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an die seit 1946 regelmäßig stattfindenden Gemäldeausstellungen und Lesungen. Nach<br />

seinem Tode hatte Tochter Katarina, Katja genannt, die Buchhandlung übernommen,<br />

die seit 1. Juli 1976 von Barbara Stieß und Helga Steinhilber in seinem Sinne weitergeführt<br />

wird. Friedenau hat sein literarisches Image mit dem am 5. August 1943 hingerichteten<br />

Widerstandskämpfer Adam Kuckhoff, mit Gottfried Benn, Günter Grass, Hans Magnus<br />

Enzensberger, Uwe Johnson, Max Frisch, Christoph Meckel und dem nach Charlottenburg<br />

verzogenen Günter Bruno Fuchs bis heute wahren können.<br />

Der Schöneberger Ortsteil besitzt auch heute noch sein eigenes Bild und seinen eigenen<br />

Stil. Ein Bummel durch seine Straßen wird zum Bummel durch seine Geschichte. Klar<br />

zeichnen sich die drei Bebauungsphasen seiner Entwicklung ab. die offene und halboffene<br />

Bebauung der Gründerzeit, der viergeschossige Miethausbau der Vororte Berlins aufgrund<br />

der Bauordnung von 1891. und die wiederum halboffene Miethausbebauung seit 1910.<br />

Leider stark verändert und heute kaum erkennbar steht das zur Zeit älteste Haus. 1873<br />

erbaut, in der jetzigen Dickhardtstraße 31. (Helmut Winz: Es war in Schöneberg, Berlin<br />

1964, S. 91.) Villen der achtziger Jahre sieht man noch heute in der Lauter-, Albe-. Handjery-,<br />

Nied-, Schmargendorfer und Goßlerstraße. Zu ihnen gehört das Haus Albestraße 8.<br />

das 1897 vom „Frauenbund zum treuen Hirten" als „Zufluchtstätte" für hilfsbedürftige<br />

Frauen der Großstadt angekauft und vom Hofprediger Stoecker eingeweiht worden war.<br />

Damals lag die anheimelnde Villa noch zwischen Wiesen und Kornfeldern.<br />

Begonnen hatte dieser schwere Dienst als Einrichtung der Berliner Stadtmission dreizehn<br />

Jahre früher, am 1. April 1884, in einer kleinen Wohnung des Berliner Nordens durch zwei<br />

Schwestern des Magdalenenstiftes Plötzensee, abgelöst von Schwestern aus dem Paul-<br />

Gerhardt-Stift, aus dem Diakonissenmutterhaus Bethanien und einer Mitarbeiterin aus<br />

der Brüdergemeinde Niesky. Am 19. Mai 1911 wurden die ersten vier Friedenshortschwestern<br />

feierlich eingeführt und nach Jahren aufopfernder Arbeit ging das nunmehrige<br />

Mädchen-Erziehungsheim 1927 endgültig in die Hände des Friedenshortes über. In schweren<br />

Jahren hatten die Pfleglinge hier ihre Heimat gefunden, die „als geistig schwache, verhaltensgestörte<br />

Mädchen mit Verwahrlosungserscheinungen" in den dreißiger Jahren durch<br />

Landesjugendamt und Bezirksämter eingewiesen worden waren. Im jetzigen Heim für<br />

geistig behinderte Volljährige, das seit sieben Jahren „Tiele-Winckler-Haus" heißt, versehen<br />

die Schwestern abseits vom Großstadtlärm auch heute ihren gesegneten, schweren,<br />

aber schönen Dienst in der stillen Oase der Nächstenliebe, um diesen Mädchen von damals<br />

ein Zuhause zu bieten. Wenige Schritte weiter steht in der Handjerystraße das Haus der<br />

Gossner-Mission, das Erbe des 1773 geborenen, von der römischen Kirche befehdeten,<br />

verfolgten, eingekerkerten, evangelisch gesinnten katholischen Priesters Johannes Evangelista<br />

Gossner, der 1819 vom Zaren Alexander I. an die Malteserkirche in Petersburg<br />

berufen, aber auch hier schon nach fünf Jahren verdammt und ausgewiesen wurde. In<br />

seinen „Vagabundenjahren" kirchlich und politisch heimatlos geworden, trat er endlich<br />

am 23. Juli 1826 in der Patronatskirche des Kammerherrn von Heynitz in Königshain in<br />

Schlesien zur evangelischen Kirche über. Doch nur das persönliche Eintreten des Barons<br />

von Kottwitz und der Machtspruch des preußischen Königs verhalfen ihm drei Jahre<br />

später zu der Pfarrstelle an der böhmisch-lutherischen Bethlehemsgemeinde in der Wilhelmstraße.<br />

Schnell bildete sich auch hier eine Gossner-Gemeinde. Die Schleiermachers,<br />

Bismarck, dessen Sohn Herbert er taufte, und die Schlieffens, um nur die Bekanntesten zu<br />

nennen, gehörten dazu. Aber sein eigentliches Lebenswerk bildete die Mission. Zwei<br />

Schriften hatten ihn weltbekannt gemacht, das „Schatzkästlein", das Andachtsbuch der<br />

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