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Tod des jüngeren Schuck- wurde das „preußische Privilegium" (d. h. die königliche Spiel-<br />

Konzession für Preußen) frei, und Koch nutzte schnell entschlossen die Möglichkeit, in<br />

einer Berufswelt ruhelosen Existenzkampfes zum vierten Mal eine solide Basis zu errichten,<br />

womöglich hier in stabilen Verhältnissen seine endgültige Wirkungsstätte zu finden,<br />

obwohl gerade Berlin zu den wenigen großen Städten gehörte, deren Publikum er noch<br />

nicht kennengelernt hatte.<br />

1703 in Gera als Sohn eines Kaufmanns geboren, hatte er an der Leipziger Universität<br />

Jura studiert, ehe er, wie so viele Studenten seiner Zeit 3 , in materieller Not über die<br />

gesellschaftlichen Schranken zum Theater wechselte. Anlaß dazu gab das Auftreten der<br />

1727 gegründeten Neuberschen Schauspieltruppe, bei der wir Koch ein Jahr später finden.<br />

Seine Bildung und die vorzügliche Schule der „Neuberin" verhalfen seiner Begabung<br />

zu rascher Entfaltung: Er betätigte sich nicht nur als Schauspieler, sondern auch als<br />

Autor und Übersetzer 4 ; sogar als Dekorationsmaler leistete er Beachtliches 5 . Durch zwei<br />

Dezennien nahm er, zunächst in tragischen, später in komischen Rollen exzellierend, an<br />

den Wanderungen der Neuberschen Truppe, an den Erfolgen und Rückschlägen ihrer<br />

Theaterreform teil. 1737 vermählte er sich mit einem Mitglied ihrer Gesellschaft, einer<br />

Schwägerin des Kupferstechers Bernigeroth, von dem uns Bildnisse Kochs und seiner<br />

zweiten Frau bekannt sind". Der allmähliche wirtschaftliche und künstlerische Niedergang<br />

des Ensembles der berühmten Prinzipalin, die, bei aller bewundernswerten Tatkraft und<br />

von hohem Ethos getragenen Auffassung ihres Berufes in einer feindseligen Umwelt,<br />

nach ihrer Rückkehr aus Rußland und dem Bruch mit Gottsched nicht mehr die Beziehungen,<br />

die Beweglichkeit und Geschäftstüchtigkeit besaß, um veränderten Ansprüchen<br />

und neuen Konkurrenten zu begegnen, veranlaßte Koch 1743, sein Glück bei anderen<br />

renommierten Schauspielgesellschaften in Hamburg 7 und Prag 8 zu versuchen. Doch kehrte<br />

er noch einmal für vier Jahre zur Neuberin zurück, bis er 1748 endgültig die vor dem<br />

Ruin stehende Truppe verließ und sich nach Wien wandte, wo er in Selliers „Entreprise"<br />

den Kampf um das regelmäßige Schauspiel fortsetzte. Da seine erste Frau schon 1741<br />

gestorben war, vermählte er sich in Wien mit der Schauspielerin Christiane Henriette<br />

Merleck, deren Schönheit von den Zeitgenossen enthusiastisch gepriesen wird 9 . 1749 nach<br />

2 Franz Schuch d. J. (1741-1771) übernahm 1764 nadi dem Tode seines Vaters, der als „Hanswurst"<br />

berühmt war, in Breslau das preußische Privileg, kam nach Berlin und errichtete hier<br />

ein massives Theater in der Behrenstraße.<br />

3 Vgl. Karl Konrad: Die deutsche Studentenschaft in ihrem Verhältnis zu Bühne und Drama,<br />

Berlin 1912, S. 96 ff.<br />

4 Er schrieb u. a. die (ungedrudtten) Dramen „Sancio und Sinilde", „Titus Manlius oder Der<br />

Edelmann in der Stadt"; „Der Philosoph auf dem Lande", „Der Tod Cäsar's", „Pigmalion",<br />

„Das Schicksal des Damot", die alle unter Aufsicht Gottscheds entstanden. Viel gespielt<br />

wurde auch Kochs Obersetzung von Voltaires „Verschwenderischem Sohn".<br />

5 Vgl. die Briefe Johann Neubers an Gottsched vom 17. 9. 1730 und vom 21. 7. 1731 (Reden-<br />

Esbeck, S. 97 u. 102).<br />

• 1760 und 1761 nach den Gemälden von E. G. Hausmann. Abbildungen u. a. bei Gerhard<br />

Wahnrau: Berlin, Stadt der Theater (Berlin 1957), S. 117, und in „Spemanns Goldenem Buch<br />

des Theaters" (Stuttgart 1912), S. 113.<br />

7 Bei der Truppe von Sophie Schröder (1714-1793), der späteren Gattin Konrad Ackermanns.<br />

• Bei Joseph Felix Kurz dem Älteren (geb. 1690).<br />

• Vgl. Fürstenau (s. Anm. 1), S. 27 f.; ferner die brieflichen Berichte Karl Lessings über ihr<br />

Berliner Auftreten.<br />

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