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merkt, daß derjenige „ein Grundelement der ,Größe' verspielt", der „im Unterliegen<br />

menschlich versagt", ja „Seelengröße" als Kategorie ausdrücklich gelten läßt 32 . Mag man<br />

auch heute dazu neigen, Luises Rolle als „Schutzgeist" 33 für die Männer der Stein-Hardenbergschen<br />

Reformen stärker zu betonen als ihre eigene innere Haltung in dieser Zeit,<br />

so gehört doch in Wahrheit beides, die Seelengröße der Königin, von der schon die wenigen<br />

angeführten Briefzitate zeugen, und die Wirkungen, die von ihr auf die Zeitgenossen<br />

ausgingen, untrennbar zusammen. Zwei von ihnen, Heinrich von Kleist und Wilhelm<br />

von Humboldt, mögen hier stellvertretend für viele sprechen:<br />

Kleist schrieb am 6. Dezember 1806 an seine Schwester Ulrike:<br />

„In diesem Kriege, den sie [Luise] einen unglücklichen nennt, macht sie einen größeren<br />

Gewinn, als sie in einem ganzen Leben voll Frieden und Freuden gemacht haben<br />

würde. Man sieht sie einen wahrhaft königlichen Charakter entwickeln. Sie hat den<br />

ganzen großen Gegenstand, auf den es jetzt ankommt, umfaßt; sie, deren Seele noch<br />

vor kurzem mit nichts beschäftigt schien, als wie sie beim Tanzen, oder beim Reiten,<br />

gefalle. Sie versammelt alle unsere großen Männer, die der K[önig] vernachlässigt,<br />

und von denen uns doch nur allein Rettung kommen kann, um sich; ja, sie ist, die<br />

das, was noch nicht zusammengestürzt ist, hält" M .<br />

Humboldt äußerte sich am 31. Juli 1810 in einem Brief an seine Frau Caroline, ferner<br />

am 29. August 1810 über Königin Luise:<br />

„Ich leugne nicht, daß mich diese Tage sehr erschüttert haben. Die Königin war, auch<br />

bloß als Frau betrachtet, von einer seltenen Harmonie in ihrem ganzen Wesen; sie<br />

hatte wirkliche Größe und alle Sanftmut, die nur aus den herzlichsten häuslichen Verhältnissen<br />

hervorgehen kann; sie war dabei uns sehr gut, und wir haben unendlich<br />

viel mit ihr verloren . . , 35 Sie hatte im höchsten Grade die Gabe zu beseelen, zu ermutigen,<br />

zu beleben und wieder zu beruhigen allein schon durch ihre Gegenwart,<br />

selbst in gefahrvollen Augenblicken; sie erkannte alle Talente; sie besaß die Kunst,<br />

selbst diejenigen zu entdecken, die sich am wenigsten selbst hervortaten. Man muß ihr<br />

die Gerechtigkeit wiederfahren lassen, daß sie mit äußerster Schlichtheit und Milde,<br />

und obwohl sie sich fast niemals in eingehender Weise mit Staatsgeschäften befaßt<br />

hat, dem Staate und den Staatsgeschäften alle Eigenschaften nützlich zu madien<br />

wußte, durch welche die vornehmsten Frauen Leben und Seele über die Gesellschaft<br />

verbreiten" si .<br />

Anschrift des Verfassers: 1 Berlin 38, LückhoffStraße 33<br />

3S Ebenda Bd. I, S. 14 f.<br />

53 Ein in der Literatur gängiger Ausdruck, vgl. u. a. Paul Seidel: Die zeitgenössischen Bildnisse<br />

der Königin Luise, im Anhang zu Paul Bailleus Biographie, a. a. O., S. 359.<br />

" Heinrich v. Kleist: Sämtliche Werke und Briefe, hrsg. von Helmut Sembdner, Bd. II, München<br />

1961, S. 773 f.<br />

35 Wilhelm und Caroline von Humboldt in ihren Briefen, hrsg. von A. v. Sydow, Bd. III, Berlin<br />

1909, S. 451.<br />

30 Zit. nach H. Sandt/W. Schlegel a. a. O., S. 165 f.<br />

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