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hilfen finden. Durch eine rigorose Bauordnung ist die Altstadt von Bern gerettet worden.<br />

Danzig und Warschau waren bis zu 90 °/o zerstört, beide Städte sind wiedererstanden.<br />

Auch die Spandauer Altstadt braucht nicht „wegsaniert" zu werden - ihr Reiz kann<br />

erhalten bleiben, wenn die Bürger es wollen.<br />

„Melpomenens und Thaliens Günstling"<br />

Zum 200. Todestag des Schauspieldirektors H. G. Koch<br />

Anschrift des Verfassers: 1 Berlin 20, Kellerwaldweg 9<br />

Von Rainer Theobald (Fortsetzung von Heft 2)<br />

Schon 1767 hatte Koch versucht, während der Abwesenheit Schucks in Berlin Fuß zu<br />

fassen, doch war ihm Carl Theophil Döbbelin M zuvorgekommen. Als ein Jahr später in<br />

Leipzig seine Existenz dadurch gefährdet wurde, daß ihm auf Betreiben von Kirche und<br />

Universität nur noch zwei Spieltage wöchentlich zugestanden wurden, folgte er einem<br />

Ruf der kunstliebenden Herzogin Anna Amalia nach Weimar und kehrte nur zu den<br />

Meßzeiten, in denen täglich gespielt werden durfte, nach Leipzig zurück. Von dort kommend,<br />

traf die Truppe Ende Mai 1771 in Berlin ein, nachdem ihrem Prinzipal schon am<br />

13. März das preußische Privilegium ausgefertigt worden war. Er hatte sich verpflichten<br />

müssen, Schucks Theater in der Behrenstraße käuflich zu erwerben und die hohen Schulden,<br />

die jener hinterlassen hatte, mit zu übernehmen.<br />

Der Antritt vor dem Berliner Publikum war für beide Seiten mit großen Hoffnungen<br />

verbunden, bedeutete für Koch aber einen Schritt ins Ungewisse, über dessen Risiko er<br />

sich durchaus im klaren war. Er hatte bereits das für damalige Verhältnisse recht hohe<br />

Alter von 68 Jahren erreicht. Er hatte 32 künstlerisch,Beschäftigte 27 zu versorgen, von<br />

denen einige schon Jahrzehnte bei ihm dienten, also aus moralischen und sozialen Gründen<br />

„unkündbar" waren; ein Drittel seiner Truppe war noch nie in Berlin aufgetreten,<br />

ein Teil bestand aus Anfängern - überall Unsicherheitsfaktoren. Wie es bei allzu langen<br />

Direktionsperioden vorkommt, war ein gewisser Schlendrian eingerissen, der sich in Vernachlässigung<br />

von Proben und Ausstattung bemerkbar machte. Auch war der Darstellungsstil<br />

des Ensembles uneinheitlich. Koch hatte das steife Emportement der regulierten<br />

Gestik beibehalten, die die Neubersdie Truppe nach französischem Muster kultiviert<br />

hatte. Ein Teil seiner Schauspieler folgte ihm noch darin, ein Teil war schon bei anderen<br />

Gesellschaften von den Bestrebungen beeinflußt worden, die „Nachahmung der Natur"<br />

vom Darsteller forderten (auch wenn darunter noch nicht „Natürlichkeit" verstanden<br />

2C C. T. Döbbelin (1727-1793) hatte 1756 in Leipzig erstmals eine eigene Truppe gegründet, angeblich<br />

auf Betreiben Gottscheds, um Koch auszustechen. Er hielt sich dann teils mit, teils neben<br />

Schuch in Berlin, den preußischen Provinzen, in Sachsen und Weimar auf. 1786 wurde er in<br />

Berlin zum Direktor des neugegründeten „Königlichen Nationaltheaters" ernannt, aber schon<br />

nach drei Jahren pensioniert.<br />

27 D. h. Schauspieler und Tänzer; dazu kamen noch Musiker und technisches Personal. Eine namentliche<br />

Aufzählung der Darsteller gibt A. E. Brachvogel: Das alte Berliner Theaterwesen bis<br />

zur ersten Blüthe des deutschen Dramas. Berlin 1877, S. 226 f.<br />

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