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an der dortigen Hofbühne angetragen worden war. Zuvor hatte die Intendanz des Berliner<br />

Königstädtischen Theaters nach der Heirat (1840) der inzwischen bekannt gewordenen<br />

„Peroni" mit dem „berüchtigten" Volksaufwiegler und Zeitungsliteraten Glassbrenner<br />

den Vertrag gelöst.<br />

Obwohl die Jahre in Neustrelitz für ihn im persönlichen Bereich recht niederdrückend<br />

waren, sank er nicht - wie so mancher Jungdeutsche - zum Renegaten ab. Ja, er entwickelte<br />

sich in dieser Zeit zu einem typischen Vertreter des Vormärz, dessen Waffen die<br />

Satire und das Tendenziöse waren. Hier seien als Beispiel seine „Neuen Berliner Guckkastenbilder"<br />

(1841), die „Verbotenen Lieder" (1844) oder „Herrn Buffey's Wallfahrt<br />

nach dem heiligen Rocke" (1845) aufgeführt. Auch die Texte in „Berlin, wie es ist und -<br />

trinkt" und im „Neuen Reineke Fuchs" werden schärfer und stehen denen eines Herweg!?,<br />

Freiligrath oder Dingelstedt an politischer Entschiedenheit in nichts nach. Weitere, mehr<br />

oder weniger politische Schriften, so z.B. der „Komische Volkskalender" (1846-1854)<br />

und die dreibändige Sammlung „Berliner Volksleben" (1847) runden die Arbeit eines<br />

schriftstellerisch recht fruchtbaren Lebensabschnittes ab. Wiederholt hatte Glassbrenner<br />

1847 versucht, von der preußischen Regierung die Genehmigung zum Besuch seiner Vaterstadt<br />

Berlin zu erhalten, doch vergebens. Jetzt im März 1848 nahm er sich diese Freiheit.<br />

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war Berlin ohne literarische Bedeutung. Zwar gab es<br />

auf der einen Seite den zum königlichen Hof orientierten Kreis der Spätromantiker, darunter<br />

Tieck, auf der anderen Seite den skurrilen Amateursalon des „Tunnels über der<br />

Spree", in dem der junge Fontane immerhin seine ersten bescheidenen Erfolge feiern<br />

konnte. Der „Realismus" der speziellen Berliner Posse ging eigene Wege; der Kreis der<br />

Vaudeville-Autoren war beträchtlich, wenngleich überwiegend von mittelmäßigen Talenten<br />

bestimmt, deren Produktion dem Bedürfnis nach Unterhaltungslektüre und -Schauspiel<br />

offenbar sehr entgegenkam und daneben im Publikum eine Atmosphäre schuf, die<br />

auch für den treffsicheren politischen Witz einen guten Nährboden abgeben sollte. Ansonsten<br />

aber herrschte Windstille, nur unterbrochen vom Sturm der Revolution von 1848,<br />

deren politische Erfolge den Possendichtern und Satirikern mit Hilfe der errungenen<br />

Pressefreiheit ein großes und dankbares Betätigungsfeld verschafften. Die Berliner Presse<br />

und das entstehende moderne Journalistentum gewannen auch für das literarische Leben<br />

der Stadt entscheidende Bedeutung. Einige der besten Köpfe, die damals in Witz, Satire<br />

und Ironie auch zugleich die „tiefere Bedeutung" einzuflechten vermochten, wagten sich<br />

in das bewegte Fahrwasser der neuen Publizistik.<br />

Unmittelbar nach seiner Ankunft in Berlin schloß Glassbrenner mit dem Berliner Verleger<br />

M. Simion am 24. März einen Vertrag, der die Herausgabe einer wöchentlichen<br />

Zeitschrift zum Inhalt hatte. Die Konditionen waren günstig, denn Glassbrenner erhielt<br />

für die redaktionelle Mitarbeit vier und für eigene Beiträge zwanzig Taler je Ausgabe,<br />

deren Umfang auf vier Quartseiten festgelegt wurde. Obwohl mit der Arbeit sofort begonnen<br />

wurde, konnte der 1. Mai als Erscheinungstag der ersten Nummer nicht eingehalten<br />

werden. Erst am 6. Mai erschien diese unter dem Titel „Freie Blätter, illustrirte<br />

politisch humoristische Zeitung". Unter dem Motto: „Der Staat sind wir" wollten auch<br />

sie sich an der Revolution beteiligen und es auf politischem und literarischem Gebiet all<br />

jenen Schriften gleichtun, deren Geburt ebenfalls in diesen Tagen lag. Aus der Vielzahl<br />

seien nur einige der wichtigeren genannt: „Berliner Charivari", der monatlich erschien<br />

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