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Gesamtwerk des Dichters ein. Sie sind aber auch ein ganz besonderes Dokument hinsichtlich<br />

der sozialpolitischen Bedeutung innerhalb der breiten, aber so seichten Ströme der Kriegsberichterei<br />

jener Zeit und nicht weniger eine stille Kritik an der von Moltkes Generalstab<br />

geübten Vorbehalte der militärischen Historik. Diesem Thema sind die Berichte wichtig, und<br />

es steht zu erwarten, daß die sozialpolitischen Probleme der Fontaneschen Kriegshistorik in<br />

der in Arbeit befindlichen Dissertation eines Urenkels des Dichters, Jörg von Forster, einer<br />

Klärung zugeführt werden. Hermann Fricke<br />

Christa Wolf: Unter den Linden. Drei unwahrscheinliche Geschichten. (Ost-)Berlin: Aufbau-<br />

Verlag 1974. Lizenzausgabe Darmstadt: Luchterhand 1974. 169 S., Leinen, 22 DM.<br />

Christa Wolf, profilierte Schriftstellerin der DDR und wohnhaft in Kleinmachnow bei Berlin,<br />

stellte sich auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse mit ihrem neuesten Buch dem hiesigen<br />

Publikum vor. Nach „Der geteilte Himmel" und „Nachdenken über Christa T." legt die Trägerin<br />

des Heinrich-Mann-Preises und des Nationalpreises der DDR neben der fast traumatischen<br />

Titelgeschichte mit „Neue Lebensansichten eines Katers" und „Selbstversuch" erstmalig Satiren<br />

vor. Der Inhalt dieser drei Texte ist transparent und daher gut verständlich. Eine Frau - autobiografische<br />

Züge scheinen sichtbar - begegnet im Traum auf Berlins berühmtester Straße einem<br />

alten Freund, trifft einen ungenannten Mann und fühlt sich ständig von einem Mädchen beobachtet;<br />

ein stets im Dunkeln verbleibendes Moment.<br />

Absurd ist des Katers Bericht über seinen Professor, dessen Versuch, den Menschen mit all seinen<br />

Lebensgewohnheiten zu katalogisieren, an E. T. A. Hoffmanns Geschichte vom „Kater Murr"<br />

erinnert.<br />

Das irreale Experiment, welchem sich eine junge Wissenschaftlerin unterzieht, um als „Mann auf<br />

Zeit" den psychischen Unterschied der Geschlechter zu analysieren, ist Thema der zweiten Satire.<br />

So phantastisch diese drei Inhalte sind, so ernsthaft setzen sie sich doch mit dem Erscheinungsbild<br />

unserer Zeit und den sich daraus ergebenden Konsequenzen für den einzelnen Menschen auseinander.<br />

Ergänzend sei vermerkt, daß die Ausgabe des Aufbau-Verlages drei Farbillustrationen<br />

von Harald Metzkes enthält. Klaus P. Madet<br />

Klaus-Dieter Wille: Berliner Landseen. Bd. I: Vom Haiensee zu den Rudower Pfuhlen.<br />

Bd. II: Vom Heiligensee zur Krummen Laake. Berlin: Haude & Spener/Hessling 1974. 90 und<br />

88 S. mit Abb., brosch., je 14,80 DM. (Berlinische Reminiszenzen Bd. 40 und 41.)<br />

Ein Charakteristikum der Berliner Landschaft sind - neben den seenartig ausgeweiteten Flußgebieten<br />

der Spree im Osten und der Havel im Westen - die recht zahlreichen, über das<br />

gesamte Stadtgebiet verteilten kleinen Seen und Teiche. Der Verfasser hat sich in den vorliegenden<br />

beiden schmalen Bändchen die Aufgabe gestellt, die große Bedeutung dieser oft unscheinbaren<br />

Wasserflächen für unsere Umwelt in Vergangenheit und Gegenwart herauszuarbeiten.<br />

Die Darstellungen der einzelnen Seen, die hier nach geographischen Gesichtspunkten<br />

geordnet sind, enthalten neben geologischen, botanischen und wasser- und forstwirtschaftlichen<br />

auch historische Themen. Erfreulich ist, daß beide Teile der Stadt in gleicher Weise vertreten<br />

sind. Nicht alle Landseen konnten berücksichtigt werden, die Auswahlprinzipien bleiben<br />

oft unklar. Im Süden hätten die zahlreichen Teiche zwischen Steglitz und Tempelhof, etwa<br />

der Kelchpfuhl und die Blanke Helle, durchaus Erwähnung finden können.<br />

Während einzelne Aspekte, etwa der Umfang der zivilisatorischen Schäden, insbesondere aus<br />

den letzten Jahren, erschreckend deutlich gemacht werden konnten, bleiben die historischen<br />

Anmerkungen sehr fragwürdig. So ist z. B. das Dorf Stolpe am Rande des Stölpchensees (Bd. I<br />

S. 53 ff.) noch nicht 1197 genannt worden. Das in einer Dotationsurkunde 1197 (Riedel, Codex<br />

Diplom. Brandenb. A 7, S. 469) genannte „Stülp" lag bei Paretz im Havelland. An den wüstgefallenen<br />

Ort erinnerten noch im 16. Jh. die „Stolpischen Hufen" in der Feldmark Paretz<br />

(Riedel, CDB A 7, S. 488). Auch die für 1624 genannte Bevölkerungszahl ist unrichtig. Der<br />

geschraubte Stil führt überdies zu offensichtlich falschen Aussagen (S. 53 unten). Bei der Beschreibung<br />

des weiter südlich gelegenen Griebnitzsees (Bd. I S. 56 ff.) fehlt die in der Literatur<br />

längst diskutierte glazialmorphologische Deutung der für große Teile der Mark typischen<br />

Oberflächenform des Sees. Die Liste der Monita kann beliebig fortgesetzt werden. Auch das<br />

Literaturverzeichnis vermag nicht zu befriedigen.<br />

Positiv hingegen sind die gute Bebilderung und die Tabellen mit den wichtigsten Daten zu<br />

den besprochenen Seen hervorzuheben. Es bleibt im Interesse an der Sache zu hoffen, daß<br />

die Bändchen, trotz aller Mängel, ihre Aufgabe erfüllen und ein größeres Interesse an der<br />

Erhaltung und Pflege der immer stärker bedrohten Wasserflächen wecken können.<br />

Felix Escher<br />

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