliner<br />

Biedermeier setzen konnte.<br />

Hosemann, der im Zentrum Berlins in der Dorotheenstadt wohnte, fand schnell Anschluß<br />

an die hiesige Künstlerschaft. So trat er dem „Jüngeren Künstlerverein" bei. Dieser<br />

hatte sich neben einem älteren Verein, dessen Gründer Gottfried Schadow war, zusammengefunden.<br />

Für diesen, dem die jüngeren Vertreter der Kunst und wohlhabende<br />

Kunstfreunde angehörten, die sich zu gemeinsamen Studien und geselligen Festen trafen,<br />

schuf Hosemann seine geist- und humorvollen Einladungs- und Tischkarten. Diese Karten,<br />

als deren Erfinder und Schöpfer er gilt, durften bald bei keinem heiteren Festessen<br />

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