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deren findet. Jeder Künstler hatte seine eigene Individualität bewußter entwickelt und<br />

wollte sie wahrscheinlich auch weiterhin intensiver geltend machen. Aber die Freundschaft<br />

untereinander blieb.<br />

Schmidt-Rottlujf verbringt den Sommer 1913 auf der Kurischen Nehrung in Nidden und<br />

reist über die Masurischen Seen nach Berlin zurück. Den Kriegsausbruch 1914 kurz nach<br />

dem Tod des Vaters erlebt er in Hohwacht zwischen Kiel und der Insel Fehmarn. Dieser<br />

Sommer schlägt sich in schweren, melancholischen Bildern nieder. 1915 wird er eingezogen.<br />

Nach den Kriegsjahren an der Ostfront heiratet er 1918 die Fotografin Emy Frisch aus<br />

Chemnitz; ihre und Kirchners Eltern wohnten im selben Haus. 1919 arbeitet er wieder<br />

an der Hohwachter Bucht. Höhepunkt seines Schaffens bildet jetzt die Grafik mit der<br />

Reduzierung auf Elementarformen. Er lehnt die Berufung an das Bauhaus ab und bleibt<br />

in Berlin. Ab 1923 findet er - mehr unter dem Einfluß der beiden sächsischen Bildhauer<br />

Georg Kolbe und Richard Scheibe, mit denen er in diesem Jahr nach Italien reist, als<br />

unter der Einwirkung der Malerei der Neuen Sachlichkeit, die ihm nicht liegt - zurück<br />

zur Naturnähe. Stärker konturierte Kurven lösen die eckigen Formen ab, der Stil wird<br />

sich beruhigen. Der Frühling des nächsten Jahres sieht ihn mit Georg Kolbe in Paris.<br />

1925 weilt er in Dalmatien und in den April-Monaten der Jahre 1928 und 1929 holt er<br />

sich neue Schaffenskraft im Tessin, dessen einsame Bergwelt nun in seinen künstlerischen<br />

Motivbereich einzieht.<br />

Als Studiengast der Villa Massimo in Rom durchwandert er im nächsten Jahr antike<br />

Stätten, er malt die Villa Hadriana und in der Campagna di Roma interessieren ihn die<br />

alten römischen Aquädukte. Dann, 1931, verbringt er den elften und letzten Sommer in<br />

Jershöft in Pommern. Die Preußische Akademie der Künste trägt ihm die Mitgliedschaft<br />

an, aber schon vier Monate nach der nationalsozialistischen Machtübernahme, im Mai<br />

1933, wird ihm der Austritt nahegelegt. Er vollzieht ihn ohne Umschweife. Die Jahre<br />

als „entarteter Künstler" beginnen, er wird diffamiert und verleumdet. Von 1932 bis<br />

1943, wiederum elfmal, verlebt er den Frühling im Taunus, den Sommer und Herbst<br />

dann am Lebasee in Pommern. In diesen dreißiger Jahren stilisiert er die Landschaften<br />

weniger, legt sie aber bei klarem Bildaufbau monumentaler an als früher. Großflächig<br />

formt er die Gegenstände. Insgesamt 608 Stück seiner Schöpfungen werden ab 1937 in<br />

Museen beschlagnahmt. Vier Jahre später schließt ihn die „Reichskammer der bildenden<br />

Künste" zusammen mit Nolde aus. Damit verliert er seine Existenz, denn das Berufsverbot<br />

wird polizeilich kontrolliert. Im folgenden Sommer - man schreibt nun das<br />

Kriegsjahr 1942, und die 6. Armee stürmt ihrem Untergang in Stalingrad entgegen - verbringt<br />

er auf Einladung des Grafen von Moltke einige Monate sorgenfrei malend auf<br />

dessen Stammgut Kreisau. In nicht allzu ferner Zeit wird der britische Luftmarschall<br />

Harris seine Bomberverbände verstärkt gegen Berlin einsetzen und inmitten des Widerscheins<br />

einer grausamen, ganze Wohnviertel vernichtenden Illumination heftiger Brände<br />

pausenlos einschlagender Bomben, auf das Straßenpflaster und in Häuser fallender<br />

Phosphorkanister, inmitten des Infernos stürzender Trümmer, schwirrender Steine und<br />

Splitter wird auch Schmidt-Rottluff im August 1943 in der Wilmersdorfer Bamberger<br />

Straße Atelier und Wohnung verlieren. Mit seiner Frau zieht er sich nach seinem Heimatort<br />

zurück und findet bei seinem Bruder Unterkunft. Eine fast unübersehbare Vielzahl<br />

von Aquarellen entsteht, die sechzehn Monate nach Kriegsende, im September 1946,<br />

auf seiner ersten Nachkriegsausstellung in Chemnitz zu sehen sind. Dann kehrt das Ehe-<br />

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