14.12.2012 Aufrufe

Similar

Similar

Similar

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

torin angegebene Spruch, unter dessen Zeichen die Kirche erbaut ist: Der Herr ist mein<br />

Hirte, mir wird nicht mangeln". (Hoßfeld im Zentralblatt der Bauverwaltung. 1893.) Die<br />

Turm und Vorhalle flankierenden polygonalen Türme über den Seitenschiffsportalen<br />

zieren Kochs Sandsteinfiguren von Petrus und Paulus.<br />

Leider ist die Kirche 1968 im Inneren unsachgemäß modernisiert und die unzerstört über<br />

den letzten Krieg gekommene neugotische Innenausstattung - Kanzel, Altar und Taufstein<br />

— des Dresdener Bildhauers Schurig beseitigt und als Bauschutt abgefahren worden.<br />

1893 waren auch Pfarr- und Gemeindehaus auf der vom Kaufmann Hünicken unentgeltlich<br />

zur Verfügung gestellten Eckparzelle Goßlerstraße/Bundesallee, um den derzeitigen<br />

Namen zu gebrauchen, errichtet worden. Sie mußten jedoch schon 1911 dem jetzigen Gemeindehaus<br />

mit Amtsräumen und Pfarrwohnungen weichen. Dieser im Oktober des nächsten<br />

Jahres eingeweihte Bau mit seiner sich an Stilfassungen der Vergangenheit anlehnenden<br />

monumentalen Fassadengestaltung von Hans Altmann war übrigens einer der ersten<br />

in Berlin, der den Ansprüchen einer Großstadtgemeinde entsprach.<br />

Als 1904 der alte Schmargendorfer Platz zum gärtnerisch durchgestalteten Schillerplatz<br />

wurde, verschwand die von der Gemeinde vorsorglich erbaute Krankenbaracke von 1892.<br />

dem Hamburger Cholerajahr, die hier als Armenunterkunft gedient hatte. Auch dieser<br />

Platz ist um 1960 geopfert worden, um die Kreuzung Stubenrauch-/Wiesbadener Straße<br />

verkehrsgerechter werden zu lassen.<br />

Aber bleiben wir noch bei den neunziger Jahren. Kurz vor der Jahrhundertwende siedelte<br />

der dreißigjährige Bildgießer Hermann Noack nach Friedenau über und eröffnete seine<br />

Werkstatt Ende 1899 in der späteren Fehlerstraße 8. Er hatte sich bereits mit der Aufrichtung<br />

des nach Reinhold Begas' Entwürfen bei der Gladenbeck AG, Friedrichshagen,<br />

gegossenen ,,Nationaldenkmals" auf der Schloßfreiheit einen Namen gemacht und unter<br />

anderen auch Hugo Lederers bekanntes Bismarck-Denkmal für die Stadt Bremen in<br />

einem ganz gewöhnlichen Stall-Remisenkeller auf einem Hinterhof der Gasteiner Straße<br />

in Wilmersdorf gegossen. Begas, Dammann, Gaul, Geiger, Kolbe, Kraus, Lehmbruck und<br />

Touaillon ließen neben heute vergessenen Bildhauern bei ihm arbeiten. Schon 1903 mußte<br />

er vergrößern. Noch heute liegt der Familienbetrieb, in der dritten Generation geleitet,<br />

am selben Platz. Hermann Noack II. führte den mit fünfundzwanzig Jahren 1921 übernommenen<br />

Betrieb hauptsächlich mit gegossenem Kunstgewerbe, dem kommerziellen<br />

Rückgrat jeder Gießerei, durch die Inflation und erhielt in diesen Jahren auch den Staatsauftrag<br />

zur Ausführung der von Kaufmann entworfenen Lichtquellen für die Krolloper.<br />

1929 goß Noack Gaul, Kolbe, Klimsch, die Kollwitz und die Sintenis. Scheibe, Scharjj,<br />

Marcks. Barlach, der in der Varziner Straße wohnte, Karsch und Belling kamen hinzu.<br />

Bellings kubistische Deckengestaltung im Tanzcasino der Berliner Scala hatte 1920 allgemein<br />

Furore gemacht.<br />

Als vierzehn Jahre später die alliierten Luftangriffe einen hundertfachen Tod auf Berlin<br />

hinabschleuderten, zerstörte im Jahre 1943 ein Bombentreffer auch die Werkstatt. Im<br />

Mai 1945 wieder voll arbeitsfähig, wurde der Betrieb durch die Sowjets demontiert. Aber<br />

Noack sollte die russischen Siegesmale gießen, die Einrichtung wurde also teilweise zurückgegeben.<br />

Neben unzähligen Sowjetsoldaten wurden unter primitivsten Verhältnissen — wie<br />

damals im Remisenkeller auf dem Hinterhof in der Gasteiner Straße - der Bronzekrieger<br />

auf dem Ehrenmal der Roten Armee im Tiergarten, die Gedenktafeln, Bronzekränze und<br />

knieenden Soldaten im Treptower Park gearbeitet. Es folgte der amerikanische Auftrag<br />

für Tregors Eisenhower-Statue in Westpoint. Reparaturen wurden ausgeführt, so an Schlü-<br />

272

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!