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Nachrichten<br />

Bismarck-Autographen<br />

im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz<br />

„Wer immer sich in die Geschichte Deutschlands oder Europas während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

vertiefte, mußte zu Bismarck Stellung nehmen . . ." Da sich an der Richtigkeit dieser<br />

Feststellung Erich Eycks (Bismarck - Leben und Werk, 1941 — 44) auch künftig kaum etwas<br />

ändern wird, wollen wir anläßlich von Bismarcks 80. Todestag am 30. Juni 1978 auf einige für die<br />

Urteilsbildung nötige Quellen hinweisen, die sich auch heute noch im Dahlemer Archiv befinden.<br />

Außer Akten aus seiner Amtszeit als preußischer Ministerpräsident, die häufig Bearbeitungsvermerke<br />

oder auch längere Stellungnahmen von ihm enthalten, liegen dort zahlreiche Einzelautographen,<br />

die weniger bekannt, aber recht gut geeignet sind, Politik und Persönlichkeit des<br />

„Eisernen Kanzlers", mitunter auch nur im privaten Rahmen, besser zu beleuchten.<br />

Das Geheime Staatsarchiv hatte seit Kriegsende teils durch Schenkungen von Privatleuten, denen<br />

auch an dieser Stelle gedankt sei, teils bei Autographen-Versteigerungen im In- und Ausland<br />

seinen Bestand an Einzelschriftstücken Fürst Otto von Bismarcks (1815-1898) vermehren und<br />

durch den Erwerb von Faksimiles sowie Ablichtungen entsprechender Autographen aus fremdem<br />

Besitz abrunden können. Diese sogenannten „kleinen Erwerbungen" wurden kürzlich in der Repositur<br />

90 B des Geheimen Staatsarchivs zusammengefaßt, wo sie allen interessierten Besuchern<br />

im Forschungssaal des Archivs innerhalb der Öffnungszeiten zur Einsichtnahme vorgelegt werden<br />

können.<br />

In den rund hundert Einzelschriftstücken aus der Zeit von 1851 bis 1898 werden die unterschiedlichsten<br />

Themen berührt: Da gibt es politische Äußerungen Bismarcks über die Ursachen der<br />

1848er Revolution (1865), den Bonapartismus (1851), die Einstellung der hessischen Bevölkerung<br />

zur Revolution (1853), seine eigene zum Schleswig-Holstein-Konflikt (1864), zum Krieg mit Österreich<br />

(1866), zur Kaiserfrage (1870), über den Feldzug (1870) und die „Konventionen" mit<br />

Frankreich (1871), zu seiner Entbindung vom Amt des preußischen Ministerpräsidenten (1872),<br />

über Preußens Stellung zum Reich (1872), schließlich zur Deutschen Post (1879-1882) oder auch<br />

zu Finanzfragen (u.a. 1863 und 1869). Andere Stücke stehen bereits am Übergang von der öffentlichen<br />

zur privaten Sphäre, wie etwa Bismarcks Stellungnahme zu einer satirischen Zeitungsmeldung<br />

(1859), die Bitte eines Amerikaners um ein Autogramm (1864) oder die eines Hamburgers, er<br />

möge doch einem Duell mit Rudolf Virchow aus dem Wege gehen (1865), ferner einige anonyme<br />

Briefe an ihn aus der Zeit des Deutschen Krieges (1866) oder Huldigungsgedichte. Bismarcks<br />

Persönlichkeit erfassen wir deutlicher, wenn er einem Gutsbesitzer in Pommern seine Einstellung<br />

zum Christentum darlegt (1865), als Staatsbürger erhält auch er einen Einkommenssteuerbescheid<br />

(1866), als Feinschmecker zeigt ihn ein begeistertes, Dankschreiben an den britischen Gouverneur<br />

von Helgoland, dem er für eine Sendung Hummer dankt (1869). Mit seinem durch Wohlleben<br />

oftmals gefährdeten Gesundheitszustand beschäftigt sich ein Brief seines Arztes aus dem Jahre<br />

1870. Als Landwirt erscheint Bismarck in der Akte eines Baumschulenbesitzers in Klein-Flottbeck,<br />

der mit ihm ausführlich über die Einführung neuer Baumarten korrespondiert hat (1872 ff.),<br />

aber auch in anderen Schreiben, die seine Varziner Güter betreffen (1877—1879). Mit<br />

seiner Pension befaßt sich ein Brief Chrysanders (1890). Anderes Material bezieht sich auf die<br />

Feier seines 80. Geburtstages (1895), und erwähnenswert sind schließlich die Erinnerungen des<br />

Geheimen Hofrats Schulz an die Arbeitsstätte Bismarcks in der Reichskanzlei, geschrieben 1921.<br />

Der Bismarck-Interessent sei noch darauf aufmerksam gemacht, daß sich der persönliche Nachlaß<br />

des Kanzlers im Schloßarchiv der fürstlichen Familie in Friedrichsruh und weiteres behördliches<br />

Schriftgut aus seiner Amtszeit als Ministerpräsident (außer im Geheimen Staatsarchiv) heute auch<br />

infolge kriegsbedingter Aktenauslagerungen im Zentralen Staatsarchiv der DDR in Merseburg befindet.<br />

Die Akten der 1878 von Bismarck als Zentralbüro des Reichskanzlers gegründeten Reichskanzlei<br />

werden, soweit sie vor 1945 bereits ins Reichsarchiv gelangt waren, bis auf weniges Verlorene<br />

heute in einer weiteren Abteilung des genannten DDR- Archivs in Potsdam verwahrt,<br />

während das Bundesarchiv in Koblenz nur über einen geringen Nachlaßrest Bismarcks, aber über<br />

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