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aus den Fugen geriet - Max Osborn hat nicht ohne Grund hierbei regelmäßig von einer<br />

„Verwilderung" gesprochen. Diese herbe Kritik in einem beinahe noch zeitgenössischen,<br />

wenn auch privaten Kunstführer 10 zeigt die damals herrschende Kluft auf - und an ein<br />

offizielles Berliner Inventar war noch viel weniger zu denken.<br />

Die folgenden Kriegs- und Nachkriegsereignisse brachten auf diesem Gebiet ohnehin<br />

alles zum Erliegen. Kommunalpolitisch schuf die Bildung von Groß-Berlin 1920 eine<br />

zusätzlich erschwerte Situation. Sie hinderte indes nicht, über die Versäumnisse der Vergangenheit<br />

weiterhin ein hartes Urteil zu fällen, wie es beispielsweise Stadtsyndikus und<br />

Bürgermeister Friedrich Lange tat, als er unter dem 10. 1. 1923 in seinem Tagebuch<br />

notierte: „Die Denkmalpflege von Alt-Berlin ist ein trauriges Kapitel. In einer Zeit, als<br />

der Stadt reichlich Mittel zur Verfügung standen, besonders in den letzten zwanzig<br />

Jahren vor dem Kriege, wo der Berliner Haushalt im Drucksatz stehen bleiben konnte und<br />

der Kämmerer Mühe hatte, die Überschüsse zu verschleiern, ist vom Magistrat wenig<br />

genug getan worden, um historisch und künstlerisch Wertvolles vor der Spitzhacke zu<br />

retten. Man glaubte offenbar sein Gewissen damit beruhigen zu können, daß man kleine<br />

Erinnerungsstücke aus Abrissen für ein später zu errichtendes Museum in Verwahrung<br />

nahm. Wieviel hätte an den Ufern des alten Schleusengrabens, in der Friedrichsgracht, der<br />

Spree- und Petristraße, am Molkenmarkt, im Krögel und anderswo unter Schutz genommen<br />

werden müssen. Aber der Berliner Freisinn perhorreszierte nun einmal den Eingriff in<br />

das Privateigentum." 11<br />

Erst im Jahre 1934 trat mit der Errichtung des Amtes für Denkmalpflege in Berlin eine<br />

Konsolidierung ein; erster Provinzialkonservator für die Reichshauptstadt wurde Mag.-<br />

Oberbaurat Walter Peschke 12 . Unmittelbar darauf begannen die Aufnahmen zu einer Vorinventarisation<br />

der Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin, die 1935 in das Hauptunternehmen<br />

einer umfassenden Inventarisation einmündeten. Deren Bearbeiter waren der Architekt<br />

Dipl.-Ing. Heinrich Richartz und der Kunsthistoriker und Pinder-Schüler Dr. Wilhelm<br />

Boeck; Einzelheiten aus dem Wirken jener Jahre bringt der hier folgende Artikel.<br />

Der 2. Weltkrieg vernichtete nicht nur die Früchte dieser Arbeit, sondern auch das in<br />

Jahrhunderten gewachsene Tätigkeitsfeld der Denkmalpfleger. Unter völlig veränderten<br />

Voraussetzungen begannen die Konservatoren von neuem; Namen wie Hinnerk Scheper<br />

und Paul Ortwin Rave stehen dabei als Verpflichtung und Vermächtnis. Die seit 1955 in<br />

Abständen erscheinenden Inventarbände „Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin",<br />

ergänzt durch handliche Kurzführer wie etwa die „Kleine Baugeschichte Zehlendorfs"<br />

(1970), vermögen nun auch auf publizistischem Gebiet eine lange Zeit als schmerzlich<br />

empfundene Lücke zu schließen.<br />

Anmerkungen: I<br />

1 In: Zeitschrift f. Stadtgeschichte, Stadtsoziologie und Denkmalpflege, Jg. 2 (1975), S. 134—143.<br />

2 Richard Borrmann: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin, Berlin 1893, S. 103.<br />

3 Zur Methode und zur Beurteilung Nicolais siehe Horst Möller: Aufklärung in Preußen. Der Verleger,<br />

Publizist und Geschichtsschreiber Friedrich Nicolai. Berlin 1974, S. 324 ff. (Einzelveröff. d. Hist. Kommission<br />

zu Berlin, Bd. 15).<br />

4 So im Vorwort zu Teil II von „Berlin und seine Bauten". Berlin/München 1964.<br />

5 Über die „Denkmalpflegerischen Grundsätze Schinkels" siehe: Karl Friedrich Schinkel - Lebenswerk. Hrsg. v.<br />

Paul Ortwin Rave. Bd. 10: Mark Brandenburg, bearb. v. Hans Kania u. Hans-Herbert Möller. Berlin/München<br />

1960, S. 224. Der Text der grundlegenden, von Schinkel geprägten Denkschrift der Berliner Ober-Baudeputation<br />

von 1815 ist wiedergegeben in: Die Denkmalpflege, Jg. 3 (1901). S. 6-7. Zum Folgenden siehe Mielke (wie<br />

Anm. 1), S. 138ff., mit weiterführender Literatur.<br />

6 Walter Peschke: Aufgaben der Denkmalpflege in Berlin, in: Zeitschr. d. Vereins f. d. Geschichte Berlins.<br />

Jg. 55 (1938). S. 81.<br />

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