14.12.2012 Aufrufe

Similar

Similar

Similar

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Hauptstadt und die Havelstadt<br />

Berlin und Spandau in ihren wechselseitigen Beziehungen<br />

(Fortsetzung und Schluß aus Heft 1/1978)<br />

Von Arne Hengsbach<br />

Nach dem großen „Krach", der die Gründerzeit beendet hatte, war im Berliner Grundstücksgeschäft<br />

eine Flaute eingetreten, der dann in den neunziger Jahren wieder eine Belebung<br />

des Grundstücksmarktes folgte. Der nun einsetzende Aufschwung der Grundstücksund<br />

Bauspekulation konnte um so erfolgreicher verlaufen, als sie durch die inzwischen<br />

getroffenen Verbesserungen im Eisenbahnverkehr, die Einrichtung der Vorortzüge und die<br />

Einführung verbilligter Vororttarife gefördert wurde. Für die Gründer jähre um 1870<br />

waren die von Aktiengesellschaften ins Leben gerufenen Landhaus- und „Cottage"-<br />

Siedlungen sowie Mietskasernenquartiere verschiedener Prägung typisch gewesen. Die<br />

Gründerzeit hatte überall Wohnraum geschaffen. Auch jetzt widmete das Grundstücksgeschäft<br />

wiederum einen großen Teil seiner Bestrebungen der Anlage von Wohnsiedlungen;<br />

daneben aber erhielt die Grundstücksbewegung neue Antriebe durch die Standortveränderungen<br />

der Berliner Industrie.<br />

Diese fand an ihren Stammsitzen, etwa in der Chausseestraße nahe beim Stettiner Bahnhof<br />

oder in der Luisenstadt, keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr. Überall von hochgeschossiger<br />

Bebauung umgeben waren die Firmen gezwungen, in einer Enge, die als immer drangvoller<br />

empfunden wurde, zu produzieren. Sie suchten daher mehr oder weniger umfangreiche<br />

Grundstückskomplexe im näheren und weiteren Umland der Reichshauptstadt, wo eine<br />

Vergrößerung der Werkanlagen auch für eine längere Zeit durchführbar schien. Dabei<br />

spielten die Schwierigkeiten, die eine mangelhafte Erschließung derartiger entfernt gelegener<br />

Terrains mit sich brachten, häufig eine zweitrangige Rolle. Wichtig war, daß ein<br />

Eisenbahn- oder Wasseranschluß gleich oder in absehbarer Zeit hergestellt werden konnte.<br />

Den Arbeitern konnte nach der damaligen Einstellung die Unbequemlichkeit eines langen<br />

Weges zwischen Wohnung und Arbeitsstätte durchaus zugemutet werden. Außerdem<br />

sorgte eine rührige Bauspekulation oft dafür, daß in der Nähe abgelegener Fabriken auch<br />

Wohnhäuser für die dort Beschäftigten errichtet wurden. Bei einer wohlwollenden Handhabung<br />

der Ausnahme vom ortsgesetzlichen Bauverbot an unfertigen Straßen nach § 12 des<br />

Fluchtliniengesetzes von 1875 war die Schaffung solcher abgelegenen Wohnquartiere<br />

durchaus möglich.<br />

Nun, ein Vierteljahrhundert nach der Gründerzeit, schwappten die Wellen des Berliner<br />

Grundstücks- und Baugeschäfts abermals bis nach Spandau hin, und diesmal wurde die<br />

Havelstadt mit ihrer Umgebung auf die Dauer in den Bereich des Berliner Terraingeschäftes<br />

einbezogen. Das konnte um so leichter geschehen, als jetzt, um 1900, die Aufhebung der<br />

Spandauer Festung und damit auch die der Baubeschränkungen und -verböte aufgrund der<br />

Rayonvorschriften in absehbarer Zeit zu erhoffen stand. Im einzelnen wirkte die oben<br />

skizzierte Entwicklung in und bei Spandau sich so aus:<br />

Im Jahre 1896 kaufte die Firma Schwartzkopff in Staaken, also noch jenseits von Spandau,<br />

ein großes Areal Ackerland an, um hier eine Fabrikanlage zu errichten. Von diesem Vorhaben<br />

kam das Unternehmen allerdings wieder ab; es siedelte sich 1899 nicht in Staaken,<br />

sondern in Wildau bei Königswusterhausen an. Auf dem Staakener Terrain der Firma<br />

440

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!