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Von solchen Einlagen und den die Biographie streckenden, teils liebevollen, teils ironischen Werkinterpretationen<br />

abgesehen ist das Buch chronologisch angelegt und schildert nach einem vielleicht<br />

etwas oberflächlichen Exkurs über die polnisch-französische Abstammung des gebürtigen Danzigers<br />

seinen Werdegang von 1740 an, als der Vierzehnjährige - bereits verwaist - als Lehrling im Spezereiwarenladen<br />

einer Tante die ersten Tuschzeichnungen und Pergamentbildchen fertigte. Diese lieferte<br />

er einem Onkel in Berlin, der sie im Rahmen seines Galanteriewarenhandels vertrieb und 1743 den<br />

Neffen als Künstler, Buchhalter und Verkaufshilfe einstellte. Von da an ist das Buch ein Stück Berliner<br />

Kulturgeschichte und weitet sich schließlich auch zu einem Überblick über die Geistesgeschichte<br />

des 18. Jahrhunderts. Denn Chodowiecki, der anfangs vorwiegend Emailbilder für Tabakdosen herstellte<br />

und in dieser Sparte mit 23 Jahren den ersten künstlerischen Unterricht erhielt, bildete sich<br />

durch Besuche in bekannten Ateliers und Zeichenkurse in der Privatakademie des Malers Rode weiter,<br />

experimentierte mit Radierungen und Kupferstichen und gelangte über Vervielfältigungen eines<br />

Miniaturporträts der Prinzessin Friederike Wilhelmine Sophie von Preußen und ihres Bräutigams<br />

schließlich zu größeren Erfolgen und zu einem Illustrationsauftrag für den Berliner Genealogischen<br />

Kalender auf das Jahr 1769. Als er für 1770 Illustrationen zu „Minna von Barnhelm'' schuf, hatte<br />

er seinen endgültigen Beruf gefunden und war seither als Illustrator u. a. für Basedows Werke und<br />

Lavaters physiognomische Fragmente, für Theaterstücke, Goethes „Werther", für Almanache usw.<br />

sehr gefragt, brachte es schließlich sogar zum Akademiedirektor.<br />

Da über das Privatleben des Künstlers so wenig zu berichten ist - von der liebevollen Schilderung der<br />

zwei größeren Reisen nach Danzig und der Reise nach Dresden und Dessau abgesehen -, liegt das<br />

Schwergewicht mehr auf dem Nachvollzug seines Schaffens, von dem reizvolle Beispiele dem Text beigegeben<br />

sind. Ob die Ausführungen immer kunsthistorischen Erkenntnissen standhalten, sei dahingestellt<br />

(die historischen Exkurse haben wenig Tiefgang); das Verdienst, Liebhaber in origineller<br />

Weise an das umfangreiche Werk Chodowieckis heranzuführen und ihnen die Möglichkeit zur weiteren<br />

Vertiefung der Kenntnisse durch Lektüre von Fachbüchern aufzuzeigen, hat der Autor zweifellos.<br />

Was etwas verblüfft, ist die Tatsache, daß er eine durch Neuauflage so leicht zugängliche Quelle<br />

wie die „Beschreibung der Residenzstädte Berlin und Potsdam" von Friedrich Nicolai anläßlich der<br />

Hinweise auf die von Chodowiecki zusammengetragene Kunstsammlung, die dort im zweiten Band<br />

(1786, S. 835 f.) gewürdigt wird, nicht herangezogen hat. Eva Gießer- Wirsig<br />

Industrialisierung und Gewerbe im Raum Berlin/Brandenburg. Bd. 2: Die Zeit um 1800; die Zeit um<br />

1875. Hrsg. von Otto Busch. Berlin: Colloquium 1977. 186 S., 2 mehrfarb. Karten, 13 Abb. u. Tab.,<br />

Leinen, 98 DM. (Einzelveröff. d. Hist. Kommission zu Berlin, Bd. 19.)<br />

Während in dem 1971 erschienenen ersten Band die Gewerbeentwicklung im brandenburgischen<br />

Raum in der Zeit bis 1850 im Mittelpunkt stand und die Zeit um die Mitte des Jahrhunderts in<br />

Tabellen und einer Karte besonders herausgehoben wurde, enthält der vorliegende Band die Karten<br />

„Gewerbe in Brandenburg um 1800" und „Gewerbe in Brandenburg um 1875". Die Erläuterungen<br />

zu den beiden Karten sind von Otto Busch und Wolfgang Scharfe in dem Beitrag „Gewerbe in<br />

Brandenburg um 1800" und von Otto Busch „Das brandenburgische Gewerbe im Ergebnis der<br />

.Industriellen Revolution'" zusammengefaßt worden. Nicht nur in den Karten, sondern auch in den<br />

Auswertungen wird der zentralen Rolle Berlins bei der Industrialisierung des ganzen Raumes Rechnung<br />

getragen. Einen Einstieg in die Problematik der statistischen Grundlagen sowie der kartographischen<br />

Darstellung bietet Wolfgang Scharfe in dem Aufsatz „Brandenburg in der Gewerbekarte".<br />

Vom selben Verfasser stammt auch der Versuch, mit Hilfe des in der wissenschaftlichen Statistik<br />

ausgebildeten Dreiecksdiagramms „Wirtschaftsstrukturelle Veränderungen in brandenburgischen<br />

Städten 1800—1875" auszuwerten. Hier werden die Anteile der Beschäftigten in Gewerbe, Landwirtschaft<br />

und dem Handels- und Dienstleistungsbereich in eine Beziehung gesetzt. Auffällig ist die<br />

zunehmende landwirtschaftliche Orientierung in den kleineren Städten. - Mit beiden Bänden liegt nun<br />

eine gute Quellendarstellung und -auswertung für die Entwicklung der Industrialisierung in einem der<br />

zentralen deutschen Wirtschaftsräume vor. Felix Escher<br />

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