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obwohl er im letzten Jahrzehnt seines Lebens wohl nur in Komödien auftrat. Vielleicht<br />

war aber dieses Prädikat auch lediglich eine bei solchem Anlaß beliebte Floskel, denn<br />

auch Lessing wurde 1771 so tituliert.<br />

Im Januar 1772 versuchte Koch, durch die anhaltenden Erfolge ermutigt, seiner Truppe<br />

den Charakter von „Hofschauspielern" zu verschaffen, schon um wenigstens teilweise<br />

von den drückenden Abgaben an die Stadt befreit zu werden. Karl Lessing, der von<br />

diesem Bemühen später mündlich erfuhr, schildert den Fall in einem Brief an seinen<br />

Bruder: „Jedermann ist diesem Biedermanne gut, und letzthin soll ihm ein Minister den<br />

Anschlag gegeben haben, sich den Titel als Hof Schauspieler bey dem König auszubitten;<br />

dann könnte er ihm einige Abgaben erlassen, die doch jährlich an 1500 Thaler betragen.<br />

Koch thut es. Als der König seine Supplik erbricht, sagt er zu seinem Cabinetsrathe:<br />

,Höre Er, dem alten Koch möcht ich wohl einen Titel geben; schreibe Er ihm nur, ob<br />

er will Commercienrath, Hofrath, Kriegesrath, und so was werden; ich will es ihm<br />

gern accordiren.' Als der arme Koch das allergnädigste Handschreiben erbricht, fängt<br />

er bitterlich an zu weinen, und seufzet: ,Ach, der König glaubt gar, ich bin nicht klug!'<br />

Man hatte Mühe, es ihm auszureden und ihm zu bedeuten, daß der König ihn nur zu<br />

wohl verstanden und mit Döbbelin gewiß den Spaß nicht gemacht haben würde. Aber<br />

aus diesem Spaße erkennt nun Jedermann die Gesinnung des Königs für das deutsche<br />

Theater."<br />

Sachlicher ist die Angelegenheit bei Piümicke dargestellt, der auch die Kabinettsorder<br />

Friedrichs des Großen im Auszug mitteilt. Sie besagte, „daß obgleich S. K. M. Bedenken<br />

trage, der Kochschen Truppe den nachgesuchten Charakter beizulegen, dennoch in Ansehung<br />

ihrer vorzüglichen Talente zum Theater und des bei Kennern dadurch erworbenen<br />

großen Beifalls, wodurch dieselbe wol einige Distinktion verdienet, Sr. K. Maj. höchste<br />

Willensmeinung dahin gehe, daß man für selbige einen andern schicklichen Charakter<br />

aussinnen und in Vorschlag bringen solle, welcher derselben nicht allein zur Distinktion<br />

von andern gemeinen Comödianten, sondern zugleich zur Aufmunterung dienen könne,<br />

ihre Talente noch immer mehr zu excoliren und dem deutschen Theater Ehre zu machen".<br />

Piümicke bemerkt dazu: „Der weitere Erfolg war, daß zwar der seel. Minister von<br />

Massow verschiedene Titel in Vorschlag brachte, daß aber Koch alle Titel verbat, welche<br />

nicht zugleich auf seine Schauspielergesellschaft mit Beziehung hatten."<br />

Blieb also von außen der Beitrag zur materiellen Sicherung der Schauspieler versagt,<br />

so führte Koch selbst eine Neuerung ein, die ihm von verschiedenen Kritikern verübelt<br />

wurde, aber einen wichtigen finanziellen Fortschritt in der Sozialgeschichte des Schauspielers<br />

darstellt: das Spielhonorar für Gesangsrollen, also für außer der Norm erbrachte<br />

Sonderleistungen. Piümicke berichtet: „Der schöne Gesang der Hillerschen Operetten<br />

war beim Berlinischen Publikum, in welchem sich viele Kenner der Musik befinden,<br />

und das an Grauns edlen Gesang gewohnt war, eigentlich die Ursach, daß die musikalischen<br />

Schauspiele in kurzem so großen Beifall fanden. Koch aber war, durch eigene<br />

Unvorsichtigkeit, Schuld, daß die Operetten (sehr wider seinen Willen) mehr gefordert<br />

wurden, als ihm lieb war. Er hatte eingeführt, daß diejenigen Schauspieler, welche die<br />

Hauptrollen sangen, bei der ersten Vorstellung einen Louisd'or, bei der zweiten einen<br />

Dukaten, und bei jeder der nachfolgenden Vorstellungen zwei Gulden erhielten; wie auch<br />

den geringem Akteurs, sobald sie sangen, für die erste Vorstellung wenigstens ein Dukaten,<br />

bei der zweiten ein Thaler, und hierauf bei jeder nachfolgenden Vorstellung ein<br />

Gulden gereicht werden mußte. Dieses bewog die Schauspieler, die singen konnten, alles<br />

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