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Schützenplatz mit ,.Verkaufs-Gegenständen' - zu handeln, nur „Roulett-, Schum- und<br />

Toiletten-Spiele" schloß die Schützengilde 1850 ausdrücklich aus, wie auch der Spandauer<br />

Magistrat das Würfelspiel auf den Jahrmärkten schon früher nicht geduldet hatte.<br />

Noch eines weiteren Besucherstromes, der von Berlin nach Spandau ging, muß in diesem<br />

Zusammenhange gedacht werden. In den Jahren von 1817 bis 1874 pilgerten die Berliner<br />

Katholiken alljährlich an dem jeweiligen Sonntag nach Fronleichnam von Berlin, später<br />

von Moabit aus, durch die Jungfernheide nach Spandau, anfänglich zu dem kleinen katholischen<br />

Gotteshaus auf dem „Gewehrplan" in der Nähe des heutigen Zitadellenweges, seit<br />

1849, als die katholische Kirche am Behnitz fertiggestellt war, in die Stadt selbst, um hier<br />

am Kolk und Behnitz ihre Prozession abzuhalten. Bereits in den zwanziger Jahren sollen<br />

mehr als tausend Gläubige von Berlin nach Spandau gezogen sein, und in den vierziger<br />

Jahren hat die Zahl der Katholiken Berlins, die sich an dieser Wallfahrt nach Spandau beteiligten,<br />

bereits 2000 bis 3000 betragen. Als die Bevölkerung Berlins seit den fünfziger Jahren<br />

immer schneller und stärker anstieg, nahm auch die Zahl der Zuwanderer katholischen<br />

Glaubens, vor allem aus den östlichen Provinzen Posen und Schlesien zu. und damit erhöhte<br />

sich auch die Zahl derjenigen, die an dem Fronleichnamszug nach Spandau teilnahmen.<br />

Meist fielen nun Schützenfest und Fronleichnamsfeier zeitlich zusammen, so daß einige<br />

tausend Berliner in der engen Havelstadt zusammenströmten.<br />

Zeugnis für die Stärke dieses nach Spandau gerichteten Verkehrs geben die Anzeigen der<br />

Eisenbahnverwaltungen. Am 25. Mai 1864 teilte die Berlin-Hamburger Eisenbahn in der<br />

..Vossischen Zeitung" mit: „Am Sonntag, den 29. d.M. werden wir in Veranlassung des<br />

Fronleichnamsfestes und des in Spandau stattfindenden Schützenfestes außer dem gewöhnlichen<br />

Extrazuge nach Spandau. Finkenkrug und Nauen noch einen Extrazug von Berlin<br />

nach Spandau und einen solchen von Spandau nach Berlin zurück zu den tarifmäßigen<br />

Fahrpreisen abfertigen. Abgang des Extrazuges von Berlin Morgens 7 Uhr, Abgang des<br />

Extrazuges von Spandau Abends 11 Uhr." Auch im Jahre 1869 setzte wiederum „in Veranlassung<br />

des Fronleichnamsfestes und des hiesigen Schützenfestes" die Hamburger Eisenbahn<br />

einen Personenzug von Berlin nach Spandau ein. Die Rückfahrt nach Berlin konnte<br />

diesmal von 8 Uhr abends ab „mit den in Zwischenräumen von V2 bis 3 /4 Stunden von hier<br />

abzulassenden Extrazügen geschehen. Der letzte Extrazug geht von Spandau um 11 Uhr<br />

abends ab." In diesem Jahre soll der Schützenplatz einen Besuch von ca. 10 000 bis 12 000<br />

„Fremden" aufgewiesen haben. Die Fronleichnamsprozession fand am gleichen Tag „unter<br />

Teilnahme von Tausenden hierselbst in größter Ordnung statt." Bei dieser Wallfahrt ließ<br />

ein „gewisser Schubrink" von Berlin aus eine seiner fahrbaren Trinkhallen dem Fronleichnamszuge<br />

folgen. Im folgenden Jahre, 1870, hatten, wie der Spandauer „Anzeiger für das<br />

Havelland" meldete, die Fronleichnamsprozession und das Schützenfest „gewiß über<br />

10 000 Menschen von Berlin hierher geführt". Noch stärker scheint der Besuch Spandaus<br />

im Jahre 1872 gewesen zu sein. Der „Anzeiger" schrieb am 4. Juni: „Der Andrang der<br />

Berliner am Sonntag in Folge des Schützenfestes resp. der Berliner Fronleichnamsprozession<br />

(ungleich prunkvoller und zahlreicher als die vorigen Jahre) nach hier war ein so<br />

großer, wie er seit Jahren nicht dagewesen ist. Auf der Hamburger Bahn wurden allein<br />

14 500 Personen nach Berlin zurückbefördert ... 19 Extrazüge beförderten die Menschenmenge<br />

nach hier und bis spät in die Nacht nach Berlin zurück. Auch auf der Lehrter Eisenbahn<br />

wurden Extrazüge abgelassen."<br />

Doch sollten diese großen Wallfahrten der Berliner Katholiken nach Spandau ein jähes<br />

Ende finden. Der „Anzeiger" brachte am 21. Mai 1875 folgende Notiz: „Die seit mehreren<br />

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