14.12.2012 Aufrufe

Similar

Similar

Similar

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

sinniger Betrachtung oder zu touristischen Werbezwecken, sondern auch mit dem Ziel<br />

einer offiziellen Bestandsaufnahme, um den Besitz, den Wert und gegebenenfalls auch die<br />

Schutzwürdigkeit zu dokumentieren. Alle drei Zielrichtungen liegen oft sehr nahe beieinander<br />

und können sich sogar wechselseitig bedingen.<br />

Friedrich Mielke hat kürzlich in seinem aufschlußreichen Überblick „Zur Genesis der<br />

Kunstdenkmäler-Inventarisation" 1 die Stationen dieser Entwicklung kurz aufgezeigt. Von<br />

den Verzeichnissen antiker Tempelschätze und den touristischen Reisebeschreibungen<br />

eines Herodot, Pausanias oder Marco Polo spannt sich der Bogen über die mittelalterlichen<br />

Bestandsaufnahmen in den Territorien zur Manifestation der Besitzrechte, etwa<br />

im Landbuch Kaiser Karls IV. von 1375 oder den kirchlichen Visitationsbüchern, bis zu<br />

den modernen Kunstführern eines Karl Baedeker (seit 1829), Jacob Burckhardts „Cicerone"<br />

oder dem Standardwerk unserer Tage, dem 1905 von Georg Dehio begründeten<br />

„Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler". Hier setzen bereits (sieht man vom „Baedeker"<br />

ab) die großen spezialisierten Reihenwerke ein, die sich dann gleichsam zu einer<br />

Institution entwickeln und wiederkehrend neu aufgelegt werden. Als optische Ergänzung<br />

zum „Dehio" ist schließlich seit einigen Jahren das von Reinhardt Hootz besorgte, vielbändige<br />

Bildhandbuch der „Deutschen Kunstdenkmäler" zu nennen, das für Ost und<br />

West in gleicher Ausstattung erschienen und in dessen Brandenburg-Band (1971) die<br />

Stadt Berlin in zeitgemäßem Umfang vertreten ist.<br />

Beschränken wir uns auf Berlin, so beginnt die Bestandsaufnahme der Stadt (im modernen<br />

Sinn) mit Georg Gottfried Küsters voluminösem Werk „Altes und Neues Berlin", dessen<br />

4 Teile (1737—1769) ein mit „schulmeisterlicher Emsigkeit zusammengetragenes Material"<br />

2 ausbreiten, in vielem unzulänglich und nicht durchweg auf eigener Anschauung<br />

basierend, doch wegen der Detailschilderungen auch wiederum wertvoll. Unmittelbar<br />

anschließend setzte der Buchhändler und Schriftsteller Friedrich Nicolai mit seiner „Beschreibung<br />

der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam" einen bedeutsamen<br />

Markstein: seine in drei Auflagen (1769—1786) erschienene Enzyklopädie über alles<br />

lebende und steinerne „Inventar" von Preußens Hauptstadt gilt als eine der bemerkenswertesten<br />

Bestandsaufnahmen auch der Bau- und Kunstdenkmäler, zugleich eine der<br />

ersten, die sich so umfassend einer einzelnen Stadt widmeten. Freilich — bei der Vielfalt des<br />

Gebotenen konnte Nicolai oft nur an der Oberfläche bleiben, selbst dort, wo er die<br />

„inneren Merkwürdigkeiten" beschreibt. Aber er hat fleißig die Quellen benutzt und ist<br />

somit, über die bloße Anschauung hinaus, tiefer in die Geschichte einzelner Objekte eingedrungen<br />

3 .<br />

Rund ein Jahrhundert später erst kommen die Fachleute zu publizistischen Ehren, denn<br />

das vom Berliner Architekten-Verein 1877 herausgebrachte Werk „Berlin und seine<br />

Bauten" (2. Aufl. 1896) war in erster Linie für Techniker bestimmt, verdient aber gleichwohl<br />

historische und denkmalpflegerische Beachtung. Erst nach dem 2. Weltkrieg fand<br />

es eine Neubearbeitung bzw. Fortsetzung durch das vom heutigen Berliner Architektenund<br />

Ingenieur-Verein betreute Reihenwerk gleichen Titels. Da es nur „typische Beispiele"<br />

herausgreift, ist es nicht eigentlich als Inventar anzusehen und strebt auch keine Konkurrenz,<br />

lediglich eine Ergänzung zu dem vom Amt für Denkmalpflege herausgegebenen<br />

Sammelwerk der „Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin" an 4 .<br />

Dieses Nebeneinander von technisch-exemplarischer und kunstgeschichtlich-analytischer<br />

Bestandsaufnahme gab es bereits Ende des vorigen Jahrhunderts, als der Berliner Magistrat<br />

den Auftrag zu einer historischen Dokumentation der städtischen Kunstbauten<br />

236

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!