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nun HOjährig, den 1. Band vorlegte, die Geschichte der Mark Brandenburg; bis 1969 folgten vier weitere<br />

Bände, die bis zur Auflösung der Mark Brandenburg im Jahre 1815 führten. Johannes Schultze<br />

hat uns damit die erste große Darstellung der märkischen Geschichte überhaupt gegeben und darüber<br />

hinaus die erste Geschichte der Mark, die durchgehend auf einer kritischen Aufarbeitung der Quellen<br />

aufgebaut ist. Auch in diesem opus maximum war sein Blick ebenso wie in seinen Abhandlungen und in<br />

seinem Prignitz-Buch stets auf das geschichtliche Leben in seiner Ganzheit und in seiner inneren Verflochtenheil<br />

gerichtet; was Strukturgeschichte und was sozialer Konflikt ist, das hat Johannes Schultze<br />

sehr gut gewußt, wenn er auch die Termini nicht gebraucht hat. Johannes Schultze hat für die märkische<br />

Geschichtsforschung einen neuen Grund gelegt. Wer immer jetzt und in Zukunft märkische Geschichte<br />

treibt, er wird von seinem Werk auszugehen haben.<br />

So groß die Bedeutung gewesen ist, die Schultze als Lehrer und als Forscher für unseren Fachbereich<br />

gehabt hat, so sind wir ihm doch noch auf eine andere Weise Dank schuldig. Eine nicht geringe Wirkung<br />

ist auch von der besonderen Art ausgegangen, auf die er Mensch war. Johannes Schultze konnte nach<br />

außen gelegentlich ein rauhes Wesen zeigen. Aber jeder, der ihn näher kennenlernen durfte, weiß, daß<br />

dahinter ein fast kindhaft reines Herz voll Liebe und Güte schlug, das gänzlich außerstande war, einem<br />

anderen Menschen Böses zuzufügen. Diesem seinem Daimonion gesellte sich das Teil, das Tyche ihm<br />

verliehen hatte. Johannes Schultze war seinem Wesen nach ein Preuße, aber freilich ein Preuße von<br />

besonderer Art. In diesem alten Gelehrten lebte unter uns ein Stück des alten Preußen, das Preußen der<br />

Schlichtheit und Anspruchslosigkeit, des treuen und hingebenden Dienstes an der Sache, der gehorsamen<br />

Pflichterfüllung, der unbedingten Rechtlichkeit und Redlichkeit, der Nüchternheit auch und der<br />

Skepsis gegenüber den großen Worten. In dem Sohne eines protestantischen märkischen Pfarrhauses<br />

und dem Zögling der altehrwürdigen hohen Schule zur Pforte verband sich das altpreußische Ethos des<br />

„Mehr sein als scheinen" mit der Tradition des protestantischen Humanismus Wittenberger Prägung.<br />

Dies treu bewahrte Erbe hat ihn gefeit gegenüber den Versuchungen seiner Zeit, dem Borussismus, dem<br />

Wilhelminismus und schließlich dem Hitlerismus. Auch für ihn, der das Preußentum des alten Fontane<br />

gelebt hat, gilt das Wort aus dem „Stechlin": „Aber die wirklich Vornehmen, die gehorchen; nicht einem<br />

Machthaber, sondern dem Gefühl der Pflicht."<br />

Der Fachbereich Geschichtswissenschaften der Freien Universität Berlin ist stolz darauf, daß er diesen<br />

hervorragenden Gelehrten und reinen Menschen zu den Seinen zählen darf. In Dankbarkeit und Ehrfurcht<br />

nimmt er Abschied von seinem Mitglied Johannes Schultze.<br />

Zur Denkmalpflege und Stadtplanung in Ost-Berlin<br />

Nach Angaben der Zeitung „Neues Deutschland" vom 12. Oktober 1976 soll die Gegend um den Hackeschen<br />

Markt/Sophienstraße und Große Hamburger Straße rekonstruiert werden, worunter Modernisierung und Ausbau,<br />

auf jeden Fall aber Erhaltung zu verstehen ist. Man möchte dort Altberliner Handels- und Dienstleistungseinrichtungen<br />

sowie Kunsthandwerker mit kleinen Werkstätten ansiedeln. Weiter sind Boulevard-Cafes. Bierstuben und Eisdielen,<br />

Kaufhallen, sechs Gaststätten, ein Warenhaus. Bibliotheken. Filmtheater, ein Feierabendheim sowie Sportund<br />

Grünanlagen vorgesehen. Nach Abschluß dieser Maßnahmen wird das gesamte Viertel 27 000 Einwohner<br />

haben.<br />

Derartige Arbeiten zur Erhaltung von Altbausubstanz aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert sind am<br />

Arnimplatz im Bezirk Prenzlauer Berg abgeschlossen worden. Bis 1990 soll auch das Gebiet um die Wilhelm-<br />

Pieck-Straße. die frühere Lothringer Straße, umgestaltet werden; die Architekten wurden bereits zu einem Ideenwettbewerb<br />

aufgerufen. Am Deutschen Schauspielhaus wurde das Giebelrelief inzwischen weitgehend fertiggestellt,<br />

die Figurengruppe „Apollo mit den Greifen" wird in Kürze auf ihrem alten Standort über dem Dachfirst aufgestellt.<br />

Im Friedrichsfelder Barockschloß gehen die komplizierten Innenarbeiten weiter. Die Neugestaltung der Eingangshalle<br />

zum Pergamonmuseum. Ausbauarbeiten im Bode-Museum und Vorbereitungen zum Wiederaufbau des<br />

Neuen Museums sind gleichfalls in die Wege geleitet. Auf den Listen der zu schützenden Bau- und Kunstdenkmäler<br />

der DDR stehen gegenwärtig 30000 Objekte. Nicht zuletzt aus diesem Grunde nimmt am 1. Januar 1977 ein<br />

„VEB Denkmalpflege" die Arbeit in Ost-Berlin auf, der aus der Abteilung Bau des Instituts für Denkmalpflege<br />

hervorgegangen ist.<br />

im künftigen neuen (21.| Stadtbezirk im Gebiet Biesdorf-Marzahn will der Magistrat von Ost-Berlin den Grundsatz<br />

verwirklichen, daß zwischen vorhandener historischer Bausubstanz (beispielsweise wird der Dorfanger von Marzahn<br />

erhalten und erneuen) und den Neubauten eine harmonische Einheit hergestellt wird. Gegenwärtig arbeiten die<br />

Arbeitsgruppe 9. Stadtbezirk, die Aufbauleitung für die Neubauten und die Kunsthochschule Weißensee an einer<br />

Studie, die dieses Ziel aufgreift. Der neue Stadtbezirk wird nach seiner Fertigstellung insgesamt rund 170000 Einwohner<br />

zählen. H. G. Schultze-Berndt<br />

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