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Foto: Geheimes Staatsarchiv<br />

Piaton hat bekanntlich im Theaitetos als Grundvoraussetzung, als apcn des wissenschaftlichen Denkens<br />

die Begabung zum Verwundern bezeichnet, die Fähigkeil, ein Gegebenes nicht als gegeben hinzunehmen,<br />

sondern nach seinem Warum zu fragen. Diese Gabe war Johannes Schultze in hohem Maße eigen. Es<br />

überrascht deshalb nicht, daß seine Lehrtätigkeit an unserem Institut von einer großen Zahl gelehrter<br />

Abhandlungen begleitet wurde, die - mit den Mitteln formaler wie inhaltlicher Quellenkritik — dem<br />

Warum von Gegebenheiten der märkischen Geschichte nachgingen, Gegebenheiten, die zu nicht geringem<br />

Teil bisher unbefragt geblieben waren. Politische Geschichte, Territorialgeschichte, Verfassungsgeschichte,<br />

Ständegeschichte, Städtegeschichte, alle diese Bereiche des geschichtlichen Lebens beschäftigten<br />

ihn in gleicher Weise, „ von der Mark Brandenburg zum Großstaat Preußen" - so der Titel eines<br />

seiner Aufsätze - schlug er den Bogen, die Stellung des Jaxa von Köpenick im Jahre 1150 fesselte ihn<br />

ebenso wie die Haltung Hannovers 1866. Grundfragen der älteren märkischen Geschichte sind durch<br />

Johannes Schultze erst eigentlich als Fragen erkannt worden, wie etwa die des Rechtsverhältnisses der<br />

Mark zum Reich, der verfassungsrechtlichen Stellung der Stadt Brandenburg in der Mark, der Unterscheidung<br />

von ritterlichem Eigen und Lehen in den Ländern östlich der Elbe, der Stadtviertel als städtegeschichtlichen<br />

Problems. Bis in seine letzte Lebenszeit hinein hat er in solcher Weise am wissenschaftlichen<br />

Leben teilgenommen. An Widerspruch hat es seinen Arbeiten keineswegs gefehlt. Aber gerade darin,<br />

daß sie Mitstrebende zur Auseinandersetzung zwangen, zeigte sich der wissenschaftliche Wert seiner<br />

Untersuchungen. An einer von Johannes Schultze aufgestellten These konnte und kann keiner vorüber,<br />

der sich mit diesen Fragen beschäftigt.<br />

Seine gelehrten Abhandlungen würden vollauf ausreichen, um Schultze seinen Ruf als bester Kenner<br />

der märkischen Geschichte zu sichern. Aber damit war es ihm nicht genug. Vielleicht war auch der Geschichtsschreiber<br />

der Mark eine „Natur, der das Greisenalter das Gemäße ist", wie Thomas Mann einmal<br />

von dem großen märkischen Wanderer gesagt hat. Doch müssen wir hier dankbar auch der hingegangenen<br />

Gattin und der Tochter gedenken, deren aufopfernde Fürsorge es Johannes Schultze ermöglichte,<br />

im biblischen Alter noch die Früchte lebenslanger Bemühung zu ernten. Denn als 75jähriger ließ er<br />

1956 sein erstes größeres Werk zur märkischen Geschichte erscheinen, sein Buch über die Prignitz, eine<br />

vortrefflich gearbeitete, nach allen Richtungen ausgreifende, moderne Fragestellung aufnehmende Landesgeschichte.<br />

1960 folgte ein Buch von nur scheinbar geringerem Rang, seine Geschichte von Rixdorf-<br />

Neukölln, das Modell geradezu einer Ortsgeschichte, in dem er exemplarisch eine Vielzahl von Phänomenen<br />

des strukturellen und kulturellen Werdens in der Mark behandelte und das ihm nicht ohne Grund<br />

besonders wert war. Von der Arbeit an diesen Bänden hat sein Hauptwerk profitiert, von dem er 1961,<br />

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